Buchtipps, Methoden, Konzepte und Projekte rund ums Lesen und Vorlesen bietet der Ideenpool Lesen gegliedert für alle Schularten und auch für den Elementarbereich.

Bücher des Monats Juni 2016

Andreas H. Schmachtl: Juli Löwenzahn. Einfach spitzenmäßig ( ab 4 Jahren)

Christoph Niemann: Der kleine Drache (ab 5 - 7 Jahren)

Dorit Linke: Fett Kohle (ab 10 - 12 Jahren)

Christoph Wortberg: Der Ernst des Lebens macht auch keinen Spaß (ab 14 - 17 Jahren)


Andreas H. Schmachtl: Juli Löwenzahn. Einfach spitzenmäßig

Drei Bände in einem

Verlag: Arena 2015
llustrator: Andreas H. Schmachtl
ISBN - 13: 978-3401507774
Taschenbuch: 88 Seiten
Kinderbuch - Vorlesebuch
Altersempfehlung: ab 4 Jahren

Juli Löwenzahn lebt mit seiner Familie in einem gemütlichen Haus, seine vielen Schwestern, sein kleiner Bruder, seine Eltern und Großeltern gehören zur Hasenfamilie. Der kleine Hasenjunge ist immer unterwegs, erlebt lustige und spannende Dinge und verwirklicht seine Ideen. Er baut für die Karotten des Opas einen Graben, der schließlich alles überflutet, entwirft bei der Übernachtung im Feld-Wald-und-Wiesen-Kindergarten eine Gespensterfalle, in die prompt die Erzieherin Frau Primel hineinläuft. Das Uhrenbuch, die letzte Geschichte im Sammelband, stellt die Uhr sehr kindgerecht am Tagesablauf Julis dar.

Der Sammelband, der die Einzeltitel „Schatzsuche im Möhrenbeet", „Juli und die großartige Gespensterfalle" und „Von morgens bis abends Abenteuer. Ein Uhrenbuch" enthält, eignet sich für Jungen und Mädchen im Kindergartenalter. Die Geschichten sind wunderschön illustriert, sodass man beim Vorlesen nach Freunden Julis oder Gegenständen suchen kann.


M.S. Ideenpool Lesen

 


Christoph Niemann: Der kleine Drache

Eine Geschichte von Freundschaft und chinesischen Schriftzeichen

Verlagshaus Jakoby & Stuart, 6. Auflage 2015
ISBN-13: 978-3941087002
Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
Altersempfehlung: 5 -7 Jahren

Chinesisch im Vorschulalter? Ist das nicht zu kompliziert und übertrieben? Schließlich muss man drei bis viertausend Zeichen erlernen um sich einigermaßen gut mit der chinesischen Schrift ausdrücken zu können!

Wer dieses Bilderbuch aufschlägt wird überrascht sein, wie eindrücklich und kindgemäß es dem Autor gelungen ist, Lust auf das Entdecken und Verstehen uns unbekannter Schriftzeichen zu machen. In ausdrucksstarken Zeichnungen, die in zurückhaltenden Farbtönen koloriert sind, werden die entsprechenden chinesischen Schriftzeichen in die für die Erzählung wichtigsten Begriffe integriert. So erklärt sich zum Beispiel das Schriftzeichen für Baum in der Darstellung als eine Art graphisch dargestellten Stamm mit Ästen.

Dem Autor und Graphiker Christoph Niemann ist es so gelungen 30 chinesische Schriftzeichen in die Handlung einer Geschichte zum Thema Freundschaft einzubinden. Der Text zur jeweiligen Handlung ist mit kurzen, klaren Sätzen aussagekräftig formuliert und ist somit für das Vorlesen und Verstehen sowohl im Kindergarten als auch im ersten Schuljahr bestens geeignet.

Hauptpersonen in diesem Bilderbuch sind Lin, ein chinesisches Mädchen und ihr Haustier, ein kleiner Drache, den Lin als Geschenk erhalten hat. Die beiden sind unzertrennlich, spielen zusammen, erzählen sich Geschichten und schließen neue Freundschaften. Bis eines Tages beim Fußballspielen dem kleinen Drachen eine kostbare Vase zerbricht, was zur Folge hat, dass er von Lins Vater in einen Käfig eingesperrt wird. Als Lin am anderen Morgen nach ihrem Freund sehen will, ist der Käfig leer. Verzweifelt macht das Mädchen sich auf den Weg ihren kleinen Drachenfreund zu suchen. Sie sucht ihn im Haus und in der Stadt, kommt zur großen Mauer und schließlich an einen breiten Fluss. Dort trifft Lin auf eine sonderbare kleine Frau, der sie hilft, über den Fluss zu gelangen. Und wie in manchen anderen märchenhaften Geschichten sorgt diese Begegnung dafür, dass Lin ihren Freund mit Hilfe der sonderbaren Frau, die sich als eine Hexe entpuppt, glücklich wiederfindet.

Dieses Bilderbuch bietet sich geradezu an, mit Kindern im Übergang vom Kindergarten zur Grundschule das Thema Schriftzeichen aufzugreifen. Erfahrungsgemäß interessieren sich Kinder am Ende der Kindergartenzeit mehr und mehr für das Nachbilden von Buchstaben und Zahlen. Das Bilderbuch „Der kleine Drache“ macht nicht nur neugierig auf das Entdecken ganz anderer Lebensarten und Schriftzeichen, sondern fördert auf spielerische und fantasievolle Weise die Lust auf Lesen und Schreiben.

Die folgenden Anregungen sind in der Arbeit mit Vorschulkindern entstanden und wurden mit Interesse und Begeisterung aufgenommen:

  • Als Einstieg bietet sich an, einige einfachere Zeichen wie Baum, Schaf, Auge, Mund, Fluss, … mit der entsprechenden Zeichnung auf einem Plakat zum „Nachschreiben“ in der Mal-Ecke aufzuhängen.
  • Nach einiger Übungszeit können die Kinder mit Hilfe des Buches weitere Zeichen nachbilden. Von den Kindern selbst gestaltete weitere Plakate mit chinesischen Zeichen können die Plakatausstellung erweitern.
  • „China – Maler“, ein Malspiel zum Erraten der Schriftzeichen (ähnlich wie das Spiel: Montagsmaler) macht den Kindern große Freude. Geübte Kinder wagen sich zusammen oder alleine ans Malen einer Geschichte mit Begriffen und Schriftzeichen.
  • Ein besonderer Anreiz für die Kinder ist es, wenn sie Begriffe aus dem Bilderbuch malen und dann die unterschiedlichsten Schriftzeichen hinzufügen können.
  • Als Fortsetzung bietet sich an, mehrsprachige Kinderbücher in weiteren Sprachen von Büchereien auszuleihen und mehrsprachige Eltern einzubinden. So kann durch Vorlesen in verschiedenen Sprachen Mehrsprachigkeit als Chance begriffen werden, andere Kulturen kennenzulernen.

Das Aufgreifen anderer Sprachen und Schriftzeichen stellt für Kindergartenkinder, für Schulkinder und die Elternschaft eine Wertschätzung ihrer Herkunftssprache dar und schafft Brücken, auch wenn die sprachlichen Hürden noch bestehen.

Mehrsprachige Kinderbücher finden Sie bei:

http://www.schauhoer-verlag.de/cms/schulen-kindergaerten/

http://www.edition-bilibri.com/kitas-schulen.html


G.G. Ideenpool Lesen

 


Dorit Linke: Fett Kohle

Magellan, 2015
ISBN-13: 978-3734847066
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
Altersempfehlung: 10 - 12 Jahren
Krimi

Niklas lebt in Berlin Neukölln und normalerweise passieren dort „bloß langweilige Sachen“. Außerdem wäre es ihm sowieso lieber, er könnte bei seinem Papa auf Mallorca leben. Denn seine Mutter ist jetzt mit Kaminski zusammen, einem unangenehmen Zeitgenossen, der außer Biertrinken und Schimpfen nichts auf die Reihe zu bekommen scheint und keine Arbeit hat. Auch die Mutter ist arbeitslos, die Familie lebt von Hartz IV. Niklas leidet unter der schroffen Art seines Stiefvaters, er findet ihn einfach abstoßend. Um seine jüngeren Stiefgeschwister Laura und Leon kümmert sich Niklas so gut er kann, doch dafür bekommt er keinerlei Anerkennung. Seine schulischen Leistungen werden schlechter und er buhlt vergeblich um Anerkennung bei der tonangebenden Gang im Stadtteil.

Am wohlsten fühlt Niklas sich, wenn er abends im Dunkeln für die anderen unsichtbar an seinem Fenster steht und beobachtet, was auf der Straße vor sich geht. Eines Abends, als Niklas aus dem Fenster sieht, beobachtet er eine krimireife Szene: Aus einem Lieferwagen, der von der Polizei verfolgt wird, wirft jemand eine Tasche in den Müllcontainer vor Niklas‘ Haus. Die Tasche nimmt er gleich an sich – und findet einen Haufen Geldscheine darin. Es handelt sich, wie sich bald herausstellt, um die Beute aus einem Banküberfall. Niklas und sein Freund Felix beschließen, die Beute zu behalten, denn dieses Geld könnte ihnen einen Ausweg bieten: aus ihrem tristen Stadtteil, aus Hartz IV und der Schikane durch Murats brutale Gang. Niklas und Felix hecken einen Plan aus. Doch bald sind ihnen alle auf den Fersen, die Verbrecher, die Polizei und Murats Gang. Eine turbulente Verfolgungsjagd beginnt, doch nicht alles läuft nach Plan. Am Ende überschlagen sich die Ereignisse und letztlich bekommt jeder, was er verdient…

Dorit Linke hat einen spannenden und kurzweiligen Kinderkrimi geschrieben, der auch Wenigleser zum Lesen motivieren und bei der Stange halten kann. Das Buch kommt flott daher, die Autorin benützt bewusst die Sprache von Jugendlichen, wobei auch diverse Schimpfwörter ihren Platz haben. So bleibt das Buch nah an der Zielgruppe, auch die Hauptfiguren sind aus dem Leben gegriffen und als Jugendlicher kann man sich gut in sie hineinversetzen. Die Handlung mag auf den ersten Blick sehr konstruiert und unglaubwürdig wirken, für den Leser entsteht nicht zuletzt durch die authentische Jungensprache großes Identifikationspotential. Konsequent wird die Sicht der beiden Jungen beibehalten, so dass jeder neue Schritt der beiden nachvollziehbar ist und logisch erscheint.

Diese Lektüre bietet sich für die Unterstufe (Klassen 5 und 6) an. Abseits der spannenden Krimihandlung finden sich zahlreiche weitere thematische Anknüpfungspunkte: Was ist in einer Freundschaft wichtig? Wie weit sollte man gehen, um einen Freund zu gewinnen oder einen Freund zu behalten? Ist es richtig, was Niklas und Felix tun? Darf man eine Fundsache einfach behalten? Die beiden Jungen wollen mit dem Geld nicht nur ihre eigenen Wünsche erfüllen, sondern denken auch dabei auch an andere – inwieweit legitimiert das ihr Verhalten? Und was würdet ihr tun, wenn ihr wie Niklas eine Tasche voller Geld findet?

Das Buch wurde ausgezeichnet mit dem Leipziger Lesekompass 2016 der Stiftung Lesen und der Leipziger Buchmesse.


S.K. Arbeitskreis Leseerziehung


Christoph Wortberg: Der Ernst des Lebens macht auch keinen Spaß

Beltz-Verlag 2016
ISBN-13: 978-3407811585
Taschenbuch: 191 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 - 17 Jahren
Roman

Was macht einen zum Helden? Kann man ein Held sein, obwohl man sich selbst das Leben nimmt? Die Antwort gibt Christoph Wortbergs Roman „Der Ernst des Lebens macht auch keinen Spaß“.

Lennys zwei Jahre älterer Bruder Jakob war ein Held, den alle mochten und bewunderten. Immer hatte er Erfolg, immer erfüllte er die Erwartungen, die seine Eltern, die Schule und sein Umfeld an ihn stellen. Doch niemand bemerkte, dass er sich dabei selbst verliert. Nachdem Jakob, trotz sehr guten Bergsteigerkenntnissen, an der Zugspitze abstürzt, liegt er im Koma. Weil es keine Rettung mehr gibt, werden die Geräte, die Jakob am Leben erhalten, abgestellt. Aus Sicht des 16-jährigen Lenny wird die Trauerverarbeitung der Familie nachvollzogen.

Lennys Vater zieht sich in sich selbst zurück, spricht nicht über Jakobs Tod und lässt keine Zweifel an seiner Sichtweise zu, dass sein Sohn einen Unfall hatte. Die Mutter betäubt sich mit Tabletten, die ihr Mann, ein Apotheker, beschafft. Lenny selbst lässt der Tod seines Bruders keine Ruhe. Er stellt Nachforschungen an, weil er nicht an einen Unfall glaubt. Dabei stößt er auf Rosa, die Jakob anders kennengelernt hat. Als Lenny die Eltern mit anderen, unbequemen Sichtweisen konfrontiert, wehren sie dies ab, weil sie Jakob weiter so sehen wollen, wie er für sie war: Als den Sohn, der alles meisterhaft schaffte.

Der Roman, der 2015 für den Jugendliteraturpreis nominiert war, zeigt zum einen das Geschehen in der Familie nach dem Tod Jakobs. Zum anderen gibt es parallel dazu imaginäre Gespräche zwischen Lenny und Jakob, die Lenny helfen, den Tod zu verstehen und auch –soweit es geht - zu akzeptieren. Durch Lennys Augen taucht der Leser in die Geheimnisse der Familie ein und erfährt die Geschichte hinter der Geschichte. Fragen nach Schuld und Verantwortung, nach persönlicher Freiheit in der Lebensgestaltung werden gestellt.

Im Unterricht kann Wortbergs Roman bei der Bearbeitung der anspruchsvollen Themen Pubertät, Identitätsbildung und Gesprächen über den Sinn des Lebens. durch seine überschaubare Länge gut eingesetzt werden und wertvolle Sichtweisen liefern. Durch das Forschen Jakobs und die Suche nach Begründungen wird der Selbstmord nicht beschönigt, sondern schlüsselt das Leiden Jakobs, aber auch das Beziehungsgeflecht der Hinterbliebenen auf. Positiv ist der Schluss, der Lennys Plädoyer zum Leben zeigt und die Botschaft vermittelt: Gehe deinen Weg, auch wenn es nicht immer leicht ist. Die Sprache ist eher nüchtern, aber anspruchsvoll zugleich. Da die Spannung durchweg aufrecht erhalten wird, fühlen sich auch wenig lesende Jugendliche durch den Roman angesprochen.

Der Beltz-Verlag bietet eine Leseprobe, die einen ersten Eindruck des Romans vermittelt. Der Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. bietet Materialen für den Unterricht. Diese sind zum einen unterteilt in die Stationen , bei denen Lenny mit Jakob spricht, und in Material zu diesen gedanklich-verbalen Treffen. Entscheidend für den Unterricht sind Informationen zu Thema Jugendsuizid, bei denen die Jugendlichen zur Reflexion und zum Miteinander sprechen über dieses existentielle Thema eingeladen werden.


Materialien für den Unterricht finden sich auf folgenden Seiten:

Praxis Jugendarbeit - Anregungen zum Thema Suizid in Jugendgruppen

Schülersuizid – Was Lehrerinnen und Lehrer wissen sollten

Spiegel Artikel

 

M.S. Ideenpool Lesen

 

 


Der Text dieser Seite ist verfügbar unter der Lizenz CC BY 4.0 International
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

Bitte beachten Sie eventuell abweichende Lizenzangaben bei den eingebundenen Bildern und anderen Dateien.