Das Deutsche Museum, München.


1) Beschreibung / Geschichte

Außenansicht des Museums

Im Jahr 1903 von Oskar von Miller, dem "Vater" der Elektrifizierung in Bayern gegründet, ist das Deutsche Museum nicht nur eines der ältesten naturwissenschaftlichen Museen, mit etwa 50.000 qm Ausstellungsfläche ist es auch eines der größten Museen weltweit.
Das Museum, das im Bundesbesitz ist, zieht jährlich 1,4 Millionen Menschen aus aller Welt an, die sich über die unterschiedlichsten Fachgebiete informieren.
Die Palette dieser Fachgebiete reicht von Agrartechnik bis Zeitmessung und geht damit weit über das hinaus, womit sich die Physik beschäftigt.

Es ist daher auch äußerst schwierig, das Museum aus der Sicht der Physik - insbesondere der Schulphysik - angemessen zu beschreiben.

2) Lage.

Das Deutsche Museum liegt mitten in München auf einer Insel in der Isar. Vom Rathaus (Marienplatz) ist es in etwa 10 Minuten zu Fuß erreichbar.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht man das Museum entweder mit allen S-Bahn Linien (Haltestelle Isartor) oder mit den U-Bahn Linien U1 oder U2 (Haltestelle Fraunhoferstraße).
Die Fahrzeit von Stuttgart nach München mit dem Bus beträgt knapp drei Stunden.
Aus dem mittleren Neckarraum ist das Deutsche Museum also etwas gleich weit entfernt wie das Technorama in Winterthur oder das Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim.

3) Die Ausstellung - die Highlights.

Das Deutsche Museum verfügt über den weltweit größten Bestand an technischen und naturwissenschaftlichen Originalexponaten, von denen nicht immer alle ausgestellt sind, die aber den besonderen Reiz des Museums ausmachen.

Aus der Sicht der Physik, sollten die Besucher folgende Highlights des Museums unbedingt gesehen haben.(Auswahl).

Vorführungen in der Hochspannungsanlage.

Entladung um eine Glasplatte herum. Links der Faraday-Käfig

Dreimal am Tag findet eine Vorführung der Hochspannungsanlage statt. Die Besucher erleben dabei Funkenüberschläge mit bis zu 300.000 Volt durch die Luft und um eine Glasplatte herum. Sie werden Zeuge, wie ein Museumsmitarbeiter im Inneren eines Faraday-Käfigs einen Einschlag völlig unbeschadet übersteht. Sie erfahren den Sinn von Erdungsmaßnahmen, wenn ein Blitz in ein Haus- oder Kirchturmmodell einschlägt und sie erleben den dumpfen Knall, der entsteht, wenn ein Blitz einen Holzstab sprengt.

Foucault-Pendel.

Im Innern des 65m hohen Museumsturms ist an einem dünnen Stahlseil ein sehr reibungsarmes Fadenpendel aufgehängt. Es hat damit die beeindruckende Periodendauer von ca. 16 Sekunden. Es gleicht dem Pendel, mit dem Jean Bernard Foucault dem staunenden Publikum im Panthéon in Paris im Jahre 1851 erstmals die Drehbewegung der Erde vorführte.
Die Erde dreht sich unter dem Pendel weg, so dass die Pendelspitze in regelmäßigen zeitlichen Abständen ein Holzklötzchen umwirft.

Foucault Pendel

Magdeburger Halbkugeln.

Madgeburger Halbkugeln

Die Originale der sogenannten "Magdeburger Halbkugeln", mit denen Otto von Guericke 1663 die Wirkung des Luftdrucks demonstrierte, können im Museum betrachtet werden. Sechzehn Pferde waren angeblich nötig, um die Kugeln wieder zu trennen, nachdem ihr Inneres luftleer gepumpt wurde!
Weniger bekannt ist, dass von Guericke nicht nur Ratsherr in Magdeburg war, sondern sich auch noch mit Elektrostatik beschäftigte und die Elektrisiermaschine erfand. Sie ist ebenfalls im Deutschen Museum zu sehen.

Originalapparate von Heinrich Hertz.

Ohne die Entdeckungen von Heinrich Hertz wären Radio, Fernsehen, Satellit und Handy heute undenkbar. Die Originalapparate, mit denen er 1886 bis 1889 die elektromagnetische Strahlung und ihre Gesetze fand, sind ebenfalls im Deutschen Museum zu sehen.
Seine wichtigsten Entdeckungen, die elektromagnetischen Wellen und den äußeren Photoeffekt, machte er als Professor an der Fachhochschule in Karlsruhe.

Conrad Röntgens erste Röhre.

Ebenfalls im Original können die Besucher die Anordnung sehen, mit der Wilhelm Conrad Röntgen 1895 in Würzburg die Röntgenstrahlen entdeckt hat. Kaum vorstellbar, dass die simple Glaskugel von der Größe einer großen Glühbirne die Diagnostik von Knochenbrüchen revolutionierte!
Röntgen lehrte übrigens auch 4 Jahre lang an der "landwirtschaftlichen Akademie Hohenheim", der späteren Uni Stuttgart-Hohenheim.

Arbeitstisch von Otto Hahn.

Arbeitstisch von Otto Hahn

Der Arbeitstisch an dem Otto Hahn, Lise Meitner und Fritz Straßmann 1938 in Berlin die Uranspaltung entdeckten, ist ein weiteres Highlight des Deutschen Museums.
Ohne diese Entdeckung wären die Kernkraftwerke von heute nicht möglich.

Besonders sehenswert ist auch die Sammlung von Flugzeugen und Raumfahrzeugen. Die Spanne reicht dabei von einem Doppeldecker der Brüder Wright von 1909, über eine JU-52 und einen F-104 Starfighter in Originalgröße, bis zu einem Ausschnitt aus einer Airbus A300 Passagierkabine.
Die Besucher sehen Exponate aus dem Beginn der Raumfahrt mit der militärischen V2 , ein Diorama der ersten Mondlandung, bis zu einem 1:1 Modell eines Raumlabors der ESA.

Weitere Informationen zu der Ausstellung im Fachgebiet Physik

4) Ein Museum im Wandel.

Es war die Konzeption des Museums, jedes Fachgebiet in seiner historischen Entwicklung von den Anfängen bis in die Gegenwart zu zeigen.
Dieser Ansatz erweist sich heute als Handicap für das Museum, denn sowohl die Entwicklungen in Naturwissenschaft und Technik, als auch die Ansprüche der Besucher haben sich in den letzten Jahrzehnten sehr stark verändert.

4.1) Neue Forschungsgebiete sprengen alte Fächergrenzen.

Die spannendste Forschung, in der auch die größten Fortschritte erzielt werden, finden heute vor allem in den Grenzgebieten zwischen den Fächern statt. Man denke z.B. an die Forschung im Bereich der Elementarteilchen oder an die Biotechnologie.
Diese Entwicklungen im Rahmen der Fächergrenzen vorstellen zu wollen, ist unmöglich. Es wird auch immer schwieriger, die sehr komplexen wissenschaftlichen Erkenntnisse verständlich, spannend und populär zu vermitteln.

Das Deutsche Museum versucht diesen Entwicklungen in Sonderausstellungen gerecht zu werden, die die Themen eher exemplarisch und fächerübergreifend, als umfassend und fachbezogen darstellen. Diesen Weg beschreiten die meisten anderen Museen auch.

4.2) Wahrnehmung und Medien prägen die Museumspädagogik.

Die Ansprüche vor allem jugendlicher Besucher an Ausstellungstechnik und Präsentation haben sich in den letzten 20 Jahren sehr stark verändert.
Das Deutsche Museum, als Museum mit langer Geschichte, versucht mit teilweise faszinierenden historischen Exponaten zu begeistern und die Besucher mit fachlich korrekten Texten ausführlich zu informieren.
Dieser traditionelle Museumsansatz erreicht fachlich interessierte Erwachsene immer noch.

Die Wahrnehmung der Jugendlichen von heute ist hingegen sehr stark durch die Bilderwelten von Fernsehen und Computerspielen geprägt.
Jugendliche Besucher lassen sich nur selten von historischen Exponaten begeistern.
Sie wollen Erkenntnisse durch interaktives Ausprobieren gewinnen. Sie haben in der Regel wenig Lust, lange Texte zu lesen. Sie wollen Unterhaltung und Spaß.

Es gibt zwar im Deutschen Museum etwa 2000 Demonstrationen, Experimente und interaktive Exponate, denen man jedoch anmerkt, dass die meisten dieser "Schaukastenexperimente" - und die Anleitungen dazu - aus den 60er bis 80er Jahren sind.
Gerade an Naturwissenschaften weniger interessierte Jugendliche kann das Museum damit kaum erreichen.

Natürlich hat man das auch im Deutschen Museum gemerkt und diese Entwicklung nicht "verschlafen".

"Mit interaktiven Do-it-yourself-Experimenten, mit modernen Medien und Exponaten, die Spaß machen, aber nie substanzlos sind, sollen in Zukunft faszinierende Erlebniswelten entstehen."( Zitat aus einer Publikation des Museums)

Die nötige Umstrukturierung des Museums in diese Richtung wird aber sicher kostenintensiv sein und daher auch viel Zeit in Anspruch nehmen.

4.3) Kinderreich.

Wie solche Erlebniswelten aussehen könnten, erfahren ganz junge Besucher und ihre Eltern im Kinderreich im Untergeschoss auf etwa 1300 qm.
Die Zielgruppe dieses Bereichs sind die jüngsten Museumsbesucher, Kinder im Alter von 3 bis 8 Jahre. Sie können Wasserströmungen erforschen, Töne im Bauch einer Riesengitarre fühlen, ihre Eltern spielend mit einem Flaschenzug hochheben und mit Schattenspielen im Lichtspielhaus experimentieren.

4.4) Schüler führen Schüler.

Inzwischen versucht das Museum den Jugendlichen den Zugang zu den eher traditionellen Exponaten auf andere Weise schmackhaft zu machen:
es werden Abteilungsführungen angeboten, oder Schüler und Schülerinnen selbstständig auf die Forschungsreise geschickt, auf der sie in Kleingruppen Informationen sammeln und anderen später das Wissenswerteste vorstellen sollen.

Auch das Programm "Schüler führen Schüler" ist ein Schritt in diese Richtung. Allerdings wird dieses Programm nur Sonntags angeboten.

5) Planung einer Exkursion.

Eine Anmeldung, auch von Gruppen, ist nicht erforderlich.

Das Museum hat täglich - bis auf bestimmte Feiertage - von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

Die aktuellen Preise entnehmen Sie bitte der Internetseite des Deutschen Museums.

Im Museum gibt es ein Restaurant, aber auch ein Cafe und einen Picknick-Bereich im Erdgeschoss, wo mitgebrachte Speisen und Getränke zu sich genommen werden können.

Auf der Internetseite des Museums findet man aber auch eine Vielzahl von Arbeitsblättern im pdf-Format, die von Lehrern für Lehrer erstellt wurden und die von Schülerinnen und Schülern während eines Museumsbesuchs bearbeitet werden sollen. Die Palette reicht von Fragebögen über den ganzen Physikbereich bis zu sehr gezielten Arbeitsblättern, von der Jahrgangsstufe 7 der Hauptschule bis zur Kursstufe des Gymnasiums. Zum Angebot

Außer der Kernausstellung auf der Isarinsel hat das Deutsche Museum noch zwei Zweigmuseen in der Umgebung von München:

  • das Verkehrzentrum auf der Theresienhöhe Mehr
  • die Flugwerft in Oberschleißheim Mehr

sowie das Deutsche Museum in Bonn, das sich hauptsächlich mit der Forschung und Technik in Deutschland nach 1945 beschäftigt. Mehr


Bildernachweis: Außenaufnahme, Hochspannungsanlage, Tisch von Otto Hahn - Klaus-Dieter Grüninger
Foucault-Pendel, Magdeburger Halbkugeln, Deutsches Museum, München

Text : Klaus-Dieter Grüninger, Landesbildungsserver Baden-Württemberg