Den Holocaust „erzählen“ – Geschichtserzählungen für die Grundschule auf Basis von Zeitzeugenberichten

Hintergrund

Zeittafel


Die Geschichtserzählungen sind im Rahmen eines fachdidaktischen Seminars an der Universität Stuttgart entstanden. Die von den Studierenden verfassten Erzählungen sind für den vorliegenden Unterrichtsvorschlag zum Teil komplett, zum Teil auch nur in Ausschnitten aufgearbeitet. Basis waren überwiegend Zeitzeugeninterviews ehemaliger Häftlinge des Konzentrationslagers Hailfingen/Tailfingen, die in der dortigen Gedenkstätte sowohl als Film als auch in transkribierter Form vorliegen.

Historischer Hintergrund
Das KZ Hailfingen-Tailfingen war ein Außenlager des KZ Natzweiler/Struthof im Elsass. Es existierte von November 1944 bis Februar 1945. Die jüdischen Häftlinge wurden v.a. aus dem KZ Stutthof bei Danzig nach Hailfingen-Tailfingen deportiert und kamen ursprünglich aus 16 verschiedenen Ländern.

In den wenigen Monaten des Bestehens des Außenlagers starben von den 601 Häftlingen mindestens 186. Unter unmenschlichen Bedingungen hatten die Inhaftierten die Aufgabe den Nachtjägerflugplatz Hailfingen auszubauen und auszubessern. Die dafür notwenigen Steine wurden aus umliegenden Steinbrüchen gewonnen, zu denen die Häftlinge jeden Tag zu Fuß marschieren mussten. Dabei kamen sie durch mehrere auf dem Weg liegende Dörfer.

Untergebracht waren sie in einer mit Stacheldraht umzäunten Flugzeughalle, wo sie unter Kälte, schlechter Bekleidung, Hunger, Schlägen, mangelnder Hygiene, Ungeziefer und Krankheiten litten. In vielen Fällen waren sie bereits von vorherigen Lagern und Transporten nicht nur körperlich, sondern auch mental geschwächt – auch durch den Verlust bzw. die Ermordung von Familie und Freunden.

Auf dem  Luftbild von 1945 kann man unten die Startbahn und oben das Lager erkennen.

Die Gedenkstätte

Viele Jahrzehnte lag über dem Geschehen in den in der Nähe des KZ-Außenlagers gelegenen Dörfern der Mantel des Schweigens. An der Stelle der Flugzeughalle entstand ein Sportplatz, die Überreste von Rollwegen und Flugzeughangars überwucherten. Durch gezielte landwirtschaftliche Nutzung verschwanden weitere sichtbare Zeugnisse des KZ-Geländes.

Erst Ende der siebziger Jahre erschien an der PH Ludwigsburg eine Zulassungsarbeit zum KZ-Außenlager in Hailfingen-Tailfingen. Ab Mitte der achtziger Jahre existierte ein Förderverein „Mahnmal KZ-Außenlager“, dem in den Dörfern allerdings massiver Widerstand bei der Aufarbeitung der Vergangenheit entgegenschlug. Erst 2002 begann eine intensive Erforschung durch eine Arbeitsgruppe des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.“ Den Ergebnissen dieser intensiven und bis heute andauernden Forschungstätigkeit ist es zu verdanken, dass die Namen der meisten Opfer bekannt sind, von vielen sogar die Lebensgeschichte nachvollzogen werden kann.

In dem am 6. Juni 2010 eröffneten Dokumentationszentrum im Tailfinger Rathaus ist es möglich, sich über die Geschichte des Außenlagers zu informieren und über gefilmte Zeitzeugeninterviews einige Häftlinge und deren Schicksal kennenzulernen. Daneben bieten die Verantwortlichen der Gedenkstätte Schülern die Möglichkeit, sich über verschiedene Module aktiv mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.

 

An der Stelle, wo sich lange Jahre nur eine provisorische Informationstafel versteckte, wurde im Juni 2010 ein würdiges Mahnmal eingeweiht.

   - Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -


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Quelle: https://www.schule-bw.de

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