Die ersten NS-Verfolgungsaktionen 1933 am Beispiel des KZ Heuberg.  Welche Funktion hatten die frühen Lager?

Methodenvorschlag

Didaktische Hinweise

Als Einstieg in das Thema wird die Aufnahme eines Häftlingsappells im KZ Heuberg vom April 1933 eingeblendet, die nicht den gängigen Vorerwartungen entspricht: Zu sehen ist hier eben nicht eine anonymisierte Masse männlicher Häftlinge, wie man sie von späteren Fotos aus Dachau oder Buchenwald kennt – in gestreiften Uniformen, mit geschorenen Haaren usw. – , sondern eine Gruppe von Männern in Zivil. Sie stehen exemplarisch für die Häftlinge in den frühen KZs. Das Propagandafoto verschleiert Willkür, Gewalt und Terror und stellt die Inhaftierung als notwendige Maßnahme zur Umerziehung und Disziplinierung politischer Dissidenten dar. Die Beschreibung wird bereits Fragen nach Häftlingen, Haftgründen, Behandlung etc. aufwerfen, die gesammelt werden. Auf eine kurze Lehrerinfo zum KZ Heuberg (hierzu gibt es als Handreichung für den Lehrer ein Infoblatt) wird der Brief des Ebinger KPD-Mitglieds Karl Lang an seine Frau gelesen und besprochen. Er regt zu weiteren Fragen an.

Zur Kontextualisierung folgt eine Input-Phase mit einem Darstellungstext zu den Verhaftungsaktionen in Württemberg bzw. im Oberamt Balingen, auf das sich fast alle später auszuwertenden Materialien beziehen, sowie ein AB zu den gesetzlichen Grundlagen, vor allem zur „Reichstagsbrandverordnung“.

In der folgenden Erarbeitungsphase werten die Schülerinnen und Schüler in Gruppenarbeit die vom Lehrer ausgewählten Materialien zu verschiedenen Häftlingsschicksalen aus. Dabei geht es in erster Linie um die Haftgründe, die sich nicht nur auf politische Gegnerschaft reduzieren lassen. Die ABs können nach Schwierigkeitsgrad ausgewählt werden. Ziel der GA ist die Vorbereitung einer Präsentation sowie die Erstellung von Kopiervorlagen zur Ergebnissicherung.

Truppenübungsplatz Heuberg aus der Vogelschau, Postkarte von 1914

B 5 Truppenübungsplatz Heuberg aus der Vogelschau, Postkarte von 1914


Die Präsentationen und die Besprechung erfolgen zu Beginn der zweiten Doppelstunde. Dabei sollte auch auf die gesammelten Fragen aus der Einstiegsphase Bezug genommen werden.

Der Schwerpunkt des zweiten Teils liegt auf der Darstellung der Verhaftungen und Internierung im KZ Heuberg durch die lokale und überregionale Presse. Auch hierzu gibt es ein Lehrerinfoblatt. Anhand bisher noch nicht wissenschaftlich ausgewerteter Artikel in den Balinger Lokalzeitungen „Der Volksfreund“ und „Der Wille“ kann eine arbeitsteilige Quellenarbeit organisiert werden, z.B. in Form eines Gruppenpuzzles. Weniger komplex und umfangreich ist die Auswertung einzelner Artikel aus der überregionalen Presse. Die Besprechung kann zunächst in kleineren Gruppen erfolgen (vgl. Gruppenpuzzle), zum Schluss im Plenum, wo eine Ergebnissicherung stattfinden kann.

Zum Schluss diskutieren die Schülerinnen und Schüler die Leitfrage nach der Funktion der frühen KZs für die Etablierung der NS-Herrschaft.

Als Vertiefung kann ein bilanzierender Artikel aus der NS-Zeitung „Der Wille“ vom Januar 1934 – also nach der Auflösung des KZ Heuberg – ausgewertet werden, der vor allem wegen seiner argumentativen und sprachlichen Struktur sehr interessant ist und sich daher gut zur Textanalyse eignet.

Das Modul ist für die Sek. II angelegt, kann aber auch bei entsprechender Auswahl der Materialien in der Sek. I behandelt werden.


 - Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -


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