"Lörrach: Den Wandel einer Stadt erleben und seine Ursachen verstehen"

Methodenvorschlag

2.1 Lernorterkundung

Die Stadtrallye ist so aufgebaut, dass die Schüler mit einem Aufgabenheft und einem Stadtplan (Quelle: Open Street Map), in dem die Rallye-Strecke eingezeichnet ist, in kleinen Gruppen unterwegs sind. Während der Rallye bewegen sich die Schülerinnen und Schüler fast ausschließlich in der Fußgängerzone.

Es gibt zwei gegenläufige Strecken, die sich inhaltlich leicht unterscheiden. Die beiden ersten Aufgaben sind identisch. Dies dient dazu, dass zu Beginn der Rallye die Bearbeitung der Aufgaben erläutert und geübt werden kann.
Die erste Gruppe bekommt das Aufgabenheft für Strecke 1 und startet, nach zwei Minuten startet die zweite Gruppe mit dem Aufgabenheft für Strecke 2, nach weiteren zwei Minuten startet die dritte Gruppe mit dem Aufgabenheft für Strecke 1 usw. So wird ein Abstand der einzelnen Schülergruppen hergestellt, der die Möglichkeit von Kollisionen während der Rallye verringert. Die Rallye ist in 45 Minuten zu bewältigen.

Die Rallye ist nicht als Wettbewerb gedacht. Die Aufgaben, die während der Rallye zu bearbeiten sind, haben nicht immer eine eindeutige Lösung, deshalb wird es nicht möglich sein, eine Gewinnergruppe zu ermitteln. Den Sieg über die benötigte Zeit zu definieren, baut einen Zeitdruck auf, der zu einer nachlässigen Bearbeitung der Aufgaben führen kann.

Wenn eine Notwendigkeit für eine zusätzliche Motivation zur sorgfältigen Bearbeitung der Aufgaben besteht, kann diese durch den Hinweis darauf erfolgen, dass nach der Rallye die Ergebnisse einzelner Stationen von der Gruppe präsentiert werden müssen, aber erst im Anschluss bekannt gegeben werden wird, welche Stationen den einzelnen Gruppen zugeordnet werden.

Jede Schülergruppe braucht eine Kamera, um während der Rallye Vergleichsfotos zu machen. Diese Fotos - und die Bilder aus dem Aufgabenheft - werden für die Präsentation der Ergebnisse benötigt.


2.2 Behandlung des Themas in der Schule

Stadtrallye

Während der Rallye können die Schülerinnen und Schüler Veränderung bzw. Beständigkeit beobachten - deren Ursache wird sich ihnen nur selten erschließen. Dies ist aber auch nicht Ziel dieser Unterrichtssequenz. Vielmehr geht es darum, den Blick auf die alltägliche Umgebung zu schärfen, Vergleiche anzustellen, zu dokumentieren und die Ergebnisse dieser Dokumentation zu präsentieren. Während dieser Tätigkeiten soll sich den Schülerinnen und Schülern erschließen, dass Geschichte nicht irgendwo in den Machtzentren der Welt oder auf Kriegsschauplätzen geschieht, sondern dass Spuren von geschichtlichen Prozessen überall zu finden sind.

Darüber hinaus sollen die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass sich Veränderungen auch gegenwärtig ereignen, so dass das Bild der Welt, wie wir es heute wahrnehmen kein Endzustand ist sondern eine Momentaufnahme. Ein weiterer Aspekt der Unterrichtssequenz ist es, den Schülerinnen und Schüler eine Quelle für Informationen aus der Vergangenheit aufzuzeigen, nämlich die Fotografie. Auf die Problematik der Fotografie als Geschichtsquelle wird an dieser Stelle nicht eingegangen.

Unterricht im Anschluss an die Rallye

Im anschließenden Unterricht wird den Schülerinnen und Schülern Informationen zu den einzelnen Stationen weiterführendes Material zur Verfügung zu stellen soweit dies für die Erstellung einer Präsentation notwendig ist.

Es bietet sich an, erst im Anschluss an die Rallye den Gruppen die Präsentationsaufgaben zuzuteilen und ihnen das dazugehörige Informationsmaterial auszugeben. Allen Gruppen das komplette Informationsmaterial auszugeben führt eher zu Verwirrung und zu großem Zeitaufwand beim Sichten des Materials.

Die Präsentationsform, die am einfachsten zu bewerkstelligen ist, ist das Herstellen von Informationsplakaten oder einer Wandzeitung.
Etwas mehr Aufwand muss für eine Präsentation mit Vortrag betrieben werden. Für diese Form ist es nicht erforderlich, dass die Schülerinnen und Schüler eine Präsentationssoftware beherrschen. Da es in erster Linie um den Vergleich von historischen Ansichten mit dem heutigen Zustand geht, genügen die Funktionen der Windows Fotoanzeige völlig. An technischer Ausstattung werden für die Präsentation also lediglich ein Beamer und ein PC / Laptop / Tablet benötigt. Wenn diese Ausstattung nicht vorhanden ist, können die Abbildungen auf OHP-Folien kopiert werden und die Präsentation kann mit einem Overhead-Projektor gestaltet werden.

Zur Arbeit an den Präsentationen können Arbeitsblätter ausgegeben werden, die weiterführende Informationen zu den einzelnen Beobachtungsschwerpunkte enthalten und Hinweise zur Gestaltung der Präsentation.

Vorausgehender und nachfolgender Unterricht

Im Vorfeld der Stadtrallye sollte mit den Schülerinnen un d Schülern eine Zeitleiste der letzten 200 Jahre erstellt werden. Begonnen wird mit einem Zeitraum, der die Lebenszeit der Schüler umfasst. Hier werden Daten eingetragen, an die sich die Schülerinnen und Schüler erinnern (Einschulung, Übergang in die weiterführende Schule, große Sportereignisse usw.). Dabei wird darauf verwiesen, dass viele dieser Ereignisse durch Dokumente (Zeugnisse, Zeitungsartikel, ) belegbar sind.

Die Zeitleiste wird erweitert um Ereignisse, die Verwandte der Schülerinnen und Schüler betroffen haben und die durch Dokumente (Geburts- und Taufurkunden, Meisterzeugnisse, Todesanzeigen) nachweisbar sind. Ich habe mit dieser Vorgehensweise immer gute Erfahrungen gemacht, wenn ich die Eltern der Schülerinnen und Schüler zuvor informiert hatte und ihnen zugesichert hatte, dass die Dokumente noch am selben Tag wieder nach Hause kommen würden.

Die Schülerinnen und Schüler werden wahrscheinlich auch Fotos von wichtigen Ereignissen (Hochzeiten, Einschulung, ...) mitbringen. Zu diesem Zeitpunkt kann man diese Fotos als Dokumente akzeptieren, ohne auf die meistens fehlende Datierung als Problem einzugehen.

Dokumente, die Schülerinnen und Schüler mitbringen, können fotokopiert (verkleinern!) werden und dienen zur Illustration der Zeitleiste.
Wenn die Stadtrallye durchgeführt wurde, wird die Zeitleiste erweitert auf den Zeitraum ab 1848 - das ist die früheste Jahreszahl, die in der Rallye auftaucht.


Reduktionsmodell

- Das Thema in 2 Unterrichtsstunden-

Statt mit einer Stadtrallye - für die ein halber Unterrichtsvormittag kalkuliert werden muss - und anschließender Ausarbeitung und Präsentation lässt sich das angestrebte Ergebnis auch mit einem Vergleich von Fotos aus unterschiedlichen Zeiten erreichen. Es werden dann Fotos aus den Aufgabenheften der Rallye den aktuellen Fotos der jeweiligen Stelle gegenübergestellt und anhand dieser Fotos untersucht welche Veränderungen es gegeben hat oder welche Zeichen von Beständigkeit sichtbar sind.
Die aktuellen Fotos werden von der Lehrkraft zur Verfügung gestellt, die Arbeitsblätter können dann nicht verwendet werden...

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -


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