Methodenvorschlag

Methode

Lernorterkundung

Das Heimatmuseum in Untergrombach befindet sich im Ortsmittelpunkt in der Obergrombacher Straße 32. Das ist die Straße, die von der Bundesstraße 3 nach Osten abbiegt und nach Obergrombach führt.

Beim Besuch der Burganlage Obergrombach kann man das Burggelände umwandern, indem man von der Burgstraße den Privatweg benutzt, der in einer halben Stunde um das Burgareal führt. Hierbei kann man beim Hinweis auf den Palas und die Reste des Bergfrieds grundsätzliche Überlegungen über die mittelalterliche Burganlage anstellen und registrieren, wie die Verschwörer des Joß Fritz bei geringer Bewachung der Burg sich ihrer schnell hätten bemächtigen können.

Die Burg und das Burggelände kann man nicht besichtigen, weil sich das gesamte Anwesen in Privatbesitz befindet. Von den nahegelegenen Weinbergen ist aber ein Blick über die Mauern der Burganlage möglich. An einem Tag des offenen Denkmals und an einem Burgfest ist das Burggelände geöffnet. - Bei einem ganztägigen Wandertag bietet sich noch an, auch das Schloss in Bruchsal zu besuchen (vgl. Unterrichtsmodul zu Bruchsal und Balthasar Neumann). Nach dem Besuch des Schlosses fährt man vom Bahnhof Bruchsal mit der S-Bahn Richtung Karlsruhe in 5 Minuten nach Untergrombach, geht in zwei Minuten vom Bahnhof Untergrombach zum Bahnhof "Untergrombach-West" und steigt in den Stadtbus der Linie 186 ein, der einen in 6 Minuten zur Haltestelle "Obergrombach-Kirche" fährt. Von hier aus sieht man schon die Burg, geht einige Schritte zur Burgstraße. Man kann aber auch vom Bahnhof Bruchsal mit dem Bus der Linie 186 über Büchenau, Untergrombach in 28 Minuten direkt nach "Obergrombach-Kirche" fahren.

Behandlung des Themas in der Schule

Das Thema Joß Fritz und seine Aufstandsversuche eignet sich insbesondere für die Sekundarstufe I. Im Bereich der Haupt- und Realschule sollen die Schüler die Vorstufen der Revolutionen kennenlernen und erklären können, dass die Revolution einen gewaltsamen Umsturz einer politischen und gesellschaftlichen Ordnung darstellt. Im Gymnasium kann man das Thema "Joß Fritz" bei der Untersuchung der Frühen Neuzeit bzw. des Bauernkriegs einsetzen.

Auf Grund der Materialen bietet sich methodisch die Arbeit mit Texten in Gruppen- oder Partnerarbeit an.
In der Hauptschule und Realschule könnte man im Geschichtsunterricht in Verbindung mit den Fächern Bildende Kunst bzw. Textilem Werken eine Bundschuhfahne in einer Projektarbeit erstellen, siehe auch die Abbildung der Fahne von Joß Fritz auf der Rückseite des Heftes des Heimatvereins Untergrombach, Band 4.

Rekonstruktion des Fähnleins

Rekonstruktion des Fähnleins (anders als geplant)
© Heimatmuseum Untergrombach

Die Bundschuhfahne war ein wichtiges Symbol und Zeichen des Bauernaufstandes. Von ihr sollte eine Bewegung ausgehen: Wenn sie in einem Ort entrollt war, sollten sich die Verschworenen um sie scharen, die Gemeinde und anschließend Ort für Ort der Umgebung erstürmen. Sie hatte das Aussehen eines Wimpels in dreieckiger Form, die an einem Stab oben befestigt und vor der Gruppe von einem Anführer getragen wurde. Die Untergrombacher Bundschuhfahne trug die Farben weiß und blau, die Farben des Bistums Speyer, die eine Seite war weiß, die andere blau. Auf der blauen Seite war rechts ein weißes Kreuz, als Zeichen des Hochstifts Speyer, befestigt und ein Bild des gekreuzigten Heilands gemalt.

Beim ersten Umsturzversuch sollte die weiße Seite mit einem zu bindenden Schuh, dem Bundschuh, und einem knieenden Bauer mit der Inschrift "Nichts denn die Gerechtigkeit Gottes" über seinem Kopf bemalt werden. Diese weiße Seite stellte eine Begründung für den Kampf der Bauern gegen die Obrigkeit dar. Ob die Fahne mit der politischen Aussage je gemalt wurde, ist nicht überliefert. Wer diese Fahne anfertigte und bemalte, machte sich auch verdächtig, einen Umsturz gegen die Obrigkeit zu unterstützen.

Zum zweiten Umsturzversuch ist die weißblaue Fahne mit dem weißen Kreuz auf der blauen Seite wohl erhalten geblieben, auf der blauen Seite sollte nun zusätzlich der Bundschuh gemalt werden.
Auf der weißen Fahnenseite wollte man links das Wappen und die Tiara des Papstes Julius II. und rechts das Wappen mit der Krone des Kaisers und in der Mitte die Kreuzigungsgruppe mit Maria, Johannes dem Täufer und einem knienden Bauern mit der Inschrift "Herr stand diner gottlichen gerechtigkeit bi" malen.

Rekonstruktion des Fähnleins von 1513 im Heimatmuseum Untergrombach

Rekonstruktion des Fähnleins von 1513 im Heimatmuseum Untergrombach
© Konrad Exner

Diese weiße Seite sollte wieder die bildliche Begründung für den Kampf der Bauern herausstellen: Man wollte dem Kaiser und dem Papst untertan sein und auf die Hilfe Christi, seiner Mutter und Johannes des Täufers bauen, nicht auf Johannes, den Jünger Jesu. Johannes der Täufer war im 16. Jahrhundert als kraftvolle Person verehrt worden. Ob diese Fahne jemals bemalt wurde, ist nicht erwiesen. Es wird davon berichtet, dass ein Maler aus Metz in Lothringen dies getan habe, der weitab von dem Geschehen im Markgräfler Land wohnte.

Von einer Bundschuhfahne beim dritten Aufstandsversuch wird nichts berichtet, die Bundschuhfahne soll Joß Fritz schon als Pilgergabe im Kloster Einsiedeln vor dem dritten Aufstandsversuch abgegeben haben. Den Rekonstruktionsversuch der bemalten Bundschuhfahne kann man sich im Heimatmuseum Untergrombach anschauen.

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -



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