Das Innere Team

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"Willst du ein guter Kommunikator sein, dann schau erst in dich selbst hinein." Der Ausgangsgedanke für das "Innere Team" nach Schultz von Thun besteht darin, dass es in uns nicht nur "zwei Seelen" gibt wie in Goethes Faust, sondern mehrere. Diese bilden ein seelisches Miteinander, aber auch Gegeneinander, das letztlich so gestaltet sein sollte, dass ich "in Übereinstimmung mit mir selbst [bin]", denn nur, wenn meine innere Kommunikation gelingt, kann ich optimal mit anderen kommunizieren. Gelingende Kommunikation aber ist notwendig, da der Mensch "ein Gemeinschaftswesen, [eine] gesellige Existenz" ist, denn "im Wesentlichen [können] alle Grundbedürfnisse des Menschen auf dem Weg zwischenmenschlicher Kommunikation erfüllt werden: Das Sinnbedürfnis, das Lustgewinn- und Unlustvermeidungsbedürfnis. Das Bindungsbedürfnis. Das Selbstwerterhöhungsbedürfnis."

Damit diese innere Kommunikation gelingt, ist es notwendig, alle Stimmen gleichermaßen zu Wort kommen zu lassen, denn häufig drängen sich immer die gleichen Stimmen in den Vordergrund, andere werden ganz vernachlässigt. Das Verdrängen von inneren Stimmen aber verursacht seelische Unsicherheit. Um die inneren Stimmen deutlicher wahrzunehmen, kann man ihnen Namen geben. "[...] wenn man den inneren Stimmen Namen gibt, ihnen Rollen zuweist, ihre grundsätzlichen Absichten bewusst macht, ihre konträren Absichten klärt, ihre Durchsetzungskraft und den Ort ihres Wirkens bestimmt, dann wird der seelische Raum gleichsam zum Theater. Die Metapher vom seelischen Theater" ist das Kernstück der Darstellung des Inneren Teams.

Die inneren Stimmen vertreten jeweils unterschiedliche Intentionen, die wiederum Repräsentanten von Werten darstellen. So kann hinter der inneren Stimme "Enttäuschung" der Wert der Gerechtigkeit stehen, hinter dem Gefühl, verraten worden zu sein, der Wert, wahrgenommen werden zu wollen, einen Eigenwert zu haben. "Sobald sie [die inneren Stimmen als Repräsentanten von Werten] nicht nur zu Orientierungsleitlinien des Handelns werden, vielmehr das Handeln eines Menschen konkret steuern, führen sie zu Sinnrealisationen und demzufolge auch zu Sinnerfahrung. "Der Mensch kann so die Sinnmöglichkeit der Situation, die er zu verantworten hat, entdecken und realisieren.

Bodlarka Hadinger führt diesen Gedanken so weiter, dass wir mit jedem dazukommenden Gefühl in einen Wertekonflikt geraten können. Dieser Wertekonflikt kann so stark werden, dass Menschen sich als verwirrt empfinden, als orientierungslos, dass ein Gefühlsknoten ihre Handlungsfähigkeit einschränkt oder gar verhindert bzw. dass sie aus ihrem Gefühlschaos heraus falsche Entscheidungen treffen. Mithilfe des "Inneren Teams" können diese Gefühle separiert und einzeln betrachtet werden, was zur Folge hat, dass man versteht, woraus sich dieser Gefühlsknoten überhaupt zusammensetzt, welche verschiedenen, meist gegenläufigen Gefühle und Werte hier miteinander streiten. Das Gefühlsproblem wird in seine Teile gegliedert, die in ihrer Bedeutung und Wertigkeit für das Individuum erkannt werden können.

Der entscheidende weitere Schritt besteht nun darin, dass der Mensch seinen Gefühlen einen anderen Stellenwert zumessen kann, denn der Mensch hat nach Viktor E. Frankl, dem Begründer der Logotherapie, eine geistige Person, eine Ich-Instanz, die entscheiden kann. Er ist als geistiges Wesen frei. Von Frankl stammt der Satz, der inzwischen schon geflügeltes Wort ist: "Ich muss mir von mir selbst nicht alles gefallen lassen". Wir haben verschiedene Gefühle, wir sind sie aber nicht. Entsprechend müssen wir uns nicht von ihnen dominieren lassen. Dies hat zur Folge, dass wir unser "Inneres Team" anschauen können und den einzelnen Teammitgliedern dann einen anderen Stellenwert oder andere Ausprägungen zuteilen können.


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