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1937-1949 Yenanperiode und Endkampf zwischen Kommunisten und Kuomintang

Die Sowjetrepublik in Yenan: Guerillakommunismus

In dieser Zeit regierte die KP Chinas von der Stadt Yenan aus, wo sich auch das Hauptquartier der Armee befand. In diesem Gebiet errichtet die KP unter Führung Mao Tse-tungs (Mao Zedongs), der seit 1935 Vorsitzender des ZK (Zentralkomitees) der KP Chinas ist, eine neue Sowjetrepublik.

"In dem überaus armen und kargen`Land der gelben Erde` wird die kommunistische Utopie auf eine primitive Weise Wirklichkeit. Es entstehen Schulen, Werkstätten, Laientheater, Sporthallen, eine Militär-Kaderschule und eine Universität, wobei man die seit jeher bewohnbaren Höhlen der Lößhügel-Landschaft benutzt. Bei harter Arbeitsmoral, puritanischer Lebensweise und militärischem Drill werden Grundformen gleichberechtigten Zusammenlebens praktiziert und der Sippenzwang und die Unterordnung der Frau aufgehoben. Mit dem Erlernen der Schrift setzt zugleich die politische Schulung ein." (Michel et al., a.a.O., S. 326)


Die Einheitsfront gegen Japan: Kommunistische Grundüberlegungen

Folgende Gründe veranlassten die KP Chinas, gegen das vordringende Japan die Zusammenarbeit mit der Kuomintang zu suchen:

- die Annahme, man könne sich auf Kosten der Kuomintang, die einer Zusammenarbeit kritisch gegenüberstand, profilieren, indem man sich als konsequente nationale, antijapanische Kraft präsentiere.

- der Glaube, die nationale Begeisterung könne maßgebliche Teile der Bevölkerung, nämlich die Masse der Bauern sowie das national gesinnte Bürgertum (Unternehmer, Kaufleute) und Teile der Intelligenz, für das Programm der Kommunisten gewinnen. Es handelte sich für die Kommunisten um eine "antiimperialistische Einheitsfront".

- die Hoffnung, die militärische Kraft der Kuomintang, die ja dem japanischen Angriff an der Küste unmittelbar ausgesetzt war, würde sich verschleißen, während die eigenen militärischen Kräfte gestärkt aus der Auseinandersetzung hervorgehen würden.

- die Einschätzung, dass man den Kampf gegen Japan nicht allein gewinnen könne.

Auf dem 7. Kongress der Komintern 1935 in Moskau erhielten die kommunistischen Parteien vor allem vor dem Hintergrund des Sieges des Nationalsozialismus in Deutschland zudem den Auftrag, Einheitsfronten mit allen antifaschistischen Gruppen zu bilden. In China bedeutete das ein erneutes Zusammengehen der KP Chinas mit der Kuomintang, und zwar gegen Japan.


Die Einheitsfront gegen Japan: Der Zwischenfall von Sian (Dezember 1936)

Nach wie vor ging Tschiang Kai-shek ungeachtet der kommunistischen Pläne für eine Zusammenarbeit militärisch gegen diese vor, bis der "Zwischenfall von Sian" am 11. Dezember 1936 die Situation von Grund auf verwandelte. "Als der Generalissimus (Tschiang Kai-shek) die Nordarmee nicht zur Eroberung der Mandschurei, sondern zur Vertreibung der Kommunisten einsetzen wollte, wurde er in Sian an der Grenze von Shensi von rebellierenden Offizieren, die ihn zur antijapanischen Einheitsfront zwingen wollten, gefangengesetzt" (ebd., S. 326).

Als Bedingung für seine Freilassung musste er der auch von Moskau unterstützten Einheitsfront gegen Japan zustimmen, wobei die Rote Armee nur formell unter seinem Kommando stand.


Die Einheitsfront gegen Japan: Volkskrieg und Sieg über Japan

Anfangs hatten die Japaner Erfolge und drangen weit in China vor. Berüchtigt ist das Massaker von Nanking vom 13. Dezember 1937, das die japanischen Truppen unter den Chinesen anrichteten und dem Tausende zum Opfer fielen. Aber auf Dauer wendete sich das Blatt.

Während die Kuomintang nur mit halbem Herzen gegen die Japaner kämpfte, um ihre Truppen für den Endkampf mit den Kommunisten zu schonen, und die Japaner ins Landesinnere vordrangen, kämpften die Kommunisten mit voller Kraft, zum einen gestützt auf die Rote Armee, zum andern aber auch als Partisanen hinter den japanischen Linien. Sie praktizierten den Krieg nach Maos Lehre vom Volkskrieg. Es galten folgende Grundsätze:

  • "Erst den zersplitterten und isolierten Feind, dann den konzentrierten und starken Feind angreifen."
  • "Erst kleine Städte, mittelgroße und ausgedehnte ländliche Gebiete, dann die Großstädte einnehmen."
  • "Das Hauptziel ist, die lebende Kraft des Feindes zu vernichten, nicht Städte und Gebiete zu halten oder einzunehmen."
    (Worte des Vorsitzenden Mao Tse-tung, sogenanntes "Rotes Buch", zweite Auflage 1966, S. 112)

Die kommunistischen Partisanen sollten wie die Fische im Wasser der eigenen Bevölkerung schwimmen, also in dieser immer wieder Deckung finden können.

Auf diese Weise ging die Rechnung der Kommunisten auf: Sie fanden die gewünschte massenhafte Unterstützung im Volk. Als Japan 1945 kapitulierte, hatte sich die Rote Armee von 80.000 auf 900.000 Mann vermehrt (nach: ebd., S. 327). Zugleich hatte die korrupte Kuomintang stark abgewirtschaftet, obwohl sie von den Amerikanern mit Kriegsgütern und Ausbildern unterstützt worden war.


Endkampf zwischen Kommunisten und Kuomintang (1946-1949)

Die Amerikaner setzten in China auf Tschiang Kai-shek. Als dieser Reformen verweigerte, reduzierten sie aber ihre finanzielle und militärische Unterstützung.

Auch Stalin hielt sich nicht an Mao, sondern an Tschiang. Auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 - Deutschland stand kurz vor der Kapitulation, eine japanische Kapitulation war aber noch nicht so schnell abzusehen - verpflichtete sich Stalin, "spätestens drei Monate nach Ende des Krieges in Europa gegen Japan anzutreten, und Churchill und der todkranke Roosevelt versprachen ihm - auf Kosten Chinas - einen hälftigen Anteil am mandschurischen Bahnnetz, die Benützung von Port Arthur als Kriegshafen, eine Sonderstellung im Handelshafen Dairen und die Beibehaltung des Status quo für die Außenmongolei (als Satellit Moskaus). Stalin war nun so weit gegangen, dass er seine Erwerbungen in China nur sichern konnte, indem er Tschiang als den einzigen chinesischen Partner behandelte" (Mehnert, a.a.O., S. 256). Mao gegenüber hätte er sich eine solche imperialistische Politik nicht leisten können.

Tschiang erfüllte unter amerikanischem Druck die von Großbritannien und den USA Stalin gemachten Zusagen im August 1945.

Im November 1948 eroberten die chinesischen Kommunisten Mukden und beherrschten nun die Mandschurei. Danach besetzten sie im Januar 1949 Tientsin und Peking und im weiteren Verlauf des Bürgerkrieges ganz China. Die Nationalregierung musste nach Kanton fliehen, dann nach Formosa (dem heutigen Taiwan).

Am 1. Oktober 1949 wurde in Peking die kommunistische Volksrepublik China ausgerufen. Stalin, der bei seinem Rückzug aus der Mandschurei, dem damals größten Industrierevier Asiens, noch den größten Teil der Maschinen in die Sowjetunion hatte abtransportieren lassen, schwenkte um und anerkannte diese einen Tag später (nach: ebd., S. 259).


Gründe für die Niederlage der Kuomintang

"Zu Beginn des Krieges hatte die Nationalarmee die dreifache Stärke und war mit modernen Waffen vorzüglich ausgestattet. Aber die Führung war unsicher oder unfähig, die Soldaten, meist zwangsrekrutierte Bauern, wussten nicht, wofür sie kämpften. Gegen Ende des Krieges liefen ganze Truppenteile zu den Kommunisten über. Eine rapide anwachsende Geldentwertung begünstigte die weit verbreitete Spekulation und Korruption; auch in den Städten verlor Tschiang Kai-shek ständig an Boden.

Aber die eigentlichen Gründe für die moralische Krise und die totale Niederlage lagen tiefer. Die nationale Einheitspartei, die unter der Führung Sun Yat-sens eine revolutionäre Grundlage und ein soziales Reformprogramm besaß, stützte sich nach der Liquidation der Kommunisten im Jahre 1927/28 immer mehr auf das Offizierskorps und die Bürokratie; die Vernichtung oder Auflösung der kommunistisch gelenkten Bauernbünde und Gewerkschaften raubte ihr die Massenbasis. Die Mitglieder des Führungsgremiums der KMT (Kuomintang) stammten aus der Honoratiorenschicht, aus Grundbesitzerfamilien oder aus Kaufmanns- und Bankierskreisen, deren Sippenverbände über Großgrundbesitz verfügten. Jeder Versuch, durch eine umstürzende Agrarreform die soziale Struktur zu verändern, musste an den Klasseninteressen der herrschenden Elite scheitern. Auch minimale Reformen (Ermäßigung der Pachtgelder, Abschaffung von lokalen Sondersteuern) stießen auf erbitterten Widerstand. Es kam hinzu, dass der verzögerte Krieg gegen Japan dem Regime schließlich auch die nationale Legitimation raubte, die es doch zu seiner Grundlage gemacht hatte. Die Hoffnung der nationalen Intelligenz wandte sich den Kommunisten zu" (Michel et al., a.a.O., S. 328).

Die Rote Armee verband die Eroberung mit der Revolution: Indem sie die ländlichen Macht- und Besitzverhältnisse umstürzte, trug sie den Sieg davon, militärisch und politisch. Eine straffe Parteiorganisation leninistischen Typs unterstützte sie dabei.


Quellen: Michel, Kampmann, Wiegand: Politik und Gesellschaft, Band 2, Frankfurt am Main, Auflage von 1980
Klaus Mehnert: Peking und Moskau, 2. Auflage München 1966


Aufgaben

1. Erläutere die Reformen von Yenan.

2. Zeige, wie es zur Einheitsfront mit der Kuomintang gegen Japan kommt.

3. Erläutere die Haltung Stalins zu Tschiang Kai-shek. Nimm Stellung: Kann man die China-Politik Stalins 1945-1949 als "imperialistisch" bezeichnen?

4. Stelle die Gründe für die Niederlage der Kuomintang dar.

5. Diskutiere: Hatte die Kuomintang eine realistische Chance, gegen die Kommunisten zu gewinnen?


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