Die Burg Wildenberg – Burganlage eines Mannes aus der Führungsschicht des Stauferreiches

Hintergrund

Zeittafel


Der „berühmte“ Erbauer der Burg – Rupertus de Durne

1168
Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“ überträgt auf dem Reichstag in Würzburg an Ruprecht von Dürn (Rupertus de Durne), einem ihm treu ergebenen Adligen aus dem Dorf (Wall)Dürn am Rande des Odenwaldes die Schutzherrschaft über das Kloster Amorbach. Damit hatte der Kaiser Ruprecht die Kontrolle über einen großen Teil des Raumes übertragen, durch den die wichtige Straßenverbindung von den staufischen Stammlanden in Schwaben, über die Kaiserpfalz in Wimpfen am Neckar zum Reichsland am unteren Main und in die Wetterau führte.

1171
Ruprechts Name taucht erstmals in einer Herrscherurkunde der Staufer auf. In der Folgezeit gehört er zum engsten Beraterkreis der Stauferkaiser und fungiert nachweislich in 142 staufischen Herrscherurkunden als Zeuge.
Als einer der Reichsdienstmannen reist er, wie diese Urkunden belegen, mit Friedrich I. und Heinrich VI. in den folgenden Jahren durch Deutschland, Italien und Burgund.
Er gehört zu den sogenannten „liberi homines“, den Edel- oder Hochfreien und besitzt somit grafengleichen Rang.

B 3 Urkunde Kaiser Friedrich Barbarossas ausgestellt am 19. April 1172 in Würzburg. Ruprecht von Dürns Name (rot umkreist) steht hier in der Reihe der Zeugen (Subscriptiones).

 

1197
Ruprecht stirbt in Italien. Er war dort mit Kaiser Heinrich VI.

B 6 Kaiser Friedrich Barbarossa mit Bügelkrone, Reichsapfel und Zepter zwischen seinen Söhnen Heinrich VI., der bereits die Königskrone trägt (links), und Friedrich von Schwaben mit Herzogshut. Miniatur aus der Welfenchronik.

 

Die Burg Wildenberg und die Herren von Dürn

um 1175
Ruprecht und sein Vater oder Bruder Burkhard („Burchert“) von Dürn beginnen mit dem Bau der Burg.
Noch heute finden sich am Innentor des Torturmes rechts und links die in Stein gehauenen Bauinschriften der beiden Erbauer der Burg.

B 12 Bauinschrift am inneren Tor. Sie lautet: DIESE BVRHC / MAHTE HER / BVR(H)E(RT) / DVRN (Diese Burg schuf Burkhard von Dürn). © Claus Hanak / Verlag Hermann Emig

B 13 Die zweite Bauinschrift am inneren Tor. Sie lautet: DIESE BVRHC / MAHTE HER / RVBREHT / VON DVRN (Diese Burg schuf Ruprecht von Dürn). Bei Burgen sind derartige Inschriften äußerst selten zu finden. Beide Bauinschriften stellen folglich eine Besonderheit dar.

 

Anfang 13. Jh.
Die Burg wird durch Konrad I. von Dürn (*1193 - † 1253), einen Enkel Ruprechts ausgebaut und wohl auch vollendet.

1222
Konrad von Dürn wird erstmals urkundlich erwähnt. Durch seine Heirat mit Mechthild von Lauffen kann er seinen Machtbereich erheblich ausdehnen. Sein Besitz erstreckt sich im Süden bis nach Heilbronn und im Westen bis unmittelbar vor die Tore Heidelbergs.

Burg Wildenberg der Stammsitz derer von Dürn zu Beginn des 13. Jahrhunderts (Rekonstruktionszeichnung)

B 8 Burg Wildenberg der Stammsitz derer von Dürn zu Beginn des 13. Jahrhunderts (Rekonstruktionszeichnung)

 

1226
Konrad nennt sich nun erstmals auch Konrad „de Wildenberc“.

1253
Konrad stirbt und sein Besitz wird unter seinen Söhnen Boppo I., Ruprecht II. und Ulrich III. aufgeteilt.

1271
Ulrich III. verkauft die Burg dem Mainzer Erzbischof Gerhard von Eppstein.

 

B 7 Das Stammwappen der Familie von Dürn. © wikipedia

 

Exkurs – Ein berühmter Dichter auf der Burg?

 

B 5 Autorenbild Wolfram von Eschenbachs in der Manessischen Liederhandschrift

 

Zahlreiche Literaturwissenschaftler und Historiker gehen davon aus, dass Wolfram von Eschenbach (* um 1160/80 - † um/nach 1220) Teile des „Parzival“ auf der Wildenburg verfasst hat. Folgende Punkte werden als Belege für diese These aufgeführt:

- Die Gralsburg im Parzival heißt „Munsalvaesche“, das heißt „mont sauvage“ oder eben „Wildenberg“.

- Im Parzival heißt es u.a. bei der Beschreibung der Gralsburg: „Etwas durfte hier nicht fehlen, das viel Geld gekostet hatte: drei quadratische Feuerflächen, […] mit Feuern die den Namen verdienen! So große Feuer sah noch keiner hier auf Wildenberg – noch nie! Es waren teure Wunderwerke!“

- Der Kamin im Palas von Burg Wildenberg hat eine Feuerfläche von neun Quadratmetern und ist wahrlich gewaltig.

B 15 Die Überreste des romanischen Kamins im Erdgeschoss des Palas

Die Zeit unter dem Mainzer Rad und danach

1271-1525
Die Burg ist Sitz von Mainzischen Verwaltungsbeamten (Burgvögte aus dem niederen Adel).

 

B 9 Burg Wildenberg zu Beginn des 16. Jahrhunderts als Mainzischer Verwaltungssitz (Rekonstruktionszeichnung)

 

1356
Ein starkes Erdbeben beschädigt den Palas, er wird jedoch wieder errichtet.

15. und 16. Jh.
Durchführung von Baumaßnahen u.a. werden eine Sperrmauer durch den Burghof errichtet und der Nordturm ausgebaut.

B 17 Blick vom Bergfried aus in nordöstliche Richtung. In der Mitte des Bildes ist die während der Mainzer Zeit errichtete Sperrmauer zu erkennen. Sie teilt den zuvor großzügigen Burghof in zwei Teile.

 

4. Mai 1525
Im Bauernkrieg wird die Burg von aufständischen Bauern aus dem Odenwälder Haufen, des Ritters Götz von Berlichingen, zerstört (niedergebrannt).

1803
Durch die Säkularisation kommt die Burg an das Fürstentum Leiningen.

1806
Das Fürstentum Leiningen wird durch das Großherzogtum Baden mediatisiert.

1810
Das Gebiet um die Burg kommt zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt.

1816
Das Gebiet um Amorbach und damit auch die Burg Wildenberg werden Teil des Königreichs Bayern. Bis heute ist die Burg im Besitz des Fürstenhauses Leinigen.

 

 - Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -


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