Die Kooperation uB Dijon und JGU Mainz

 

Quoi de neuf - Nouvelles du bilingue 2020

Die Kooperation uB Dijon und JGU Mainz – gelebte Internationalisierung seit 30 Jahren

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Einrichtung des Dijonbüros im Jahr 1990

Dass Internationalisierung an Hochschulen eine wichtige Rolle spielt und grenzüberschreitende Kooperationen zur Qualität von Forschung, Studium und Lehre sowie zur Bildung junger Menschen in einem europäischen Horizont beitragen, wurde in Rheinland-Pfalz und Burgund schon früh erkannt. Nachdem 1958 die Städtepartnerschaft Mainz-Dijon und 1962 die Regionalpartnerschaft Rheinland-Pfalz-Burgund eingerichtet wurden, wurde 1977 die Hochschulpartnerschaft zwischen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Université de Bourgogne, Dijon, begründet.

Dijon-Buero
Blick ins Dijonbüro der JGU Mainz. - Foto/©: Sarah Keßler/Dijonbüro

Fachliche Kontakte bestanden zunächst auf Ebene einzelner Fächer der Geistes- und Rechtswissenschaften. Ab 1990 gelang die Einrichtung eines multidisziplinären deutsch-französischen Studienprogramms in den Geistes- und Kulturwissenschaften, das vom Deutsch-Französischen Hochschulkolleg (DFHK) gefördert wurde. Bis zum Jahr 2000 war der Mainzer Philosophieprofessor Joachim Kopper der Verantwortliche dieses Projekts; seitdem ist Dr. Lutz Baumann, Akademischer Direktor am Philosophischen Seminar, Programmbeauftragter sowie Partnerschaftsbeauftragter der JGU für die Kooperation mit der Université de Bourgogne.

1990 wurde mit dem Start des Studienprogramms Mainz-Dijon das Dijonbüro eingerichtet, das die Organisation des zunächst rein binationalen, später in manchen Zweigen auch trinationalen, geisteswissenschaftlichen Studiums und der Betreuung der Mainzer und Dijoner Studierenden (bzw. auch der recht zahlreichen Studierenden der Drittlandpartner Bologna und Sherbrooke, Kanada) unterstützte. Es hat sich dabei bereits in den ersten Jahren herausgestellt, dass diese Betreuung den vielfältigen Bedürfnissen und Besonderheiten der bi- bzw. multinationalen Studierendengruppe nur gerecht werden kann, wenn eine enge Kooperation mit den Lehrenden und den Verwaltungsabteilungen beider Hochschulen angestrebt wird. Hierzu gehören auch vertrauensvolle Kontakte und regelmäßige Besprechungen mit den zuständigen Kultusbehörden und den regionalen Vertretungen in den Landeshauptstädten Dijon und Mainz. So galt es, von Anfang an eine recht umfängliche Betreuungsstruktur zu realisieren.

Hierzu gehörte notwendig das Bestreben, an der Partneruniversität in Dijon ebenfalls ein dort fest verankertes Mainz-Büro (Bureau Mayence) einzurichten, das seit 2001 existiert. Es muss, insbesondere bei den binationalen integrierten Studiengängen, die die Studienzeit gleichmäßig auf beide Standorte verteilen, auch an beiden Orten eine vergleichbare Betreuungsqualität und -intensität gewährleistet sein. Diese grenzüberschreitende, tägliche und intensive Kooperation mit diesem Partnerbüro ist ein wesentlicher Grundzug der Arbeit des Dijonbüros.

Bestand das Büro, das von Anfang an primär als feste Anlaufstelle für die binationale Studierendengruppe konzipiert war, zunächst aus einer befristeten halben Mitarbeiterstelle und einer studentischen Hilfskraft, so wuchs sie kontinuierlich zu einer festen Größe und Schnittstelle der Dijon- und Frankreichkooperation innerhalb der JGU heran. 2020 arbeiten im Dijonbüro, dem seit 2012 ein Studienbüro Dijon angeschlossen ist, mehrere Mitarbeiterinnen auf 3,5 Stellen mit Unterstützung von mehreren studentischen Hilfskräften.

Das Dijonbüro koordiniert und verwaltet die Bachelorstudiengänge Mainz-Dijon (Bachelor of Arts und Bachelor of Education), den trinationalen Bachelorstudiengang Mainz-Dijon-Bologna, den Master of Arts und den Master of Education Mainz-Dijon sowie das Deutsch-Französische Doktorandenkolleg in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften Mainz-Dijon. Weiterhin werden ein Ausbildungsgang mit Ziel des Erwerbs bilingualer fachdidaktischer Qualifikation (in den Fächern Geschichte, Geographie und Sozialkunde) sowie mehrere Erasmus-Kooperationen koordiniert, wobei den hiermit befassten Studierenden und Lehrenden, wiederum auf der Basis eines speziellen universitären Budgets, ebenfalls Beratung und Betreuung, geboten werden.

Das Dijonbüro ist demnach unabhängig von strategischen Internationalisierungs- und Betreuungskonzepten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz aus der Praxis und aus der ehrenamtlichen Initiative Prof. Koppers und Dr. Baumanns heraus entstanden, wurde aber von der Universitätsleitung, der Abteilung Internationales und den an den integrierten Studiengängen beteiligten Fachbereichen von Anfang an unterstützt. So hat das Dijonbüro durch seine praktische Arbeit mit den erfolgreichen Mainz-Dijon-Studiengängen dazu beigetragen, dass heute die Partnerschaft mit der Université de Bourgogne zu den wichtigsten Kooperationen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zählt.

Initiativen im Bereich der integrierten binationalen Lehramtsausbildung

Die Partneruniversitäten Dijon und Mainz streben seit längerem eine vollständig integrierte deutsch-französische Ausbildung von Lehrkräften im Sekundarschulbereich an und dies in den Fächern Französisch, Deutsch, Englisch, Geographie, Geschichte und Philosophie. Mittlerweile ist es gelungen, den gesamten Umfang der Lehramtsausbildung (Studium und schulpraktische Ausbildung im „Referendariat“) binational zu gestalten und hierdurch die Berufsausübung in beiden Ländern und Systemen zu ermöglichen. Bachelor of Education und Licence in zwei Schulfächern, danach Master of Education und Master MEEF sowie ein sich in Rheinland-Pfalz anschließender Anpassungslehrgang (insbesondere wegen der erforderlichen schulpraktischen Ausbildung auch in einem zweiten Fach, das es im französischen Schuldienst nicht gibt) bilden die Säulen der gemeinsamen Ausbildung, in deren Rahmen nicht nur die Universitäten sondern auch die Schulbehörden und Studienseminare bzw. ESPE/INSPE kooperieren.

Die Anpassung des Programms an die für das kommenden Studienjahr 2021/22 angekündigte, weitreichende Reform der französischen Lehramtsausbildung (auch der schulpraktische Teil wird demnach vollständig im zukünftigen akademischen Masterstudiengang absolviert) stellt die Kooperation Dijon/Mainz vor große Herausforderungen. Die Partner sind sich aber sicher, dass sie auch diese weitreichende Umstellung in das gemeinsame Ausbildungsprogramm integrieren können.

Von der Bi- zur Trilingualität im Schulunterricht: Französisch, Deutsch und die Sprache der Musik

Bei alledem ist der kontinuierliche Ausbau des Fächerkanons ein ausdrückliches Ziel, leistet doch jede binational ausgebildete Lehrkraft einen ganz besonderen Beitrag zur Vertiefung der dt.-frz. Freundschaft. Die beiden Partneruniversitäten sind jeweils mit den an den Studienorten ansässigen Musikhochschulen eng verbunden, wobei die Mainzer Hochschule für Musik zugleich ein Fachbereich der JGU Mainz ist. Insofern lag der Gedanke nahe, die Schulmusik als weiteres Lehramtsfach in den Cursus intégré (und somit auch in die Förderung durch die DFH/UFA, welche diese Erweiterung positiv evaluiert hat) aufzunehmen. Dies ist ein Novum auf dem Feld der dt.-frz. Hochschulkooperation, auf die die vier Partner (uB und ESM in Dijon sowie JGU und HfM in Mainz) sehr stolz sind.

Die integrierte dt.-frz. Ausbildung sollte dabei auch für Studierende, die das Musikstudium nicht mit der späteren Tätigkeit im Sekundarschulbereich verbinden möchten, ermöglicht werden, und so wurde, parallel zur Schulmusik, auch der rein akademische Bachelor of Music in Verbindung mit dem entsprechenden Diplom auf französischer Seite in das gemeinsame dt.-frz. Studienangebot aufgenommen.

So sehen die uB Dijon und die JGU Mainz, die mittlerweile auch in einer größeren FORTHEM-Allianz kooperieren, zuversichtlich einer sich auch zukünftig erweiternden und vertiefenden Kooperation entgegen.

 


 

Dr. Lutz Baumann, lbaumann@uni-mainz.de, Dijonbüro, Philosophisches Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

 


 

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