Buchtipps, Methoden, Konzepte und Projekte rund ums Lesen und Vorlesen bietet der Ideenpool Lesen gegliedert für alle Schularten und auch für den Elementarbereich.

Bücher des Monats Februar 2016

Lydia Hauenschild: Ich war das nicht! ( ab 3 - 6 Jahren)

Caroline B. Coony: Code Orange (ab 4 - 6 Jahren)

Irmgard Kramer: Am Ende der Welt traf ich Noah(ab 8 - 10 Jahren)


Lydia Hauenschild: Ich war das nicht!

Verlag: Don Bosco, Januar 2015
Illustratorin: Antje Bohnstedt
ASIN: B00QQXC4B8
Kamishibai - Bildkartenset fürs Erzähltheater : 12 Seiten
Altersempfehlung: 24 Monate bis 8 Jahre


Leo und Klara spielen als Freunde die Hauptrollen in dieser Geschichte.

Als Klara das erste Mal bei Leo zu Besuch ist, schaut sie sich neugierig in seinem Kinderzimmer um. Dabei entdeckt sie einen aus bunten Steinen gebauten Elefanten auf dem Regal. Klara möchte gerne mit dem schönen Elefanten spielen, aber Leo ist nicht damit einverstanden. Als er aus dem Zimmer geht, bleibt Klara allein zurück und kann nicht widerstehen den Elefanten aus dem Regal zu holen. Doch nun kommt Balu, Leos Hund ins Spiel, der an Klaras Hose zerrt und mit dazu beiträgt, dass der Elefant zu Boden fällt, wo er in viele Einzelteile zerbricht. Was nun? Balu läuft erschrocken aus dem Zimmer und Klara versucht dem wütenden Leo zu erklären, was passiert ist. Doch Leo ist zu enttäuscht, um sich sofort mit Klara zu versöhnen.

Wie die beiden das nach lautem Geschrei, Rangeleien und Tränen doch noch schaffen, wird in der Geschichte gut nachvollziehbar erzählt. Dabei bieten die großformatigen Farbbilder einen besonderen Gesprächsanreiz für die Frage (für etwas ältere Kinder), ob Klara denn wirklich alleine Schuld an dem Missgeschick hat? Auch über die Gefühle der beiden Streithähne lässt sich reden.

Die in DIN A 3 gestalteten Bildkarten erzählen in 11 Szenen die Geschichte in überschaubaren und ausdruckstarken Bildern. Sie sind für die Anwendung in einem sogenannten „Kamishibai“ gedacht, einem Erzähltheater, bestehend aus einem Holzrahmen zum Aufstellen, in den dann die Bildkarten eingelegt und Szene für Szene erzählt werden. Es ist aber genauso gut möglich, die Bilder ohne das Kamishibai zu verwenden. Alle Geschichten, die für diese Art des Erzählens entworfen werden, eignen sich auch dazu, die Handlung in mehrere Abschnitte aufzuteilen oder nur einzelne Szenen aufzugreifen. In einer Übersicht sind die entsprechenden Erzähltexte beigefügt. Dies erleichtert die Vorbereitung für ein entsprechendes Angebot sehr. Die Aufmachung des Bildmaterials eignet sich hier sehr gut zum eigenen Entwickeln der Geschichte durch die Kinder selbst:

Bei 3 - 4 jährigen Kindern bietet sich diese Form einer Bilderbuchbetrachtung besonders an, da die großformatigen Bilder die Aufmerksamkeit der kleinen Zuhörer direkt auf das Geschehen lenken. Anhand von einzelnen Szenen kann das freie Sprechen gefördert werden, aber auch die eigenen Erfahrungen der Kinder mit Streit und Versöhnung kommen zur Sprache. Für Kinder mit noch wenigen Kenntnissen in der deutschen Sprache ist diese Art von Bilderbuch besonders hilfreich, da die Bildersprache von allen "gelesen" werden kann.

Kinder ab 4 Jahren gelingt es meist schon gut, die Erzählung selbst in die richtige Reihenfolge zu bringen. Man kann dazu die Bildkarten auf einer größeren Fläche auslegen. Je nach schon vorhandenen sprachlichen Fähigkeiten in der Gruppe bieten sich unterschiedliche Vorgehensweisen an:

Die Bilder werden einzeln nacheinander ausgelegt. Jede Szene wird gemeinsam betrachtet und im Gespräch die Handlung dazu entwickelt. Anschließend oder zu einem späteren Zeitpunkt wird die Geschichte vorgelesen.

Oder man beginnt mit dem Erzählen der einzelnen Szenen und die Kinder suchen das entsprechende Bild dazu.

Die Geschichte wird anhand der Bildkarten bis zum Punkt des Konfliktes erzählt.

Gemeinsam wird überlegt, wie die Freunde sich verhalten könnten, damit es zur Versöhnung kommt. Den Abschluss des Angebotes bildet dann die Präsentation des Ausgangs der Bildergeschichte.

Kinder, die kurz vor dem Schuleintritt stehen, erzählen oft schon selbst ausgedachte Lösungen aus dem Konflikt und malen dann ihre Version der Geschichte. Eine weitere Anregung wäre, einen aktuellen Vorfall aufzugreifen und daraus eine eigene Streit- und Versöhnungsgeschichte zu gestalten. Auf Grund ihrer vielfältigen Einsatzmöglichkeiten ist diese der Art der Aufmachung einer Bildergeschichte sehr zu empfehlen. Mit der vorgestellten Erzählung lässt sich das alltägliche Thema von Streit und Versöhnung kindgerecht aufarbeiten.

GG Ideenpool Lesen

 


Caroline B. Coony: Code Orange

Verlag: Beltz & Gelberg, Dezember 2014
ISBN-13: 978-3407743244
Altersempfehlung: 13 - 16 Jahren
Taschenbuch: 256 Seiten


Auf der fünfstufigen Farbskala des amerikanischen Terrorwarnsystems ist der so genann-te „Code Orange“ die zweithöchste Alarmstufe und bedeutet, dass ein „hohes Risiko" für einen Terrorangriff besteht. Daher weiß der Leser recht schnell, um welche Thematik es in dem gleichnamigen Jugendbuch geht. Der amerikanischen Schriftstellerin Caroline B. Cooney, die bisher über 60 Bücher, meist Jugendromane, verfasst hat, ist es gelungen, die Spannung bis zur letzten Seite aufrecht zu erhalten.

Die Hauptfigur Mitty ist ein normaler Jugendlicher. Er hat weder Lust zum Lernen, noch auf Hausaufgaben und verdrängt fast alles, was erledigt werden soll, bis zur letzten Minute. Als er eine Hausarbeit zum Thema Pocken schreiben muss, ergreift ihn die Neugier. In einem alten Medizinbuch findet er einen Umschlag, auf dem steht, dass Pockenschorf enthalten sei. Neugierig öffnet er ihn, zerbröselt den Schorf und atmet ihn ein. Mitty hat schlagartig Panik. Ob er sich infiziert hat und ob seinetwegen die Seuche wieder ausbricht? Er sucht im Internet nach Antworten. Allerdings antworten nicht nur Mediziner und Wissenschaftler, sondern scheinbar auch Terroristen. Mitty verschwindet spurlos, die Erzählung wechselt zwischen Mitty und dem Geschehen in der Schule und bei seinen Eltern.

Das Erzähltempo und die Cliffhanger erzeugen Spannung, der Leser rechnet mit allem und ist am Ende trotzdem sehr überrascht. Ein ideales Buch für den Einsatz in einer achten bis zehnten Klasse, das sich auch für die Zusammenarbeit mit den Fächern Biologie und Gemeinschaftskunde anbietet. Dabei kann auf neue Terrorismusformen (Bioterrorismus) ebenso eingegangen werden wie auf das Thema Virusepidemien, ihre Eindämmung und Impfung. Auch die Themen erste Liebe und Umgang mit dem Internet können thematisiert werden. Die Fakten im Buch sind sehr gut recherchiert, sodass der Leser gute Einblicke in die Materie bekommt. Eine Lehrerhandreichung ist auf den Verlagsseiten verfügbar.


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Irmgard Kramer: Am Ende der Welt traf ich Noah

Verlag: Loewe, Juli 2015
ISBN-13: 978-3785581278
Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Altersempfehlung: 14 - 17 Jahren

Themenbereich: Roman

Zehn Jahre schlummerte dieser Schatz in einer Schublade und wurde mehrfach umgearbeitet, bis Irmgard Kramer den Roman veröffentlichte. Marlene, die Hauptfigur findet einen roten Koffer, der sie magisch anzieht: „Es war so verlockend: Die Möglichkeit, in eine fremde Rolle zu schlüpfen, lag direkt vor mir. Ich brauchte nur zuzugreifen.“ Sie nimmt das Gepäckstück an sich und gibt sich als dessen Besitzerin aus, um von ihren Eltern loszukommen. Als Irina Pawlowa kommt sie in der Villa Morris, fernab der Zivilisation, an und verbringt den Sommer in dem heruntergekommenen Haus mit einer bestimmenden Nonne, einem schweigenden Koch, einem Gärtner und Noah, einem faszinierenden jungen Mann, der blind ist und in der Villa gefangen gehalten wird. Marlene soll ihm schwimmen beibringen und verliebt sich in ihn. Sie erfährt durch Noah die dunklen Seiten der Villa, er möchte frei sein, weil er in fast 17 Jahren nicht die Möglichkeit hatte, ein Leben außerhalb der Mauern zu führen. Marlene willigt schließlich ein, gemeinsam mit ihm zu fliehen, das Unheil nimmt seinen Lauf.

Der Roman ist von Anfang an ungewöhnlich, nimmt immer mehr an Fahrt auf, hat Atmosphäre und ist spannend. Zum Ende hin wendet sich alles und der Leser ist mehr als überrascht, zu welcher Wendung es kommt. Obwohl es während der gesamten Handlung Hinweise auf das Ende gibt, nimmt man sie doch erst richtig am Ende wahr. Der Span-nungsbogen bleibt kontinuierlich erhalten. Es ist ein Roman, der auch erwachsene Leserinnen und Leser in seinen Bann zieht. In der Schule ist er in der achten bis zehnten Klasse einsetzbar, wobei eher Mädchen wegen der Liebesgeschichte begeistert sein werden. Aber auch Jungen können durchaus einen Reiz an der Geschichte entdecken, denn gerade im zweiten Teil wird es sehr spannend. Der Erzählstil Kramers ist sehr einnehmend, aber leicht verständlich und angenehm. Wird das Buch im Unterricht eingesetzt, sollte darauf geachtet werden, dass die Schülerinnen und Schüler regelmäßig lesen, sonst könnte aufgrund der Länge schnell eine Überforderung eintreten.

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