Das Wort braucht das Bild – brauchte das Wort das Bild?
– Die Reformation als Medienereignis

Hintergrund

Bedeutung

Die Reformation stellt eine Zäsur in der Mediengeschichte dar. Allerdings haben wir es durchaus mit einer Wechselwirkung zu tun, die sich in zwei Thesen zusammenfassen lässt: So war auf der einen Seite die Erfindung des Buchdrucks Voraussetzung für eine Strukturwandel in der sakralen Kommunikation, auf der anderen Seite hätte es ohne die Reformation aber kein Medienereignis gegeben, da die Faszination der lutherischen Botschaft eine weite Rezeption und Massenproduktion bedingte. Man kann also von einer Wechselwirkung von Schriftlichkeit, Bildlichkeit und Mündlichkeit sprechen: Durch allgemein verständliche Sprache bzw. durch Bilder wurde der biblische Text als Gottes Wort lesbar, sehbar und hörbar gemacht.

Welche Kreise in welcher Verbreitung die reformatorischen Medien jedoch konkret erreichten, darüber können nur schwer Aussagen getroffen werden. Es liegen zwar relativ gesicherte Zahlen zur Produktionssteigerung im Druckgewerbe in der 1. Hälfte des 16. Jhs. vor, allerdings gibt es kaum gesicherte Kenntnisse darüber, wen die Druckerzeugnisse tatsächlich erreicht haben. Als sicher gilt wohl inzwischen, dass in der Stadt der Bildungsgrad höher war als bisher angenommen. Zudem kann davon ausgegangen werden, dass die Lesefähigkeit mit der Zunahme der Druckerzeugnisse anstieg. Und obwohl die Druckerzeugnisse in erster Linie etwas über Informations- und Appellationswillen der Verfasser aussagen, sind sie doch eine ergiebige und detaillierte Quelle und damit wichtig für die Erforschung des Reformationserfolges beim „Gemeinen Mann“.

Da aussagekräftige Quellen zur Verbreitung der reformatorischen Medien fehlen, sind die Möglichkeiten eines spezifisch regionalgeschichtlichen Zugangs allerdings begrenzt. Zwar kann davon ausgegangen werden, dass v.a. Druckerzeugnisse aus den Druckhochburgen wie z.B. Augusburg, Nürnberg oder Straßburg den Weg auch in den deutschen Südwesten fanden und vermutlich auch von hiesigen Druckereien nachgedruckt wurden, mit letzter Sicherheit nachweisen kann man es jedoch nicht. Die im Unterrichtsbeispiel gewählten Materialien stehen daher zum Teil auch exemplarisch für Themen und Bildprogramme, wie sie in Luthers Zeit gängig und populär waren.

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -