Buchtipps, Methoden, Konzepte und Projekte rund ums Lesen und Vorlesen bietet der Ideenpool Lesen gegliedert für alle Schularten und auch für den Elementarbereich.


Bücher des Monats Januar 2012

In diesem Monat empfehlen wir folgende Bücher:

Justin Richards: Der Atlantis Code (ab 12 Jahre)

Michael Borlik: Die Schlangenbrut (ab 15 Jahre)

Bettina Belitz: "Splitterherz" und "Scherbenmond" (ab 15 Jahre)


Geschichten zwischen alten Mythen, Wissenschaft und Spannung

Am Anfang von beiden Büchern stehen zwei verschwundene Wissenschaftler: Beide Bücher kreisen um das Thema, wie der Mensch mit den Errungenschaften aus Technik und Wissenschaft umgeht: Eine Geschichte, in der es um die Folgen von genetischen Experimenten geht. Die andere, in der es darum geht, wie der Mensch danach strebt, die Natur mit allen Mitteln zu beherrschen und sich zu unterwerfen. Beide Geschichten verbinden alte Mythen und fantastische Elemente mit der Spannung eines gut erzählten Thrillers. Beide Geschichten entführen ihre Leserinnen und Leser in die exotischen Landschaften der australischen und südamerikanischen Regenwälder.

Wer wird angesprochen?

Empfehlungen für Leserinnen und Leser Die Sprache von Justin Richards und Michael Borlik ist einfach aber wirkungsvoll. Mit kurzen, prägnanten und sehr farbigen Beschreibungen zeigen sie ihren Leserinnen und Lesern die Welt ihrer Charaktere aus deren Perspektive. Dazwischen schiebt Borlik als besondere Sicht auf die Welt der Menschen die Sichtweise der alten intelligenten Lebensform, die zu neuem Leben erwacht. Die Figuren befinden sich zwar in einer fantasievoll ausgestatteten Umgebung, bleiben in ihrem Erleben und ihrer Herkunft nachvollziehbar real. Beide Autoren verstehen es, zwischen Wirklichkeit und Fantasie hin und her zu gleiten, ohne dass die Handlung dabei unlogisch oder künstlich wirkt, auch wenn für den Leser klar zu erkennen ist, dass die Geschichten selbst rein fiktiv sind. Das Tempo ist insgesamt rasant, es finden sich immer wieder überraschende Wendungen, die die Spannung steigern. Besonders jugendliche Leserinnen und Leser werden mit den Figuren mitfiebern. Der Atlantis Code ist seit Juni 2011 als Taschenbuch, seit Februar 2008 als Hörbuch erhältlich. Die attraktiv gestaltete broschierte Ausgabe von Michael Borliks Geschichte ist seit Juli 2009 im Handel erhältlich. Aufgrund des Alters der Hauptfiguren (17 und 18 Jahre) und der komplexen Themen ist Borliks Roman allerdings eher ab 15 Jahren zu empfehlen.


Justin Richards: Der Atlantis Code

Verlag cbj, Taschenbuchausgabe Juli 2011
ISBN: 978-3-570-22249-2
400 Seiten
Altersempfehlung: ab 12 Jahre

Matts Vater wurde entführt. Seit der Historiker und Archäologe sich im Auftrag des Multimilliardärs Atticus Harper auf die Suche nach einem sagenumwobenen Schatz gemacht hat, fehlt von ihm jede Spur. Eigentlich hatte sich der fünfzehnjährige Matt darauf gefreut, die Ferien bei seiner Mutter in London zu verbringen. Da die Computerspezialistin beruflich zu tun hat, begibt sich Matt zu seinem Vater. Dort findet er Schriftstücke, Gesteinsproben, alte und neue archäologische Fundstücke und Kunstgegenstände in allen Zimmern über den Fußboden verteilt vor. Von seinem Vater keine Spur. Plötzlich entdeckt er eine verschlüsselte Botschaft. Gemeinsam folgen Matt, seine Tante Jane, Julius Venture, ein rätselhafter und reicher Freund seines Vaters, sowie dessen Tochter Robin den versteckten Hinweisen, verschlüsselten Botschaften und geheimen Codes. In einem Wettlauf gegen die Zeit suchen sie nach Matts Vater und der Auflösung des Rätsels. Wind, Wasser, Erde, Gesteine, schließlich sogar das Feuer – die Elemente scheinen verrückt zu spielen.

Bald ist wieder Atticus Harper mit im Spiel, der zusammen mit Matt, Robin und Julius Venture nach Südamerika tief in den Regenwald fliegt, um in einer mit hochmoderner Technik ausgestatteten alten Wasserfall-Pyramide nach den letzten Puzzle-Teilen des Rätsels zu suchen. Die Reise führt alle Beteiligten nach Skandinavien, Amsterdam, England und wieder zurück nach Rio. Tief unter der eigentlichen Pyramide enthüllt sich das Geheimnis, das sich zur tödlichen Falle entwickelt hat und gibt das alte Wissen preis, das die Sage von Atlantis zu neuem Leben erweckt.

Der in Platons Dialogen beschriebene Mythos vom Untergang der sagenhaften Kultur von Atlantis wird auf Ursachen zurückgeführt, die hier zu neuem Leben erweckt werden: Der Wunsch danach, Mensch und Erde über die Grenzen von Raum und Zeit hinweg zu beherrschen.

(mw, Arbeitskreis Lesen)


Michael Borlik: Die Schlangenbrut – genetische Experimente mit Schlangengift, ein Supercomputer und eine uralte Lebensform

Verlag Thienemann, Juli 2009
ISBN 978-3-522-20016-5
320 Seiten
Altersempfehlung: ab 15 Jahre

In Michael Borliks Thriller "Die Schlangenbrut" versucht die Firma Windar Biomed mithilfe der Gentechnologie ein Mittel gegen Krebs und andere unheilbare Krankheiten zu finden. Doch ihr geheimes Projekt Taipan 2.0 gerät außer Kontrolle. Die beteiligten Wissenschaftler werden vom ängstlichen Firmenleiter Sterling nacheinander umgebracht. Ihre Morde werden als Unfälle und ähnliches vertuscht. Doch Dr. Kingsley, dem letzten Überlebenden des Projekts, ist es gelungen unterzutauchen. Währenddessen ist der 18-jährige Phil dabei, mit seinen Freunden Sara und Mouse nach ihm zu suchen. Sie vermuten nämlich richtig, dass Dr. Kingsley, Saras Vater, noch lebt und in einem geheimen Labor inmitten der Wet Tropics, des Regenwalds in Australien, ein Projekt schrecklich schief gelaufen ist. Auf dem Computer von Saras Vater finden die drei Freunde zwei Dateien. Der computerbegabte Mouse macht sie ausfindig und stellt sie wieder her. In einer davon waren Koordinaten, die inmitten der Wet Tropics eigentlich keinen Sinn ergeben. Sie machen sich unter der Führung Phils, der bereits mehrmals mit Dr. Kingsley in dem Reptilien-, Spinnen- und Insektenparadies war, auf den Weg. Phil ist begeisterter Schlangenhalter und außerdem verliebt in Sara. Sara aber ist zu sehr mit dem Verschwinden ihres Vaters beschäftigt. Wie ihr Vater kann sie die Finger nicht von wissenschaftlicher Literatur lassen und kennt sich in einem Labor ganz gut aus. Nach unheimlichen Erlebnissen im Wald entdecken sie tatsächlich eine riesige und extrem gut ausgestattete Forschungsanlage. Sie dringen in das Gebäude ein und stoßen neben einer Leiche auf ein hochkompliziertes Sicherheitssystem. Im gesicherten Teil der Anlage finden sie dann auch das Labor. Dort entdecken sie viele eingelegte und tote Reptilien. Die Experimente scheinen vor allem dem Inlandtaipan, der giftigsten Schlange der Welt, gegolten zu haben. Aus dem Gift dieser Schlange soll u. a. ein Mittel gegen Krebs und andere Krankheiten entwickelt werden. Beim Versuch die Giftproduktion der Schlangen zu erhöhen, ist allerdings ein merkwürdiger Umwandlungsprozess geschehen. Neben Laserskalpellen und einem riesigem Schlangenschädel steht auch eine bahnbrechende Erfindung, das "Research One" im Labor. Mithilfe dieses Supercomputers können die großen Datenmengen für die Entschlüsselung eines Erbguts verarbeitet werden. Während Mouse versucht, die gelöschten Dateien wiederherzustellen, hat Phil merkwürdige Tagträume und Begegnungen. Er verheimlicht dies seinen Freunden, bis sie schließlich einige Dateien von Saras Vater entdecken. Er beschreibt, wie er im veränderten Erbgut Informationen einer anderen Lebensart entdeckt hat, die vor über 65 Millionen Jahren einigen Lebensformen eingepflanzt worden zu sein scheint. Sie bezeichnet Dr. Kingsley als "die Ersten". Und er scheint sogar eine Methode gefunden zu haben, diese intelligente Lebensform wieder zurück auf die Erde zu bringen. Doch Phil, Sara und Mouse werden von Sterlings Männern gefangen genommen.

(mw, Arbeitskreis Lesen)


Bettina Belitz: "Splitterherz" und "Scherbenmond"

Script5, 2010 und 2011
SBN 978-3-8390-0105-9 / 978-3839001226
631 Seiten / 686 Seiten
Altersempfehlung: ab 15 Jahre

"Etwas hat sich verändert. Ich kann es wittern. Die Luft ist weicher geworden, der Wald grüner, der Nachthimmel schwärzer." Schon die ersten Sätze aus Bettina Belitz' Debütroman "Splitterherz" verdeutlichen, was den Reiz ihrer Bücher ausmacht: Die oft poetische, bildhafte Sprache, die eindringliche Atmosphäre und die Spannung, die einen von Beginn an fesselt. Vor allem aber die bittersüße Liebesgeschichte zwischen Ellie und Colin zieht die Leserinnen dieser Fantasy-Romane in ihren Bann.

Die 17-jährige Elisabeth Sturm, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, zieht nur widerwillig ein Jahr vor dem Abitur mit ihren Eltern von Köln in ein verschlafenes Nest im Westerwald, wo ihr Vater die Leitung der psychiatrischen Klinik übernimmt.
Gerade, als es Ellie endlich gelungen ist, sich in Köln einen festen Freundeskreis aufzubauen, muss sie sich nun in dem kleinen Kaulenfeld neu einleben. Sie kann sich nur schwer an die Menschen, die neue Umgebung und die überwältigende Natur gewöhnen, doch auch den Kontakt zu ihren alten Freundinnen verliert sie schnell. Lediglich in Tillmann, der sich auch nicht wirklich an die Dorfbewohner anpassen kann, findet sie einen Freund. Dann begegnet sie dem zunächst sehr arroganten und unnahbaren Colin, der sie von der ersten Begegnung an fasziniert. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege und Colin gibt ihr mit jedem Mal mehr Rätsel auf. Sein liebevoller und fürsorglicher Umgang mit seinem Pferd Louis steht in einem starken Gegensatz zu der abweisenden und mürrischen Art, mit der er Elisabeth meist behandelt. Dennoch kann sich Elisabeth nicht gegen Colins Anziehungskraft wehren, der offensichtlich mehr Interesse an ihr hat, als es zunächst scheint. Elisabeths Vater jedoch reagiert mit einer ungewöhnlichen Aggression auf Colin, die Elisabeth nicht nachvollziehen kann. Ihr wird klar, dass nicht nur Colin, sondern auch ihr Vater etwas vor ihr verbirgt. Mutig und entschlossen macht sich Elisabeth nun daran, die Geheimnisse, die sie umgeben, zu lüften, und kämpft dabei trotz lebensbedrohlicher Gefahren um ihre Liebe zu Colin. Im Folgeband, "Scherbenmond", der etwas düsterer und noch spannender anmutet als "Splitterherz", gibt es ein Wiedersehen mit Ellie, Colin und auch Tillmann. Aber auch neue Figuren, wie Elisabeths Bruder Paul und die junge Journalistin Gianna, werden in die abenteuerliche Handlung verwickelt. Elisabeths Vater kehrt von einer seiner vielen Reisen nicht zurück, beauftragt sie aber, ihren Bruder nach Hause zurückzuholen; eine Aufgabe, die weitaus schwieriger und gefährlicher ist, als man zunächst vermutet. Dass Ellie sich mit dem Verschwinden ihres Vaters nicht einfach abfindet, bietet den Stoff für den dritten Band, "Dornenkuss", der im November 2011 bereits erschienen ist.

Bettina Belitz' empfehlenswerte Romanreihe fügt sich in die Vielzahl der Fantasy-Liebesromane ein, von denen so viele jugendliche und erwachsene Leserinnen fasziniert sind. Dennoch stechen ihre Romane aus der Masse der Bücher heraus, da Belitz mit einer Fülle an neuen Ideen für Abwechslung in diesem Genre sorgt. Erst nach und nach enthüllt sie das Geheimnis um ihre plastisch erzählte Geschichte, die im Handlungsverlauf zunehmend fantastische Elemente enthält. Wenn auch die Wahl der einzelnen Buchtitel nicht wirklich nachvollziehbar ist, so muss zudem die außergewöhnlich schöne Covergestaltung erwähnt werden, für deren Illustration Maria-Franziska Löhr verantwortlich ist. Als Klassenlektüre sind diese Bücher jedoch wegen ihres Umfangs und weil sie die Jungen sicher weniger interessieren werden, eher nicht geeignet.

(sw, Arbeitskreis Lesen)



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