Die Revolution von 1848/49 im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen

Hintergrund

Bedeutung


Aufgrund des Partikularismus im Deutschen Bund verliefen die Erhebungen im März 1848 sehr unterschiedlich, weshalb man kaum von der 48er-Revolution sprechen kann. Immer ist zu unterscheiden zwischen den verschiedenen Schauplätzen und Handlungsebenen. Dabei richtet sich der Blick im Unterricht zumeist auf die Straßenkämpfe in Berlin, die Nationalversammlung in Frankfurt am Main und allenfalls den Heckerzug oder die Reichsverfassungskampagne in Baden. So entsteht das Bild einer „bürgerlichen Revolution“. Dabei werden andere Akteure, allen voran die Bauern übersehen oder nur kurz mit dem Verweis abgehandelt, dass diese mit der Bauerbefreiung zufriedengestellt wurden und sich damit aus der Revolution verabschiedeten.

Im wesentlichen bestätigt das Beispiel des Fürstentums Hohenzollern-Hechingen dieses Bild, es zeigt aber auch, dass es mit diesem knappen Befund nicht getan ist. Hier muss das Geschehen im März 1848 und in den kommenden Wochen und Monaten in eine jahrhundertealte Tradition bäuerlicher Erhebungen eingeordnet werden. Es zeigt sich, dass das schon lange zuvor zerrüttete Verhältnis zwischen Fürst und Untertanen hier einen letzten Höhepunkt – und gleichzeitig Schlusspunkt findet. Zutiefst enttäuscht von den rebellierenden Landeskindern zieht sich Fürst Friedrich Wilhelm Konstantin auf seine schlesischen Güter zurück und übergibt seine Herrschaft 1850 an die preußische Verwandtschaft.

Die Materialien des Moduls ermöglichen eine differenzierte Sicht auf das Revolutionsgeschehen in einem agrarisch geprägten Einzelstaat und zeigen die oft archaisch anmutenden Formen der politischen Auseinandersetzung. Auch wird deutlich, wie schwer sich die liberalen Vertreter des Bürgertums tun, die politische Unreife ihrer bäuerlichen Mitbürger auszugleichen.

Der am Schluss des Moduls behandelte Übergang der hohenzollerischen Fürstentümer an das Königreich Preußen beleuchtet einen im Deutschen Bund einmaligen Vorgang. Die schnelle Akzeptanz der neuen Herrschaft durch die als renitent bekannten hohenzollerischen Einwohner wirft ebenso Fragen auf wie die noch heute bisweilen verklärende Anhänglichkeit vieler Bewohner des Altkreises Hechingen an ihre preußische Geschichte.

 


B 5  Georg Eberlein: Erbhuldigung der Hohenzollerischen Lande vor Friedrich Wilhelm IV. von Preußen

auf der Burg Hohenzollern am 23.8.1851, 1851

 

 


 - Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -


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