Erster Weltkrieg: Kriegsbegeisterung in Heilbronn?

Bedeutung

Neckar-Echo

B 3 Das Heilbronner Neckar-Echo warnte bis in den Sommer 1914 vor einem Krieg und kommentierte auch nach Kriegsbeginn kritisch die Geschehnisse. (Stadtarchiv Heilbronn L008-50) / Das Bild ist von der Lizenz CC-BY 4.0 ausgenommen

Die bis heute noch weit verbreitete Behauptung einer allgemeinen Kriegsbegeisterung in Deutschland im Sommer 1914 ist längst von der Geschichtswissenschaft als Mythos entlarvt worden. Dennoch findet man sie auch noch in vielen aktuellen Geschichtsbüchern. Zwar gab es spektakuläre Ausbrüche spontaner Kriegsbegeisterung, aber ebenso zahlreiche Demonstrationen gegen den Krieg, die - trotz Verboten - etwa mit über 100 000 Teilnehmern in Berlin stattfanden. Die von der Kriegspropaganda verbreitete These vom "aufgezwungenen Verteidigungskrieg" wurde ebenfalls schon seit Kriegsbeginn angezweifelt.

Auch in Städten wie Heilbronn lassen sich - etwa im sozialdemokratischen Neckar-Echo - warnende Stimmen feststellen. Vor allem im Bildungsbürgertum gab es aber auch in Heilbronn Verlautbarungen, die den Krieg begrüßten, wie sie besonders deutlich in der Kriegspredigt eines Stadtpfarrers der Friedensgemeinde zum Ausdruck kommen.

Die Diskussionen über die "Dolchstoßlegende" und die "Kriegsschuldlüge" prägten auch in Heilbronn nach dem Ersten Weltkrieg die Auseinandersetzungen in der Presse.

Schülerinnen und Schüler erkennen in der Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Quellen aus ihrer Region, dass es beide Perspektiven gab. Sie differenzieren und können erklären, warum es nicht gerechtfertigt ist, von einer "allgemeinen Kriegsbegeisterung zu Beginn des Ersten Weltkrieges" oder einer "allgemeinen Ablehnung der deutschen Kriegsschuld" zu sprechen.

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -