Die Universität Heidelberg als bedeutendes Zentrum des deutschen Humanismus im 15. und 16. Jahrhundert

Hintergrund

Bedeutung

Der Humanismus als die wissenschaftlich-geistige Seite der Renaissance war eine an den Werken der antiken Philosophie und Literatur orientierte Geisteshaltung, die das Ideal eines freien unabhängigen Menschen in den Mittelpunkt stellte und von daher in einem gewissen Spannungsverhältnis zu kirchlichen Autoritäten bzw. scholastischen Traditionen stand. Sie entstand im 14. Jahrhundert in Italien und verbreitete sich bis zum 16. Jahrhundert in ganz Europa. Vertreten wurde sie in erster Linie von einem relativ kleinen Kreis von Gebildeten, die meist im Umkreis von Fürstenhöfen oder städtischen Universitäten wirkten, zugleich aber weiträumig miteinander vernetzt waren. In ihrer kritischen Auseinandersetzung mit überkommenen Lehrmeinungen, ihrem Streben nach umfassender Bildung und Erweiterung des geistigen Horizonts sowie ihrem Willen zu schöpferischer Individualität gaben die Humanisten der Wissenschaft und Erziehung neue Impulse, schufen die Voraussetzungen für die Reformation und bestimmten damit die gesamte Neuzeit wesentlich mit.

Wenn man bei der Einführung von Schülerinnen und Schülern in das Wesen des Humanismus nicht nur auf die in Schulbüchern gängigen Quellen großer europäischer Humanisten wie Petrarca, Pico della Mirandola, Leonardo da Vinci, Rabelais oder Erasmus von Rotterdam zurückgreifen will, sondern aufzeigen möchte, dass der Humanismus auch in Deutschland ein bedeutsames Phänomen gewesen ist, so bieten sich Auszüge aus Schriften von Gelehrten an, die im 15. bzw. 16. Jahrhundert an der Universität Heidelberg gewirkt haben. Gerade die Universität Heidelberg ist in diesem Zusammenhang auch deshalb von besonderem Interesse, weil ihre Wurzeln bis ins Spätmittelalter zurückreichen, und SuS so verdeutlicht werden kann, dass der Humanismus nur auf dem Boden einer im Mittelalter entstandenen städtischen Kultur gedeihen konnte. Gleichwohl behandelt das Modul weniger die Institutionengeschichte der Universität als vielmehr das Leben und Lernen der Studenten um die Wende vom Mittelalter zur Neuzeit sowie v. a. das Wirken einiger besonders bedeutsamer Heidelberger Humanisten.

Um einen Querschnitt durch die verschiedenen Fakultäten zu bieten und zugleich dem Prinzip des Lebensweltbezugs so weit als möglich Rechnung zu tragen, wurden folgende Gelehrte ausgewählt:

  1. der Rhetor und Pädagoge Rudolf Agricola (1444-1485), der maßgeblich zur Verbreitung des Humanismus in Deutschland beigetragen hat

  2. der Kosmograph und Universalgelehrte Sebastian Münster (1488-1552), an den ein Brunnen auf dem Karlsplatz in Heidelberg erinnert

  3. der Altphilologe und Livius-Übersetzer Jakob Micyllus (1503-1558)

  4. die Dichterin Olympia Fulvia Morata (1526-1555), an die ein Epitaph in der Heidelberger Peterskirche erinnert

  5. der Mediziner und Reformationstheologe Thomas Erastus (1524-1583), der ein leidenschaftlicher Gegner des Paracelsus gewesen ist

  6. der Kommentator des Corpus Iuris Civilis Hugo Donellus (1527-1591), der das römische Recht für die Neuzeit fruchtbar gemacht hat

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -


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