Kafka, Der Proceß

Gericht und Schuld

Ein zentraler Aspekt des Romans ist natürlich das Gericht, das sich in K.s äußerem und innerem Leben immer stärker einnistet.
Ausgehend von der Ausgangssituation, der Verhaftung in K.s Zimmer, über den Ort der ersten Verhandlung und die Prüglerszene in der Bank können die Schülerinnen und Schüler diesen zunehmenden, allumfassenden Einfluss auf K.s Leben erarbeiten.

Die Fragestellung wäre: "An welchen Orten handelt und wirkt das Gericht? Welche Personen gehören zum Gericht bzw. sind von ihm betroffen? Welche Mechanismen und Vorgehensweisen zeichnen das Gericht aus?

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Die Schuld

In engem Zusammenhang mit dem Gericht steht natürlich auch die Frage der Schuld. An keiner Stelle im Roman wird eine Schuld benannt.

Franz Kafka selber schreibt in seinem Tagebuch am 30. September 1915: "Roßmann [Karl Roßmann, der Protagonist in Kafkas Roman "Amerika"] und K., der Schuldlose und der Schuldige, schließlich beide unterschiedslos strafweise umgebracht [...]."

"Vor allem war es, wenn etwas erreicht werden sollte, notwendig, jeden Gedanken an eine mögliche Schuld von vornherein abzulehnen. Es gab keine Schuld. Der Proceß war nichts anderes als ein großes Geschäft, wie er es schon oft mit Vorteil für die Bank abgeschlossen hatte, ein Geschäft, innerhalb dessen, wie das die Regel war, verschiedene Gefahren lauerten, die eben abgewehrt werden mußten. Zu diesem Zwecke durfte man allerdings nicht mit Gedanken an irgendeine Schuld spielen, sondern den Gedanken an den eigenen Vorteil möglichst festhalten." (S. 132), sagt sich K. nach einem Besuch bei Huld.

Am Ende des 'Proceßes' heißt es hingegen: "Ich wollte immer mit zwanzig Händen in die Welt hineinfahren und überdies zu einem nicht zu billigenden Zweck. Das war unrichtig, soll ich nun zeigen, daß nicht einmal der einjährige Proceß mich belehren konnte?" (S. 238)

Am Beginn könnte hier eine Begriffsklärung stehen. Was verstehen wir eigentlich unter Schuld? Was setzt Schuld in Gang, was kann am Ende stehen?

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Zur Klärung der Schuldfrage muss noch einmal auf das Persönlichkeitsprofil Josef K.s eingegangen werden.

In diesen Zusammenhang kann auch die Schuldfrage in anderen literarischen Werken, im engeren Kontext vor allem Brecht, Das Tanzfest oder der Augenblick der ewigen Verdammung und Dürrenmatt, Die Panne, erörtert werden.


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