Jerg Ratgeb - Künstler und Kanzler des "gemeinen Mannes"

Methodenvorschlag

Verlaufsplanung mit Materialien

Zeit/
Phase
Inhalte/
methodische Hinweise
Material
G M E (G8/G9)
1. Doppelstunde
Einstieg

Auflegen des AB 1 (Vierteilung) als Folie mit der mündlichen Information, dass der Maler Jerg Ratgeb um das Jahr 1526 auf diese Weise hingerichtet worden ist.

Aufwerfen der Leitfrage: Warum wird ein Maler zu einem solch schrecklichen Tod verurteilt?

Ergänzung für die Lehrkraft: Es ist unklar, ob Ratgeb durch das Beil oder durch Seile an Pferden (wie im Bild) gevierteilt wurde.

AB 1

Erarbeitung

Mystery (AB 2)

AA: Du bist Geschichtsdetektiv und gehst der Frage nach, warum der Maler Jerg Ratgeb im Jahr 1526 zum Tode verurteilt und gevierteilt wurde. Für Deine Recherche stehen Dir neben Quellen (Q) auch Informationstexte (I) sowie Ratgebs Bilder (B), wie er sie auf den Herrenberger Altar gemalt hat, zur Verfügung.

1. Lies alle Texte genau durch und betrachte die Bilder.

2. Stelle dann Hypothesen auf, warum Ratgeb einen so schrecklichen Tod erleiden musste.

3. Begründe Deine Vermutungen anhand der Materialien.

AB 2

(evtl. gekürzt)

AB 2

(evtl. gekürzt)

AB 2

Auswertung

Als mögliche Gründe für die harte Strafe könnten von den Schülern genannt werden:

  • Verrat des Plans durch Ratgeb an Bauern
  • Konzeption des Briefes an die Adligen
  • angebliche Verbreitung von "Furcht", um andere in seinem Sinne zu beeinflussen

ABER auch

  • "Biedermann", der niemandem etwas zu Leide tun konnte
  • nur deshalb in den Bauernrat berufen, da er "raten und reden" konnte und als einer von wenigen schreiben

Könnten auch noch andere Gründe hinter der harten Bestrafung stecken, die nicht direkt mit Ratgebs Handeln während des Bauernkriegs zusammenhängen?

  • erste Verurteilung von Anführern, Obrigkeit will Exempel statuieren
  • Ratgeb wird aufgrund seiner Bilder als Kritiker der Obrigkeit wahrgenommen und soll deshalb ausgeschaltet werden
     
Problematisierung

War Ratgeb ein fanatischer Revolutionär?

Forschungshypothese (AB 3)

AB 3

2. Doppelstunde (auch geeignet für Sekundarstufe II)

Einstieg

Erzählung der Geschichte von der Wiederentdeckung des Herrenberger Altars, der jahrhundertelang als verschollen gegolten hatte, bis sich 1890 der Frankfurter Kunsthistoriker Otto Donner von Richter nach einem Hinweis im Frankfurter Stadtarchiv auf die Suche machte. Als Donner von Richter erwartungsvoll das Kirchenschiff in Herrenberg betrat, erkannte er auf den ersten Blick auf einem achtlos herumstehenden Altar den Stil des Meisters der Frankfurter Wandgemälde. Der Altar war ganz ungeschützt den gerade in Gang befindlichen Renovierungsarbeiten am Kirchenschiff preisgegeben, sodass seine Tafeln schon mit einer dicken Schicht ätzenden Kalkstaubs überzogen waren.

Aufwerfen der Leitfrage: Warum war der Altar so lange verschollen? Warum wurde nicht als Kunstwerk geschätzt und dementsprechend sorgfältig behandelt?

     
Erarbeitung

Kohärenzen in Leben und Werk Jerg Ratgebs (AB 4)

AA: Vergleiche die Informationen zum Leben Jörg Ratgebs mit den Motiven seiner Bilder auf dem Herrenberger Altar unter folgenden Fragestellungen:

Lassen sich Bezüge zwischen Leben und Werk erkennen?

Hatte Jörg Ratgeb Grund, die Zustände seiner Zeit zu kritisch zu betrachten?

Kann man im Werk Jerg Ratgebs Zeitkritik nachweisen?

   

AB 4

Auswertung

Die Schüler innen und Schüler sollten folgende zeitkritischen Bezüge herausarbeiten:

  • Kritik am Kaiser wegen dessen unbeteiligter Haltung bei der Geißelung Christi
  • Kritik an sündhaftem Leben des Papstes in der Anordnung des Karnöffelspiels
  • Christus soll die sündhafte Welt retten, die nicht nur von den skupellosen religiösen und weltlichen Machthaber (s.o.), sondern auch von anderen sündhaften Elementen beherrscht wird (Darstellung der Juden und der Jünger)

Gibt es in Ratgebs Leben Hinweise darauf, dass er sozialkritisch eingestellt war?

  • erfolgloser Versuch, seine Frau aus der Leibeigenschaft zu befreien
    => Kritik am politischen und gesellschaftlichen System
  • Beteiligung am Bauernkrieg
    => aktive Sozial- und Herrschaftskritik
     
Problematisierung

Können die sozialkritischen Zeitbezüge in den Bildern Grund dafür sein, dass der Herrenberger Altar aus dem Altarraum "verbannt" wurde und daher lange als verschollen galt?

  • Bei der Diskussion dieser Frage könnte auch folgender Hinweis gegeben werden, dass die einfachen Leute, die zur damaligen Zeit nicht lesen konnten, für Bildsprache besonders empfänglich waren.

War Ratgeb ein politischer Maler?

Als Impulse können die Zitate auf AB 5 dienen.

   

AB 5

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -

letzte Änderung: 2016-08-12