Xenophon: Die Anklage gegen Sokrates - interaktiv

Memorabilia 1,1,1-11 (gekürzt und mit Teilübersetzung) mit interaktiven Hilfen zu Übersetzung und Grammatik

Diese Textstelle beinhaltet alle wichtigen Partizipial-Konstruktionen und eignet sich daher besonders gut zu deren Wiederholung.

ANLEITUNG

Wenn man mit dem Cursor über eine entsprechend markierte Textstelle fährt, so

  1. wird entweder eine Übersetzungshilfe sichtbar oder
  2. man erhält einen grammatischen Hinweis; klickt man den entsprechenden Hyperlink an, so gelangt man direkt zu einer Erläuterung der entsprechenden Partizipialkonstruktion.
    ACHTUNG: Diese doppelte Funktion (b) lässt sich nur mit einer Maus nutzen und nicht auf einer reinen Tablet- oder Smartphone-Oberfläche; auf einem Tablet oder Smartphone kann man nur den Hyperlink direkt anklicken, ohne dass vorher ein Hinweis erscheint.

Damit jede/r Übersetzende auch die jeweils nötige Hilfe findet, sind möglichst viele Angaben vorhanden, die je nach Bedarf angezeigt werden können.

ACHTUNG: Manche Wörter beinhalten zwei getrennte Hinweise: eine Übersetzungshilfe und eine grammatische Hilfe. Dadurch soll zugleich das Bewusstsein für die Identifikation grammatischer Signale (hier Partizipialendungen) geschult werden.

Außerdem befinden sich unter dem Text Aufgaben zum Verständnis.

Xenophon, Memorabilia (Erinnerungen an Sokrates) 1,1,1-11 (gekürzt)

 

1 Πολλάκις ἐθαύμασα, τίσι ποτὲ λόγοις Ἀθηναίους ἔπεισαν οἱ γραψάμενοι Σωκράτην, ὡς ἄξιος εἴη θανάτου τῇ πόλει. Ἡ μὲν γὰρ γραφὴ κατ᾽αὐτοῦ τοιάδε τις ἦν· «Ἀδικεῖ Σωκράτης, οὓς μὲν ἡ πόλις νομίζει θεούς, οὐ νομίζων, ἕτερα δὲ καινὰ δαιμόνια εἰσφέρων· ἀδικεῖ δὲ καὶ τοὺς νέους διαφθείρων
2 Πρῶτον μὲν οὖν, ὡς οὐκ ἐνόμιζεν οὓς ἡ πόλις νομίζει θεούς, ποίῳ ποτ᾽ ἐχρήσαντο τεκμηρίῳ; Θύων τε γὰρ φανερὸς ἦν πολλάκις μὲν οἴκοι, πολλάκις δὲ ἐπὶ τῶν κοινῶν τῆς πόλεως βωμῶν, καὶ μαντικῇ χρώμενος οὐκ ἀφανὴς ἦν. Διετεθρύλητο γὰρ, ὡς φαίη Σωκράτης, τὸ δαιμόνιον ἑαυτῷ σημαίνειν· ὅθεν δὴ καὶ μάλιστά μοι δοκοῦσιν αὐτὸν αἰτιάσασθαι καινὰ δαιμόνια εἰσφέρειν.
3 Ὁ δ᾽ οὐδὲν καινότερον εἰσέφερε τῶν ἄλλων, ὅσοι μαντικὴν νομίζοντες οἰωνοῖς τε χρῶνται καὶ φήμαις καὶ συμβόλοις καὶ θυσίαις. Οὗτοί τε γὰρ ὑπολαμβάνουσιν οὐ τοὺς ὄρνιθας οὐδὲ τοὺς ἀπαντῶντας εἰδέναι τὰ συμφέροντα τοῖς μαντευομένοις, ἀλλὰ τοὺς θεοὺς διὰ τούτων αὐτὰ σημαίνειν, κἀκεῖνος δὲ οὕτως ἐνόμιζεν.
4 Ἀλλ᾽ οἱ μὲν πλεῖστοί φασιν ὑπό τε τῶν ὀρνίθων καὶ τῶν ἀπαντῶντων ἀποτρέπεσθαί τε καὶ προτρέπεσθαι· Σωκράτης δ᾽ ὥσπερ ἐγίγνωσκεν, οὕτως ἔλεγε· τὸ δαιμόνιον γὰρ ἔφη σημαίνειν. Καὶ πολλοῖς τῶν συνόντων προηγόρευε τὰ μὲν ποιεῖν, τὰ δὲ μὴ ποιεῖν, ὡς τοῦ δαιμονίου προσημαίνοντος· καὶ τοῖς μὲν πειθομένοις αὐτῷ συνέφερε, τοῖς μὲν μὴ πειθομένοις μετέμελε.
5 Wer wird nun aber wohl behaupten, dass Sokrates in seinem Umfeld als dumm oder als Angeber gelten wollte? Dies beides wäre aber offenbar der Fall gewesen, wenn er Ereignisse vorausgesagt hätte, als seien sie von einem Gott offenbart worden, hinterher aber sichtbar geworden wäre, dass er sich getäuscht hat. Δῆλον οὖν, ὅτι οὐκ ἂν προέλεγεν, εἰ μὴ ἐπίστευεν ἀληθεύσειν. Ταῦτα δὲ τίς ἂν ἄλλῳ πιστεύσειεν ἢ θεῷ; Πιστεύων δὲ θεοῖς πῶς οὐκ εἶναι θεοὺς ἐνόμιζεν; Ἀλλὰ μὴν ἐποίει καὶ τάδε πρὸς τοὺς ἐπιτηδείους.
6 Τὰ μὲν γὰρ ἀναγκαῖα συνεβούλευε καὶ πράττειν, ὡς ἐνόμιζεν ἄριστ᾽ ἂν πραχθῆναι· περὶ δὲ τῶν ἀδήλων, ὅπως ἀποβήσοιτο, μαντευσομένους ἔπεμπεν, εἰ ποιητέα.
7 Καὶ τοὺς μέλλοντας οἴκους τε καὶ πόλεις καλῶς οἰκήσειν μαντικῆς ἔφη προσδεῖσθαι; er nahm nämlich an, man könne Zimmermann werden, Schmied oder Landwirt, einer, der Menschen beaufsichtigt, oder einer, der solche Arbeiten prüft, auch Rechner, Hausverwalter oder Feldherr: Alles von dieser Art sei erlernbar und mit menschlicher Einsicht zu erfassen.
8 Aber das Wesentliche davon würden die Götter sich selbst vorbehalten, davon sei den Menschen nichts offenbar. Weder sei dem, der ein Stück Land gut für sich bepflanzt habe, offenbar, wer die Früchte ernten werde, noch dem, der ein Haus gut gebaut habe, sei offenbar, wer darin wohnen werde, noch dem Feldherrn, ob er den Feldzug erfolgreich anführen werde, noch dem Politiker, ob er erfolgreich regieren werde, noch dem, der eine schöne Frau heirate, um sich an ihr zu erfreuen, ob sie ihm Kummer machen werde, genauso wenig sei dem, der sich verwandtschaftlich mit den Machthabenden verbinde, offenbar, ob er durch diese nicht den Staat verliere.

Was den ersten Anklagepunkt betrifft, so fasst Xenophon zusammen:

11 Οὐδεὶς πώποτε Σωκράτους οὐδὲν ἀσεβὲς οὐδὲ ἀνόσιον οὔτε πράττοντος εἶδεν ούτε λέγοντος ἤκουσεν.

Aufgaben zum Verständnis:

zu § 1-5:

  1. Stelle die Argumente zusammen, mit denen Xenophon seinen Lehrer Sokrates gegen den Vorwurf verteidigt, er glaube nicht an die Götter der Stadt, und belege jeweils aus dem griechischen Text.
  2. Im Lexikon finden sich zum Verb νομίζω die Bedeutungen: etw. als Sitte anerkennen • altem Brauch folgend ausüben • glauben
    Erkläre, inwiefern jede dieser Bedeutungen für die Ausführungen des Xenophon eine Rolle spielt.

zu § 6-8:

  1. Die berühmteste Aussage aus dem Mund des Sokrates lautet: Οἶδα οὐκ εἰδώς. – „Ich weiß, dass ich nicht weiß."
    Erkläre, inwiefern diese Einstellung in der Haltung des Sokrates zur μαντική τέχνη und zu den Göttern deutlich wird.

zu § 11:

Arbeite heraus, mit welcher Aussageabsicht Xenophon an dieser Stelle die Negationen-Häufung einsetzt.


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