Buchtipps, Methoden, Konzepte und Projekte rund ums Lesen und Vorlesen bietet der Ideenpool Lesen gegliedert für alle Schularten und auch für den Elementarbereich.


Bücher des Monats Oktober 2011

In diesem Monat empfehlen wir folgende Bücher:

Das ist Kunst! Alles über berühmte Gemälde und Skulpturen. (ab 10 Jahre)

Eine Insel nur für Patti-Lee (ab 8 Jahre)

Das ist Kunst! Alles über berühmte Gemälde und Skulpturen., Dorling Kindersley

2010
ISBN 978-3-8310-1592-4
144 Seiten, gebunden

Altersempfehlung: ab 10 Jahre

Aus dem Englischen von Christiane Wagler (Originaltitel: "Children's book of art")

Diese Kunstgeschichte für Kinder und Jugendliche vermittelt auf sehr anschauliche Weise einen Einblick in das Leben und Werk berühmter Künstler und die Besonderheiten verschiedener Kunstepochen. Einleitend wird den jungen Leserinnen und Lesern zunächst die knifflige Frage gestellt: "Was ist Kunst?" Unter den vielen vorgeschlagenen Antworten finden sich Denkanstöße wie zum Beispiel:

  • Kunst umfasst nicht nur Zeichnungen, sondern auch Papiercollagen, Mosaike, Fotografien, Skulpturen, Videos und vieles mehr.
  • Kunst ist nicht immer gefällig, sondern will auch aufmüpfig, umstritten oder spirituell sein.
  • Sie begegnet uns nicht nur in Museen, sondern auch in Kirchen, öffentlichen Gebäuden, Parks, Geschäften, auf der Straße - eigentlich ist sie überall zu finden.
  • Nicht nur Kunstliebhaber, sondern alle Menschen aller Altersklassen werden angesprochen. (vgl. S. 8 f.)

Der Inhalt ist in drei große Abschnitte unterteilt:

  • Frühe Kunst
  • Moderne Kunst
  • Bildhauerei.

In diesen Kapiteln werden jeweils verschiedene Kunststile besprochen, das Leben und Werk berühmter Maler und Bildhauer wird vorgestellt und die Techniken einzelner Werke werden genau beschrieben. Dabei wird das Prinzip der doppelseitigen Gestaltung konsequent beibehalten, worauf auch die Hinweise zur Benutzung des Buches zu Beginn verweisen (vgl. S. 6 f.). Vier verschiedene Arten von Doppelseiten finden Verwendung:

  • Künstlerprofil: Der Stil, das Leben und Werk eines Künstlers wird erläutert.
  • Wie wird das gemacht? Welche Arbeitstechnik hat der Künstler verwendet und wie ist diese entstanden?
  • Galerie: Auf eindrucksvolle Weise wird gezeigt, wie das gleiche Motiv im Laufe der Kunstgeschichte von verschiedenen Künstlern abgebildet wird.
  • Kunststil: In chronologischer Reihenfolge werden verschiedene Kunststile erläutert.

Der ansprechende Text ist mit mehr als 1000 brillanten Abbildungen unterlegt. Die einzelnen Epochen werden jeweils durch ein Schaubild eingeleitet, das die Entwicklung dieser Stilrichtung schülergerecht erklärt. Anhand von vielfältigen Abbildungen wird außerdem gezeigt, welche Themen zum Beispiel für die Barockkünstler besonders wichtig waren (hier: Religion, Naturalismus, Klassizismus) oder wie sich die Abstrakte Kunst in verschiedene Richtungen weiter entwickelte (Farbfeldmalerei, Action Painting, geometrische Darstellungen).

Bei der Auswahl der Künstlerprofile musste selbstverständlich eine Auswahl getroffen werden. Auf jeweils einer Doppelseite werden unter anderem Leonardo da Vinci, Jan van Eyck, Francisco de Goya, Claude Monet, Vincent van Gogh, Paul Klee, Joan Miró, Henry Moore und Alberto Giacometti vorgestellt, um nur eine kleine Auswahl zu nennen.

Häufig wird in diesem Rahmen jeweils ein berühmtes Werk des Künstlers herausgegriffen, das genauer betrachtet und an dem Besonderheiten aufgezeigt werden: So wird bei Leonardo da Vinci das berühmte Portrait der Mona Lisa vorgestellt und daran die Sfumato-Technik erläutert. In diesem Zusammenhang werden das geheimnisvolle Lächeln, die besondere Darstellung der Augenpartie und der Hintergrund thematisiert. Junge Menschen werden animiert, bei Kunstwerken genau hinzuschauen, wenn es zum Beispiel darum geht, wer tatsächlich in dem Spiegel an der Wand bei Jan van Eycks Arnolfini-Hochzeit zu sehen ist. Auch den kleinen Hund gilt es in diesem Gemälde zu entdecken, der als Zeichen für Treue und Beständigkeit gedeutet wird.

Auf speziellen Themenseiten sind künstlerische Arbeitstechniken wie etwa das Malen mit Pastellfarben oder die "Nass-in-Nass"-Technik der romantischen Aquarellmalerei anhand von Fotos eindrucksvoll erläutert. Zugleich werden die jungen Leserinnen und Leser direkt angesprochen und mehrfach ermuntert, verschiedene Techniken nachzumachen und selbst auszuprobieren.

Ein Glossar und ein Künstlerverzeichnis beschließen diese überzeugende Kunstgeschichte für Kinder und Jugendliche, die auf beeindruckende Weise die Vielfalt der Kunst zeigt und sehr empfehlenswert für die ganze Familie ist.

(wm, Arbeitskreis Lesen)


Eine Insel nur für Patti-Lee, Barbara Schinko

Dieter Frieß Verlag, Amstetten, 2011
ISBN 978-3-941472-02-0
104 Seiten, Hardcover

Altersempfehlung: ab 8 Jahre

Titelillustration und 24 SW-Illustrationen im Innenteil von Kathrin Schüler

Die neunjährige Patti-Lee ist ein Mädchen, das gerne auf einem Hochstand mitten im Kornblumenmeer sitzt und mit den Zehen wackelt. Auf dieser Insel hält sie Ausschau nach ihrem Freund, dem unerschrockenen Piraten Yorick. Dieser wartet schon darauf, dass sie nach der Schule herkommt. Er nimmt sie an Bord seines Schiffes und gemeinsam bestehen sie große Abenteuer.

Stück für Stück erfahren die Leserinnen und Leser Patti-Lees wahre Geschichte:
Die Haare eine wilde Mähne, die Figur etwas zu dick und im Sportunterricht nicht gut genug wird sie in ihrer Klasse als Außenseiterin behandelt. Zwei Mitschülerinnen sind besonders gemein: Sie nennen sie "Fetti-Patti", kleben ihr Kaugummis in die Haare und in der Pause schließen sie Patti-Lee auf der Toilette ein. Yorick ist auch kein echter Freund, sondern nur eine Vogelscheuche und das Schiff die Scheune am Rand des Feldes.

Ihre Eltern sind zu beschäftigt, als dass sie Patti-Lee Unterstützung und Trost bieten könnten, sie hören nicht einmal richtig zu. In einer Mischung aus Wut und Trauer flüchtet sich Patti-Lee regelmäßig in ihre Phantasiewelt, in der sie in Wirklichkeit sehr einsam ist. Da nützt es auch nichts, dass Yorick seine Freundin rächt und die fiesen Mädchen an das Krokodil oder den Tiger verfüttert, auch wenn es Patti-Lee danach kurzzeitig besser geht.

Mit der Einsamkeit am Hochstand ist es jedoch plötzlich vorbei und Patti-Lee muss ihren geliebten Rückzugsort gegen Henry verteidigen, einen Jungen, der immer wieder dort auftaucht. Auch er hält es zuhause nicht aus, wo er der körperlichen Gewalt seines Stiefvaters ausgesetzt ist.
Nach anfänglichen Machtkämpfen freunden sich die beiden an. Als Henry seine Geschichte erzählt hat, versucht Patti-Lee ihm dadurch zu helfen, dass sie ihn mit in ihre Phantasiewelt nimmt. Der Pirat soll auch Henry rächen, aber gemeinsam gelingt es ihnen sich einzugestehen, dass dadurch nichts besser an ihrer Situation wird. Sie beschließen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und schmieden einen mutigen Plan.
Am Ende schaffen sie es, dass Patti-Lees Eltern und Henrys Mama sich endlich einmal die Zeit nehmen, genau hinzuhören, was ihre Kinder belastet.

Mit "Eine Insel nur für Patti-Lee" hat die österreichische Autorin Barbara Schinko ihr erstes Buch für Kinder veröffentlicht. Mit ihrer Geschichte von Patti-Lee hat sie ein "Mutmachbuch" verfasst, das Mädchen wie Jungen motivieren kann, nach Lösungen für ihre Probleme zu suchen, wenn es sein muss auch im Alleingang. Das Cover mit den beiden lachenden Kindern und dem alten Seebär in seinen hellen, leuchtenden Farben hat aufmunternden Charakter und zeigt, dass es gut ist, Freunde zu haben.

"Eine Insel nur für Patti-Lee" ist ein wertvolles Vorlesebuch, in dem es um Freundschaft und Mut, aber auch um Mobbing und das Abgleiten in Phantasiewelten geht.
An Eltern, Erzieherinnen und Erzieher sowie an Lehrkräfte gewandt rät dieses Buch, sich für Kinder Zeit zu nehmen, ihnen aufmerksam zuzuhören und sie stark zu machen. Denn auch mit viel Unterstützung müssen Kinder den Mut aufbringen, sich zu artikulieren und einen zu Weg finden, wie sie sich zur Wehr setzen können. Einfache Lösungen gibt es nicht und auch Barbara Schinko hat für ihre Geschichte keine solche parat. Gezielt eingesetzt und als Gesprächsanlass genutzt werden kann das Buch in der Grundschule.

Die Geschichte von Patti-Lee und Henry ist spannend, sie berührt und macht zugleich Hoffnung. Da die Texte in kurzen Kapiteln, mit Illustrationen unterlegt und in einer direkten Sprache relativ einfach geschrieben sind, bietet sich das Buch für Kinder, die es selbst lesen möchten, bereits ab acht Jahren an.

(up, Arbeitskreis Lesen)



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