Buchtipps, Methoden, Konzepte und Projekte rund ums Lesen und Vorlesen bietet der Ideenpool Lesen gegliedert für alle Schularten und auch für den Elementarbereich.

Bücher des Monats Juli 2016

Simon Boulerice: Ein Apfelbaum im Bauch ( ab 5 Jahren)

Mathias Jeschke: Der Wechstabenverbuchsler im Zoo (ab 5 - 8 Jahren)

Malgorzata Mycielska: Das funktioniert? Verblüffende Erfindungen (ab 9 - 11 Jahren)

Meg Wolitzer: Was uns bleibt ist jetzt (ab 14 Jahren)


Simon Boulerice: Ein Apfelbaum im Bauch

Originaltitel: Un verger dans le ventre

Verlag: Diogenes 2014
llustrator: Gérard Dubois
ISBN - 13: 978-3-257-01173-9
Gebunden: 40 Seiten
Bilderbuch
Altersempfehlung: ab 5 Jahren

Der kleine Raphael liebt Äpfel. Jeden Tag verputzt er einen Apfel mitsamt Kernen und Kernhaus, nur den Stiel lässt er übrig. Als sein Freund Rémi das mitbekommt, ist er entsetzt: Wenn man die Apfelkerne mitisst, könnten doch Apfelbäume im Bauch wachsen! Raphael ist schockiert. Er traut sich kaum mehr zu trinken oder überhaupt den Mund zu öffnen, da er dem in seinem Bauch vermuteten Apfelbaum weder Wasser noch Licht zum Wachsen liefern will. Gleichzeitig versucht er, herauszufinden, wie groß die Gefahr wirklich ist.
Kinder ab etwa fünf Jahren lassen sich dieses Buch gerne vorlesen. Einerseits können sie über Raphaels irrationale Angst vor dem Apfelbaum im Bauch lachen und sich freuen, dass sie es besser wissen. Andererseits sehen sie aber auch, dass andere Kinder unter teilweise unbegründeten Befürchtungen leiden. Das Buch bietet einen guten Ausgangspunkt für Gespräche über persönliche Ängste der Kinder. Thematisiert werden kann, dass Ängste normal sind und vor allem, dass es hilfreich ist, über Ängste zu sprechen – nicht nur mit Gleichaltrigen, sondern auch mit Eltern, Erzieherinnen und Erziehern.
Dieses Bilderbuch ist sehr liebevoll im Retro-Stil gestaltet. Auf den ersten Blick könnte man meinen, ein Bilderbuch aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Hand zu halten. Auf den zweiten Blick erkennt man aber die moderne Seite der Illustrationen: Sie bilden nicht nur die Handlungsebene ab, sondern spiegeln darüber hinaus auch den inneren Zustand der Hauptfigur wieder. Als Raphael Angst hat, sich in einen Apfelbaum zu verwandeln, wird seine Haut zu Rinde und seine Finger und Haare werden zu Ästen und Zweigen. Sein Bauch ist ganz ausgebeult von den Äpfeln, die darin wachsen.

Insgesamt ist dieses phantasievolle und zugleich witzige Bilderbuch, das sich hervorragend zum Vorlesen eignet, völlig verdient mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2015 ausgezeichnet worden.

S.K. Ideenpool Lesen


Mathias Jeschke: Der Wechstabenverbuchsler im Zoo

Illustrator: Karsten Teich
Bastei Lübbe, 2013
ISBN-13: 978-3414823557
Gebundene Ausgabe: 32 Seiten
Bilderbuch zum Vorlesen
Altersempfehlung: 5 -8 Jahren


Der kleine Onno und seine jüngere Schwester Ella beabsichtigen mit ihrem Nachbarn Herrn Beckermann und seiner Tochter Nina einen aufregenden und lustigen Tag im Zoo zu verbringen. Herr Beckermann hat die sonderbare Eigenschaft, beim Sprechen die Buchstaben zu verwechseln: Aus Waschlappen wird dann „Laschwappen“ und aus Spiegelei wird „Igelspei“. Als die vier im Zoo ankommen sind, ist Ella plötzlich verschwunden und es beginnt eine aufgeregte Suche nach dem vermissten Kind. Zunächst wird sie im „Zeichelstroo“ (Streichelzoo) vermutet, oder bei den „Kalipenen“ (Pelikanen) und „Miflangos“ (Flamingos). Schließlich wird der Zoodirektor eingeschaltet, um bei der Suche zu helfen. Nach dem Aufruf des Zoodirektors helfen auch alle „Toowärter“ (Zoowärter) und „Zierpfleger“ (Tierpfleger) mit, Ella wiederzufinden. Im Zoo brechen daraufhin eine „ungeheuerliche Unruhe“ und ein Durcheinander aus, denn auch die Tiere beteiligen sich nun an der Suche.
In all dem Trubel taucht Ella schließlich von alleine wieder auf: Sie reitet auf einem Okapi durch den Zoo! „Wir wieben sie hader!“ („Wir haben sie wieder!“) freut sich Herr Beckermann. Alle Menschen und Tiere im Zoo stimmen am Schluss in einen erleichterten Jubel ein.
Mathias Jeschke erzählt seine Fantasiegeschichte in lebendiger, kindgerechter Sprache und mit viel Wortwitz. Die Illustrationen sind ausdrucksstark und enthalten viele lustige Details zum Entdecken. Dabei sind die Bildseiten so großformatig, dass sie beim Vorlesen gut von der ganzen Klasse betrachtet und besprochen werden können.
Das Bilderbuch greift auf kindgemäße und liebevolle Art bedeutende Themen aus der kindlichen Erlebniswelt auf und bietet dadurch zahlreiche Erzähl- und Gesprächsanlässe: Der Besuch eines Zoos, Menschen, die auf eine ungewöhnliche oder merkwürdige Art sprechen und die Sorge vieler Kinder, sich zu verlaufen oder zu verirren.
Daneben erlaubt das Buch zahlreiche Möglichkeiten für eine aktive Spracharbeit. Schon beim Vorlesen haben die Kinder viel Spaß an den witzigen Wortschöpfungen, welche durch das Vertauschen der Buchstaben entstehen. Die Buchstaben wieder an die richtige Stelle zu setzen, erfordert Einsicht in die Regelhaftigkeit der Vertauschungen und trägt zur Aktivierung des Wortschatzes bei.

Im Unterricht lässt sich das Buch durch die angesprochenen Themen und die Wortspiele sehr vielseitig einsetzen. Materialien zum Einsatz im Unterricht finden Sie hier.

Ideen für den Unterricht
AB: Der Wechstabenverbuchsler

C.G. Ideenpool Lesen


Malgorzata Mycielska: Das funktioniert? Verblüffende Erfindungen

Illustratoren: Aleksandra Mizielisnska & Daniel Mizielisnski
Moritz Verlag 2015
ISBN-13: 978-3895653070
Gebundene Ausgabe: 128 Seiten
Altersempfehlung: 9 - 11 Jahren
Kinderbuch, Sachbuch

Ob automatischer Schachspieler, Wolkenautomat, kabelloser Strom oder Schokolinsensortierer: seit jeher gibt es Erfinder und Entdecker, die immer wieder spannenden, nützlichen, aber auch verrückten Ideen nachgegangen sind. Viele dieser Erfindungen sind heute längst im Alltag integriert und kaum noch wegzudenken. Andere wiederum waren vielleicht zu ausgefallen und konnten sich nicht auf Dauer durchsetzen. Die polnische Kunsthistorikerin Matgorzata Mycielska hat auf insgesamt 120 Seiten die verblüffendsten Erfindungen zusammengetragen und in kindgerechter Sprache aufbereitet. Illustriert wurden die Erfindungen von Aleksandra und Daniel Mizielsinski.

Das Buch spricht vor allem technikinteressierte Kinder ab der dritten Klasse an, kann aber auch Schülerinnen und Schüler bis in den Sekundarbereich faszinieren. Auf jeweils zwei Doppelseiten werden die Erfindungen vorgestellt und durch comicartige Zeichnungen die Verwendungsweise und Nutzen für den Alltag aufgezeigt. Das Buch lädt auch Kinder zum Schmökern ein, die wenig leseaffin sind. Die Lektüre des Buches kann auch als Impulsgeber für eigene Erfindungs- und Konstruktionsaufgaben dienen.

B.E. Ideenpool Lesen


Meg Wolitzer: Was uns bleibt ist jetzt
Belzhar

cbt Verlag, München 2015
ISBN-13: 978-3570162941
Gebunden: 384 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Roman

Die US-amerikanische Autorin Meg Wolitzer veröffentlichte zahlreiche preisgekrönte und erfolgreiche Romane. „Was uns bleibt ist jetzt“ ist ihr erster Jugendroman, in dem sich die 15-jährige Jamaica, kurz Jam, in den Austauschschüler Reeve verliebt. Als er stirbt, bleibt Jam alleine zurück und ist nicht in der Lage, mit ihrer Trauer umzugehen. Sie bemitleidet sich selbst und lässt sich weder von ihrer Familie noch von ihren Freunden helfen. Ihre Eltern entscheiden schließlich, sie nach Wooden Barn zu schicken, einem Internat für „emotional fragile, hochintelligente Teenager". Dort soll ihre Tochter wieder zu sich selbst finden und neuen Lebensmut fassen.
Im Internat angekommen, wird sie für den Kurs „Ausgewählte Themen der Literaturgeschichte" eingeteilt und trifft dort auf vier Jugendliche, die ebenfalls aufgrund traumatischer Erlebnisse im Internat untergebracht sind. Mrs. Q., ihre Lehrerin, gibt allen Teilnehmenden ihres Kurses den Auftrag, ein Tagebuch zu führen. Jam findet am Tagebuchschreiben nichts Neues, bis sie es versucht. Sie landet in einer Welt vor dem einschneidenden Ereignis, das sie traumatisierte. So ergeht es jedem, der diesen Kurs besucht und in das Tagebuch, das alle von Mrs. Q. erhalten haben, schreibt. Die Jugendlichen geben dieser Welt den Namen „Belzhar“. „Es ist ein Ort, an den Menschen gehen, die die Wirklichkeit nicht mehr ertragen, weil sie zu deprimierend ist.“, hält Jam zusammenfassend fest.
Sie trifft dort erneut auf ihre große Liebe Reeve und genießt jeden Augenblick, wobei sie nur das durchlebt, was auch in der Realität geschah. Zunehmend bekommt sie jedoch ein schlechtes Gewissen, denn sie verliebt sich erneut. Durch die Reisen nach Belzhar erfährt jeder Kursteilnehmer Überraschendes, Bestürzenden und auch Freudiges. Jede und jeder von ihnen steht erneut vor der Wahl, Abschied zu nehmen und einen Weg ins neue Leben zu finden oder in Erinnerungen an eine vergangene Zeit zu verharren.
Die Fantasy-Elemente sind passend eingeflochten, sodass auch Nicht-Fantasy-Leser und Leserinnen einen Zugang zu der Ich-Erzählung aus Jams Sicht finden. Die Geschichte berührt und überrascht zugleich, die Spannung bleibt durch kluge Wendungen erhalten und sie endet ganz anders, als man es erwartet.

Als Klassenlektüre eignet sich der Roman nicht, da er eher weibliche Leserinnen anspricht und zu umfangreich ist. Gut einsetzbar ist der Titel aber für Buchvorstellungen und Buchprojekte oder auch Themenwochen, die sich den Themen Partnerschaft und Lebenskrisen widmen.

M.S. Ideenpool Lesen


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

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