Zeppelin Museum, Friedrichshafen.


Weiterführende Materialien zu Friedrichshafen und seiner Luftfahrtgeschichte findet man auch in unserem Geschichts-Portal unter
Zeppelins Flieger - eine Ausstellung zur Luftfahrtgeschichte .
Hier gibt es auch weiterführende Informationen über Dornier und Arbeitsblätter.

Das Dornier Museum wird hier vorgestellt.


Friedrichshafen und Graf Zeppelin.

  • Warum hat Friedrichshafen, eine Stadt von etwa 60.000 Einwohnern, einen Flughafen?
  • Warum gibt es in Friedrichshafen viele Firmen der Metallindustrie, obwohl doch die Bodenseeregion eher von Landwirtschaft geprägt ist?

Diese Fragen finden ihre Antwort im Lebenswerk einer Person, die in Friedrichshafen wirkte:
Ferdinand Graf von Zeppelin (1838 in Konstanz - 1917 in Stuttgart).
Weitere Informationen zur Person findet man z.B. bei Wikipedia.
Er gilt als der "Vater der Luftschifffahrt" - insbesondere der deutschen.

Für Luftschiffe benötigt man einen Flugplatz, Motoren und Getriebe. Wenn auch die Luftschifffahrt heute praktisch keine Rolle mehr spielt, so sind in Friedrichshafen doch große Industriebetriebe geblieben, die ihre Anfänge in der Zeit der Zeppeline haben (s.u.)

Das Zeppelin Museum befindet sich im alten Hafenbahnhof. Er wurde im zweiten Weltkrieg 1944 stark beschädigt und dann wieder aufgebaut. 1966 wurde die Bahnverladung auf der Fährstrecke nach Romanshorn eingestellt und der Hafenbahnhof stillgelegt. Das Zeppelin-Museum öffnete in diesem Gebäude 1996 seine Pforten.

Es liegt direkt am Fähranleger der Schiffe, am Rande der Altstadt und ist mit dem Zug über die Seitenbahn "Friedrichshafen Hafen" in zwei Minuten vom Stadtbahnhof aus zu erreichen.

Museum im alten Hafenbahnhof

Das Museum beherbergt im EG und im 1. OG die Zeppelinabteilung. Sie widmet sich der Person des Grafen Zeppelin und seinen Mitstreitern - vor allem aber den berühmten Luftschiffen ("Zeppeline"), ihrer Geschichte, Konstruktion und Technik.

Das Zeppelin Museum ist damit das größte Museum über Luftschifffahrt weltweit.

Die Kunstabteilung im 2. OG zeigt Kunstwerke vom Mittelalter bis in die Neuzeit und ist vor allem für seine Sammlung von Werken von Otto Dix und Max Ackermann bekannt. Dieser Teil wird hier nicht vorgestellt.


Eine Geschichte der "Zeppeline"

Größenvergleich der Zeppeline

Die Geschichte von Graf Zeppelin und seinen Luftschiffen ist eine Geschichte von Triumphen und Niederlagen.

Im Museum sind dieser Geschichte vor allem die Räume 4 (zivile Nutzung) und 5 (militärische Nutzung) im 1. OG gewidmet. Auf zahlreichen Fotos und Originaldokumenten bekommt der Besucher einen Eindruck von der Faszination Luftschifffahrt.
Uniformen von Luftschiff-Besatzungen sind ebenso zu sehen wie Modelle der Luftschiffe, größtenteils im Maßstab 1:66, um einen Vergleich zu ermöglichen.

So zeigt das Foto aus Raum 4 z.B. den Größenvergleich von den gelblich gefärbten frühen Luftschiffen zum silbernen LZ 130 aus den 1930er Jahren und dem blau-weißen Zeppelin NT aus den 1990er Jahren

Ferdinand Graf Zeppelin

Wie viele Adlige jener Zeit war auch Ferdinand Graf Zeppelin Offizier - zunächst bei der württembergischen Armee und nach 1871 bei der deutschen Armee.
Er war auch immer schon an Technik interessiert, besuchte ab 1853 das Polytechnikum ist Stuttgart und studierte ab 1858 Staatswissenschaft, Maschinenbau und Chemie in Tübingen.
Seit etwa 1880 - noch als Offizier - beschäftigte er sich mit dem Bau von Luftschiffen. Diese waren damals wegen ihrer Möglichkeiten der Aufklärung von Truppenbewegungen und auch für Luftangriffe militärisch sehr interessant.
1891 fiel Zeppelin durch kritische Äußerungen in kaiserliche Ungnade und er musste seinen Abschied von der Armee nehmen. Zwischen 1895 und 1899 erwarb er Patente und baute kurz vor der Jahrhundertwende sein erstes Luftschiff, die LZ 1 (LZ = Luftschiff Zeppelin).

Erste Blütezeit.

1908 wurde zu einem Schicksalsjahr für Zeppelin. Mit der erfolgreichen Fahrt der LZ 3 erwarb er sich wieder die Gunst von Kaiser Wilhelm II., der ihn den „größten Deutschen des 20. Jahrhunderts“ nannte. Dann verbrannte sein LZ 4 noch im gleichen Jahr beim Landen in (Stuttgart) Echterdingen.
Dieser Unfall schien Zeppelins finanziellen Ruin zu bedeuten, doch das Gegenteil war der Fall:
das Unglück löste eine große Spendenaktion aus, die mehr als 6 Mio. Mark einbrachte. Zeppelin konnte nicht nur weitermachen, sondern er gründete auch die Luftschiffbau Zeppelin GmbH und die Zeppelin-Stiftung.

Ihre erste Blütezeit erlebten die Zeppeline im ersten Weltkrieg. (1914-1918). Viele neue Luftschiffe wurden - vor allem für militärische Zwecke - gebaut. Zu Kriegsbeginn waren die Luftschiffe als Bomber und Aufklärer unersetzlich. Doch schon im Laufe des Krieges ging die Entwicklung der Technik weiter: Flugzeuge wurden gebaut und übernahmen mehr und mehr die militärischen Aufgaben der Luftschiffe.

Zeppeline wurde jedoch - auch damals schon - nicht nur militärisch eingesetzt: von 1909 bis 1914 beförderte die Deutsche Luftschifffahrts AG (DELAG), an der Zeppelin maßgeblich beteiligt war, 35.000 Personen ohne jeden Unfall!

Vertrag von Versailles und zweite Blütezeit

Das Ende des ersten Weltkriegs hat Ferdinand Graf Zeppelin nicht mehr erlebt. Im Versailler Vertrag, der Deutschlands Niederlage besiegelte, wurde Deutschland ausdrücklich verboten, weiterhin Fluggeräte für militärische Zwecke zu bauen. Dies bedeutete zunächst auch einen Rückschlag für den Bau von Luftschiffen.

Dennoch erlebten die Zeppeline in den 20er Jahren eine Renaissance.
Unter Zeppelins Nachfolger, Hugo Eckener, wurden große Luftschiffe für die zivile Luftfahrt gebaut. Diese Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs sorgte auch für die zahlungskräftige Klientel, die sich eine Fahrt mit dem Luftschiff nach New York oder Rio de Janeiro leisten konnte. Die großen, über 200 m langen Zeppeline verkehrten im transatlantischen Liniendienst.
Die Alternative war das Linienschiff, Verkehrsflugzeuge gab es damals noch nicht.

Die LZ 127 "Graf Zeppelin" schaffte im Jahr 1929 die Weltumrundung in 12 Tagen - von Friedrichshafen über Tokio, Los Angeles und New York zurück nach Friedrichshafen. Es legte dabei 34.000 km zurück.

Blick in den Nachbau des Salons
Außenansicht des Nachbaus

Die LZ 129 "Hindenburg" und die LZ 130 "Graf Zeppelin II" waren die größten je gebauten Luftschiffe. Bei etwa 250 m Länge und 41 m Durchmesser konnten sie etwa 100 Personen befördern, die aber im Rumpf des Luftschiffes und nicht in der Gondel untergebracht waren.
Fensterausschnitte sind in der "Haut" der Hülle zu sehen, dort befand sich der Salon. Die Kajüten im Inneren des Luftschiffes hatten keine Fenster.

Natürlich gab es an Bord Salonräume, Kabinen, eine Küche, Badezimmer und Toiletten.

Im Zeppelin Museum wurde ein Teil der Hülle des LZ 129 und dieser Einrichtungen im Originalmaßstab nachgebaut. Dieser Nachbau vermittelt einen Eindruck von den gigantischen Dimensionen eines großen Luftschiffes und von dem relativen Luxus, den sie boten. .Er ist auch zentraler Teil der Ausstellung.
Unter dem Nachbau (im EG) steht ein Maybach Zeppelin, eigentlich ein sehr großes Auto, das im Vergleich zum Luftschiff wie ein Spielzeug wirkt

Lakehurst und das Ende.

So, wie die erste Blütezeit der Zeppeline 1908 mit dem Unglück von Echterdingen begann, endete auch die zweite Blütezeit der Zeppeline mit einer Katastrophe:
Am 6. Mai 1937 ging die LZ 129 "Hindenburg" bei der Landung in Lakehurst nahe New York in Flammen auf. Von den insgesamt 97 Personen an Bord überlebten aber immerhin 62 den Unfall. Das Luftschiff selbst war nicht mehr zu retten und brannte komplett aus.
Das Schwesterschiff LZ 130 wurde danach nur noch für Aufklärungs- und Städtefahrten eingesetzt. Zwei Jahre später begann der zweite Weltkrieg. 1940 wurden die LZ 127 und die LZ130 abgewrackt. Dies war das (vorläufige) Ende der Luftschifffahrt in Deutschland.

Durch die Entwicklung des Flugzeugbaus im und nach dem zweiten Weltkrieg wurden Luftschiffe sowohl für militärische als auch für zivile Zwecke zunehmend uninteressant und zu teuer.

Erst in den 90er Jahren wurde noch einmal ein Neuanfang mit den Zeppelin NT (Neue Technologie) Luftschiffen gewagt, Sie werden für Werbe- und Vergnügungsfahrten eingesetzt, als Transportmittel oder für militärische Zwecke spielen Luftschiffe heute weltweit keine Rolle mehr.


Die Technik der Luftschiffe

Das Zeppelin-Museum in Friedrichshafen widmet einen großen Teil seiner Ausstellung im 1. OG (Raum 2 - Schwerarbeit und Leichtbau) dem Bau und der Technik der Luftschiffe.

Dabei werden die Informationen auf großen Tafeln mit Texten und Fotos vermittelt. Zusätzlich gibt es die Erläuterungen aber auch auf Computerbildschirmen, wo man auf verlinkten Seiten sich die Informationen interaktiv selbst erarbeiten kann.

Trägergerippe.

Das Gerippe aus Aluminium-Trägern

Es wird erläutert, welche verschiedenen Techniken es gab, das Gerippe eines Luftschiffes aus Profilen aus Aluminium-Legierungen zu fertigen. Teilweise bestanden diese Träger bei frühen Luftschiffen auch aus Sperrholz.
Die einzelnen Alu-Profilstücke wurden vernietet, wobei bei den großen Luftschiffen dabei bis über 5 Millionen Nieten benötigt wurden. Dieses Vernieten war eine Knochenarbeit, die aber auch - Dank spezieller Werkzeuge - in Kriegszeiten von Frauen übernommen wurde.
Hebt man ein solches Trägerstück einmal an (was man im Museum kann), ist man von dem unerwartet geringen Gewicht der Konstruktion überrascht.

Das Bild zeigt im Vordergrund einen Ausschnitt aus dem Gerippe eines großen Luftschiffes der 1930er Jahre.

Umhüllung mit Stoffbahnen

Man unterscheidet "Starrluftschiffe" und "Prallluftschiffe". Die Zeppeline waren alle Starrluftschiffe.

Bei diesen wird das Gerippe anschließend mit riesigen Stoffbahnen aus Baumwolle (später auch in Kombination mit Kunststofffolien) bespannt. Diese werden mit Schnüren an der Trägerkonstruktion festgezurrt.
Danach wird die Hülle mit einer Farbe ("Cellon") gestrichen, die den Stoff wetterfest macht. Bei späteren Zeppelinen wurde dann der Farbe Aluminiumpulver zugesetzt. Dies gab ihnen die silbrig-glänzende Farbe. Dadurch sichert man nicht nur das Innere des Tragballons gegen Blitzschlag (Faraday Käfig), sondern das Aluminium reflektiert das auftreffende Sonnenlicht und verhindert so eine übermäßige Erwärmung des Treibgases.

Informationstafel Bau eines Zeppelins

Dieses Treibgas befindet sich dann im Inneren des Luftschiffes in sogenannten Gaszellen, dies sind luftdichte "Säcke", die das eigentliche Treibgas bei leichtem Überdruck enthalten.
Die Hülle des Starrluftschiffs behält seine Form bei, unabhängig davon, ob die Gaszellen an Bord sind, ob sie leer oder gefüllt sind. Bei einem Leck kann das Treibgas nur aus der einen Gaszelle entweichen, das Luftschiff stürzt daher nicht ab.

Prallluftschiffe sind hingegen ähnlich wie Heißluftballons konstruiert. Sie erhalten ihre Form erst, wenn sie "prall" gefüllt sind. Die Hülle ist zugleich die (einzige) Gaszelle.

Antrieb

'eine

Wenn ein Luftschiff - unabhängig von Wetter und Luftströmungen - ein bestimmtes Ziel ansteuern und erreichen soll, so geht dies nur mit einem Antrieb und einer Lenkung.
Das Zeppelin Museum zeigt zahlreiche Motoren, die als Antriebe in Luftschiffen ihren Einsatz fanden.
Man konnte nicht einfach Fahrzeugmotoren dafür verwenden, denn die Verbrennungsluft hat in der Höhe ja einen geringeren Druck. Hierfür mussten spezielle Motoren konstruiert werden.
Unter anderem ist auch eine Motorengondel des LZ 129 "Hindenburg" zu sehen, das in Lakehurst verunglückte (s.o.)
Diese Gondeln konnten - etwa zu Wartungszwecken - nur über Leitern aus dem eigentlichen Luftschiff heraus erreicht werden.
Die Aluminium-Umhüllung wurde teilweise beim Brand zerstört.

Ferdinand Graf Zeppelin arbeitete bei der Entwicklung von Luftschiff-Motoren sehr eng mit Wilhelm Maybach zusammen, der wiederum mit Gottlieb Daimler eng kooperierte.
Wilhelm Maybachs Sohn Karl leitete die Maybach-Motorenbau GmbH, die ab 1912 Motoren für Zeppeline in Friedrichshafen baute.
Zeppelin setzte später auch ganz auf Motoren von Daimler. Das Firmenlogo der heutigen Daimler AG - der dreizackige Stern - steht ja auch für "zu Wasser, zu Lande und in der Luft".
Auch die Daimler-Benz AG (gegründet 1926) baute Motoren für alle Zwecke. 1960 kaufte Daimler-Benz die Maybach-Motorenbau GmbH, vereinigte sie 1966 mit dem Großmotorenbau aus dem eigenen Hause. Es entstand die Motoren- und Turbinen-Union (MTU). Dass dabei in Friedrichshafen auch Schiffsmotoren gebaut wurden, lag ja in einer Hafenstadt auch nahe. 2005 verkaufte Daimler-Benz das Unternehmen an einen schwedischen Investor. Heute ist das Unternehmen Teil der Tognum-Gruppe.

Ein Motor aus einem Luftschiff

Um Motoren mit den Propellern zu koppeln sind Getriebe nötig. Auch diese wurden in Friedrichshafen von der Zahnradfabrik Friedrichshafen (ZF) gebaut.
Die Firma gibt es immer noch (nicht nur in Friedrichshafen), nur dass sie heute einer der führenden Hersteller für Getriebe und Lenksysteme (vor allem für Kraftfahrzeuge) ist.

Aus den Zeppelin-Werken entstand in Friedrichshafen auch eine "Flugzeugabteilung", die zu Zeiten des Grafen Zeppelin von Claude Dornier (1884-1969) geleitet wurde. Aus ihr gingen die berühmten Dornier Werke hervor, die vor allem im zweiten Weltkrieg eine ganze Reihe hochklassiger Flugzeuge entwickelte.
Dieses Thema würde den Rahmen dieser Seite sprengen.
Die Dornier Flugzeuge sind aber auch im Zeppelin Museum kein Thema.

Ausstattung

Kurzwellensender aus einem Luftschiff

Im Durchgang zum Raum 4 im 1. Obergeschoss sind in einer Vitrine Funkgeräte für Lang- und Kurzwellen ausgestellt, wie sie in den Luftschiffen verwendet wurden.
Für die Langwellensender wurden bis zu 120 m lange Antennen verwendet.

Daneben befindet sich auch ein kleiner Medienraum, indem ein Videoband im Endlosbetrieb die Geschichte und Technik der Zeppeline vorstellt.


Öffnungszeiten und Eintritt

Öffnungszeiten des Museums:
Mai bis Oktober: Dienstag bis Sonntag 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr
November bis April: Dienstag bis Sonntag 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
In den Sommermonaten Juli, August und September ist das Museum auch Montags geöffnet.

Telefonische Auskünfte zu den Öffnungszeiten unter +49 (0)7541 / 3801-0

Eintritt:
Für Erwachsene kostet der Eintritt 7,50 Euro, Kinder bezahlen 3,00 Euro.
Schulgruppen bezahlen 2,00 Euro pro Person ab einer Gruppengröße von 10 Personen. Die Lehrkraft ist frei.

Führungen:

Eine Führung durch das Museum dauert etwa 90 Minuten und ist dringend zu empfehlen, weil gerade Jugendliche sonst zu wenig vom Museum mitbekommen. Für eine Schulklasse kostet eine Führung derzeit 35 Euro.
(Alle Preisangaben Stand Sommer 2008).

Im Museum gibt es auch ein Museumsrestaurant und einen Museums-Shop.
Wechselausstellungen - vor allem zu Themen der Bodenseeregion - ergänzen das Angebot des Museums.

Weitere Informationen und aktuelle Preise entnehmen Sie bitte der Homepage des Museums:
http://www.zeppelin-museum.de


Text und (fast) alle Fotos: Grüninger, Landesbildungsserver
Foto Außenansicht: Zeppelin Museum, Friedrichshafen