Der Französischunterricht in der DDR

 

Quoi de neuf 2020 - Französischunterricht in der DDR

Quoi de neuf ? Nouvelles du bilingue 2020

Der Französischunterricht in der DDR. Eine Waffe im Kalten Krieg?

„Die Idee, französischen Boden zu betreten, war für die meisten DDR-Bürgerinnen und Bürger ähnlich utopisch wie die Vorstellung einer Reise zum Mond […].“1

Welche Bedeutung hatte deFranzösischunterricht in der Deutschen Demokratischen Republik (fortan DDR)? Lag Frankreich doch als kapitalistisches Ausland auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs. Offiziell bestanden von 1949 bis 1973 keine Beziehungen zwischen den beiden Staaten und auch nach der Anerkennung der DDR seitens Frankreichs am 9. Februar 1973 und der damit verbundenen Aufnahme diplomatischer Beziehungen entstand kein intensiver Austausch zwischen den beiden Ländern.2 Ostdeutsche Jugendliche konnten nicht an den Programmen des Deutsch-Französischen Jugendwerks teilnehmen, weil sie kein Visum für Frankreich erhielten, und Städtepartnerschaften waren von einseitigen Fahrten in die DDR geprägt. Besuche französischer Lehrer- oder Schülergruppen genehmigten die DDR-Behörden auch nur äußerst selten und waren einem strengen Protokoll unterlegt. Gerade deshalb wurde Frankreich zum Land der Sehnsucht, der Träume und eignete sich hervorragend als Projektionsfläche verschiedenster Ideale,3 denn schließlich wurde nicht zuletzt im Französischunterricht selbst ein doppeltes Frankreichbild aufgebaut, welches zwischen revolutionäres Vorbild und Klassenfeind schwankte.4

Der Aufsatz möchte den im Schulunterricht entworfenen Frankreichbildern nachspüren und darüber die inhaltliche Entwicklung des Französischunterrichts in der DDR untersuchen. Dafür wird zunächst die Situation des Fremdsprachenunterrichts in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR beschrieben, dann die quantitative Entwicklung aufgezeigt, um den Wirkungsradius, der über die Lehrbücher vermittelten Bilder, die im dritten Teil besprochen werden, einzuordnen.

Erziehung im Dienste des Sozialismus

Da der Ost-West-Konflikt in Konfrontation um das bessere Gesellschaftssystem als ideologische Konkurrenz ausgetragen wurde, war der Schulunterricht ein wichtigstes Kampfmittel des Kalten Krieges. „Rüsten und Wettrüsten bedeutete damals ja nicht nur, Waffen und Armeen bereit zu stellen. Es ging auch darum, das Denken in Kategorien des Kalten Krieges in der Zivilgesellschaft zu verankern.“5 Dafür wurden auf beiden Seiten alle moralischen und ideologischen Ressourcen mobilisiert, die in Narrativen, Diskursen und Feindbildern sichtbar wurden.6 Die Schule der DDR unterlag der vollständigen Kontrolle des Staates. Bildung und „allseitige sozialistische Erziehung“ waren bis zu den terminologischen Details auch an der UdSSR ausgerichtet und sollten „sozialistische Persönlichkeiten“ formen. Inwiefern dies von den Lehrerinnen und Lehrern umgesetzt wurde, ist im Nachhinein schwer nachvollziehbar. Die Klammer aller Bildungs- und Erziehungsbemühungen bildete in der Theorie die ideologische Erziehung, die jeden einzelnen dazu befähigen sollte, aktiv an Aufbau und Gestaltung der sozialistischen Gesellschaft mitzuwirken. Grundlage war das Konzept des polytechnischen Unterrichts, das theoretische Bildung mit praktischer berufsvorbereitender Ausbildung verband. Dies wurde mit dem „Gesetz über die sozialistische Entwicklung des Schulwesens“ vom 2. Dezember 1959 in Form der zehnklassigen „Polytechnischen Oberschule“ (POS) in der gesamten DDR eingeführt. Zum Kanon gehörten die „Grundlagen der Wissenschaften und Technik, der Muttersprache und fremder Sprachen, der Künste und der Körperkultur,“7 wobei der Schwerpunkt auf den Natur- und Gesellschaftswissenschaften lag. Ziele, Inhalte und Wege der methodischen und didaktischen Umsetzung wurden allen Bildungseinrichtungen vorgegeben. Die SED besaß die Definitionsmacht der Bildungs- und Erziehungsziele und wirkte so unmittelbar auf deren inhaltliche Umsetzung ein. Pro Fach gab es ein landesweites zugelassenes Lehrbuch des Verlags Volk-und-Wissen Volkseigener Verlag Berlin, welches das staatlich approbierte und legitimierte Wissen und die gewünschten Problematisierungen beinhaltete. Jedes Schulbuch war verbindliches „Unterrichtsinstrument“ und wurde nach einigen Jahren von der nächsten Generation abgelöst.8 Die Grundsätze der marxistisch-leninistischen Ideologie waren fester Bestandteil aller Unterrichtsfächer9 und somit auch des Französischunterrichts. Die Schülerinnen und Schüler sollten sich darin Sprachfähigkeiten aneignen und diese später zum Nutzen der sozialistischen Gesellschaft einsetzen. Gleichzeitig galt es, die Solidarität mit den Werktätigen Frankreichs zu stärken.10

Die quantitative Entwicklung des Französischunterrichts

Nachdem die Nationalsozialisten die Sprachenfolge in ganz Deutschland vereinheitlicht und Französisch als Sprache des „Erbfeindes“ aus den Lehrplänen gestrichen hatten, kehrte diese 1945 an die deutschen Schulen zurück. Zunächst förderte jede Besatzungsmacht aus politischen, wirtschaftlichen und ideologischen Gründen die eigene Sprache. Das „Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schule“ mit Wirkung zum 1.9.1946 legte fest, dass in der sowjetischen Besatzungszone (fortan SBZ) Russisch, Englisch und Französisch als erste Fremdsprachen gleichberechtigt in Klasse 5 gewählt werden konnten. Ab der siebten Klasse konnte Russisch, Englisch oder Französisch als zweite Fremdsprache und ab der neunten Klasse Englisch oder Französisch als dritte Fremdsprache belegt werden. Für das neue Fach Russisch gab es allerdings zunächst kaum qualifizierte Lehrkräfte und auch die Lehrpläne mussten erst geschrieben werden, da die Sprache keinerlei Tradition in der Region hatte.11 Deren Einführung wurde zudem durch das schlechte Bild der sowjetischen Soldaten bei der ostdeutschen Bevölkerung erschwert und von den Bürgerinnen und Bürgern in Frage gestellt, so dass die Evaluation und Verbesserung des Russisch fortan permanente Aufgabe der zuständigen Behörden wurden.12 Die westlichen Sprachen Englisch und Französisch wurden dadurch schnell auf Platz zwei und drei verdrängt.13 Mit den neuen Lehrplänen 1948/50 wurde Russisch erste Pflichtfremdsprache in der DDR festgeschrieben. Englisch und Französisch konnten nur noch als zweite Fremdsprache im Sprachenzweig von Klasse 9 bis 12 oder im naturwissenschaftlichen Zweig in den Klassen 11 und 12 belegt werden. Durch die Aufwertung des Russischen „als Sprache der Oktoberrevolution“14 wurden Englisch und Französisch zu Sprachen des Feindes degradiert. Besonders die Situation des Französischen verschärfte sich in Folge zunehmend. Französische Beobachter fürchteten teilweise das völlige Verschwinden des Faches in der DDR, besonders auf Grund der geringen Studierendenzahlen an den Universitäten.15 Tatsächlich blieb der Französischunterricht die „ewige Nummer drei“16 in der Reihenfolge der Vermittlung der Fremdsprachen. In vielen Schulen verhinderten Schuldirektionen, Parteifunktionäre und Neulehrerinnen und -lehrer bewusst den Unterricht, da sie ihn aufgrund seines fakultativen Charakters als „Privatvergnügen“ sprachlich Interessierter betrachteten.17 Der Unterricht lag deshalb beispielsweise auf den späten Nachmittagsstunden, so dass nur sehr wenige Schülerinnen und Schüler überhaupt bereit waren, daran teilzunehmen. Deshalb und auf Grund von Lehrermangel unterrichteten die Französischlehrkräfte oft an mehreren Schulen gleichzeitig.

Die Situation änderte sich leicht mit der Integration der DDR in den Warschauer Pakt und der Proklamation der Zwei-Staaten-Theorie im Jahre 1955. Ab 1957 konnten die Schülerinnen und Schüler, insofern gute Leistungen in Russisch vorlagen, bereits in Klasse 7 Englisch oder Französisch fakultativ als zweite Fremdsprache belegen.18 Die DDR benötigte vermehrt Kader mit Französischkenntnissen im politischen, ökonomischen und wissenschaftlich-technischen Bereich und wollte das Quantum der Schülerzahl durch eine qualitative Verbesserung des Unterrichts ab 1966 sogar auf 10% heben. Im Schuljahr 1966/67 besuchten aber nur 2.343 Schülerinnen und Schüler (0,9 Prozent) den fakultativen Französischunterricht in Klasse 7. 1970/71 waren es dann 5.366 Lerner (2,3 %),19 während zugleich etwa 75 Prozent der Jugendlichen der DDR Russisch als obligatorisch erste Fremdsprache lernten.20 Der leichte Anstieg erklärt sich mit dem Ausbau des fakultativen Unterrichts und der Französischlehrerausbildung. Die „Direktive zur Durchführung des fakultativen Fremdsprachenunterrichts in den Klassen 7 bis 10 der zehnklassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule“ zur weiteren qualitativen und quantitativen Verbesserung des fakultativen Sprachunterrichts vom 2. Juli 1970 legte unter anderem fest, dass die Unterrichtsstunden des fakultativen Fremdsprachenunterrichts auf mindestens zwei Tage verteilt und die Möglichkeiten zur Erteilung dieses Unterrichts am Vormittag weitgehend genutzt werden sollten. Der erste eigenständige Fachberaterlehrgang für Französisch hielt im Dezember 1975 fest, dass 708 Lehrerinnen und Lehrer in 117 Kreisen an 614 Oberschulen das Fach unterrichteten. Drei Jahre später war ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen: 1080 Lehrerinnen und Lehrer lehrten in 181 Kreisen Französisch.21 Damit wurde die Sprache in 74,3% aller Kreise der DDR angeboten und hatte durchaus von der Direktive profitiert. Die schlechten Ausbildungsbedingungen22 und die geringen Schülerzahlen insgesamt zeigen aber, dass der Französischunterricht in der DDR nie über den „Mauerblümchenstatus“23 hinauskam. Dies änderte auch der Abschluss des Kulturabkommens 1980 nicht, auch wenn dieses eine „Förderung der Lehre und der Forschung auf dem Gebiet der deutschen und französischen Sprache“ vorsah.24 Der Höchststand war 1983/84 mit 39.752 Lernern erreicht. Danach sank die Zahl fast um die Hälfte, so dass der Französischunterricht bis 1986/87 in 20 Kreisen eingestellt wurde. Zum Schuljahr 1987/88 entschieden sich nur noch 6014 Lernende (3,7% der Jahrgangsstufe) für den Französischunterricht in Klasse sieben. Die Anzahl derer, die Englisch als zweite fakultative Fremdsprache in der siebten Klasse wählten stieg im gleichen Jahr hingegen auf 121.431 (73% der Schüler dieser Jahrgangsstufe).25 Der Rückgang der Französischlerner war sowohl das Ergebnis einer verfehlten Bildungspolitik als auch einer zunehmend pragmatischen Wahrnehmung des Spracherwerbs. Die utilitaristische Perspektive auf den niedrigen Wert des Französischen für das Berufsleben wurde dadurch verstärkt, dass Hochschuleinrichtungen und Ausbildungsstätten vor allem Englischkenntnisse forderten. Viele Jugendlichen entschieden sich gegen Französisch, weil sie Probleme beim Schulwechsel oder in der Lehre vermeiden wollten oder bewusst die Welt- und Computersprache Englisch wählten. Für Französisch sahen sie keinerlei Perspektiven, war doch auch außerhalb des Unterrichts, bis auf wenige Ausnahmen, kein Bezug zur Sprache möglich.26

Zweiseitige Frankreichbilder im Schulbuch

Da in der DDR alle Kontakte zum westlichen Ausland politisch vereinnahmt wurden und ein neutrales, persönliches Kennenlernen unter Jugendlichen beider Länder unmöglich und vor allem unerwünscht war, kam dem Französischunterricht, auch wenn er nur einen kleinen Teil der Bevölkerung erreichte, bei der Herausbildung des Frankreichbilds eine wichtige Rolle zu. Die dabei verwendeten Lehrbücher waren vor allem ideologisches Kampfinstrument und vermittelten kaum Alltagswissen. Die drei Lehrbuchgenerationen der DDR machen dies in unterschiedlich starken Ausprägungen deutlich.

Cover ici la France
Titelblatt von Ici la France. Lehrbuch der französischer Sprache. Teil 1. / Hrsg. Dr. Wintgen, Georg und Madeleine Wintgen-Belland. - Verlag: Berlin, Volk und Wissen Volseigener Verlag, 1958. - Quelle: ZVAB

Das erste Schulbuch „Ici la France“ erschien 1951. Das Autorenehepaar Madeleine Wintgen-Belland und George Wintgen kannte Frankreich aus eigenem Erleben, da beide im französischen Widerstand aktiv gewesen waren.27 Bei der Auswahl der Lehrinhalte waren sie relativ frei, auch wenn sie Elemente der russischen Pädagogik zu berücksichtigen hatten.28 Im Anfangsunterricht spielte das Thema Familie für die Konstruktion von Frankreichbildern eine entscheidende Rolle.29 Im Mittelpunkt stand eine Arbeiterfamilie aus einem Pariser Vorort, die soziale Konflikte im Arbeits- und Schulalltag zum Mittelpunkt ihrer Gespräche machte. Die männlichen Familienmitglieder waren in der kommunistischen Gewerkschaft CGT (= confédération générale du travail) engagiert. Darüber und durch die Darstellung des alljährlich in Paris stattfindenden „Fête de l’Humanité“ als großes Volksfest, das fast alle sozialen Schichten und Gewerkschaften vereint habe, entstand das Bild einer starken und einflussreichen Arbeiterbewegung in Frankreich, auch wenn dies nur noch zum Teil der Realität entsprach.30 Grundlage der Lehrbucharbeit war aber vor allem das Friedensengagement des Autorenpaares. Deshalb sind die Friedensbewegung der Nachkriegszeit und die kolonialen Befreiungsbemühungen sehr präsent. Bereits das Eingangsfoto des Lehrbuchs zeigte einen demonstrierenden Jungen mit einem Transparent und der Aufschrift „Des écoles - pas de canons“. Die Darstellung der Haltung der französischen Regierung zur Antiatomwaffen- bzw. Friedensbewegung offenbarte die Freund-Feindkonstellation des Kalten Krieges. Der Hauptfeind waren die USA, die es verstanden, die französische Regierung am Gängelband zu halten. Die französische Regierung wurde zwar kritisch beschrieben, aber diese Kritik war gemildert durch die Aussage über deren Instrumentalisierung seitens der USA. Für die Lehrbuchautoren war es ein nämlich ein Anliegen, Frankreich als führende Kraft im internationalen Friedenskampf darzustellen.31

Die Geschichte Frankreichs begann in dem Werk mit der Französischen Revolution von 1789, fand im Sinne der marxistischen Geschichtsauffassung mit der Pariser Commune einen weiteren Höhepunkt. Sie führte schließlich über den Zweiten Weltkrieg und die Résistance in die Nachkriegszeit Frankreichs, das heißt letztendlich auch in die Gegenwart der Lernenden. Im Vordergrund stand die Rolle des Volks und die in seinem Dienst stehenden Akteure, was als Erfolgsgeschichte zu lesen war. Quantitativ am umfangreichsten war die geschichtliche Darstellung des Zweiten Weltkrieges, die auch die Kollaboration sowie die Deportationen und die Lager- und Exilthematik aufgriff. Mit Nachdruck gingen die Autoren auf den Beitrag engagierter intellektueller Kommunisten in der Résistance ein und ließen zugleich den nichtkommunistischen Widerstand komplett außen vor.32 In den französischen Deutschlehrwerken der 1950er Jahre wird dagegen an Bildungsideale zu Beginn des 20. Jahrhunderts angeknüpft und die Existenz der DDR vollständig ignoriert.

Ici la France“ stellt Frankreich letztendlich als Land der Volksrevolution und des kommunistischen Widerstandes gegen innere und äußere Feinde, dessen Akteure politisch engagierte Intellektuelle, Künstler und Wissenschaftler waren, dar. Für die ostdeutsche Romanistin Dorothee Röseberg ist „Ici la France“ ein Beispiel dafür, wie in den 1950er Jahren „Politik und linksrepublikanische Geschichte zu den konstitutiven Elementen eines offiziell verbreiteten Frankreichbildes avancier[t]en“.33Ici la France“ war der Versuch aus der Sicht von direkt oder indirekt verfolgten des Nationalsozialismus, „ein gegenwartsbezogenes Frankreichbild zu zeichnen, das sich [...] aus dem unmittelbar Erlebten speist“34 und damit die Existenz des ostdeutschen Staates als „antifaschistisches“ Deutschland in Abgrenzung zur Bundesrepublik, aber auch zu Frankreich, legitimiert. Die französischen Lehrbücher folgten dagegen der Hallstein-Doktrin: Deutschland blieb zunächst ein romantisches, sagenumwobenes Land, in dem für die Realität der Nachkriegszeit kein Platz war.35

Cover ici la France
Titelblatt von Bonjour les amis - Teil 1 / W.Klare, G.Naumann. - Verlag: Volk und Wissen Volkseigener Verlag, Berlin 1969,. - Quelle: ZVAB

Der nächsten ostdeutschen Lehrbuchgeneration lag dann ein neues Funktionsverständnis des Französischunterrichts in Folge der in den 1950er Jahren überarbeitete Bildungskonzeption der DDR zur Grunde. Denn ab 1959 war die Vorstellung der klassenkämpferischen Konfrontation der politischen Lager tonangebend. Die Schülerinnen und Schüler sollten nun zum Hass gegenüber den „französischen Imperialisten“ erzogen werden.36 Der Französischunterricht galt fortan der Erziehung zum „proletarischen Internationalismus“ und „sozialistischen Patriotismus“. Zugleich sollten sich die Jugendlichen besonders mit „den fortschrittlichen Kräften“ in den ehemaligen kolonialen und halbkolonialen Ländern verbunden fühlen, zu denen die DDR wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen unterhielt. Die 1968 eingeführte Reihe „Bonjour les amis“ präsentierte die französische Regierung daher als Ausbeuter im eigenem Land, die zudem den Freiheitskampf der Algerier „in Blut und Terror ersticken wollen.“37 In diesem Zusammenhang nahm die DDR-Selbstdarstellung zugleich einen dermaßen expliziten Stellenwert ein, dass Liebe und Interesse an Frankreich als Land kaum geweckt werden konnten. Die siebenbändige Reihe vermittelt vielmehr den Eindruck eines Lehrwerks über die DDR, in dessen Rahmen Frankreich lediglich als Negativfolie diente - im letzten Band hielten sich die DDR- und Frankreichdarstellungen sogar die Waage. Das Autorenteam Waltraud Klare und Gerhard Neumann gehörte zu einer neuen Mittlergeneration, die selbst keine persönlichen Erfahrungen in Frankreich gesammelt hatte. Ihr Frankreichbild war deshalb das Gegenbild erlebter DDR-Realität,38 zumindest so wie diese propagiert wurde. Der Lehrplan von 1958 sah beispielsweise vor, anhand der französischen Landwirtschaft die angebliche Überlegenheit der sozialistischen Gesellschaft zu zeigen. Die Lernenden erfuhren, dass die gesamte französische Bevölkerung aus Arbeiterinnen und Arbeiter sowie Bauerinnen und Bauern bestehe, die in kommunistischen Vereinigungen für ihre Rechte kämpften, um nicht von „Kapitalisten“ ausgebeutet zu werden, wie der fiktive Bericht eines Weinbauers aus Anjou zeigte:

„Les gros négociants pratiquent envers nous un véritable chantage, car ils savent bien que, si nous voulons vendre notre récolte, nous devons passer par eux. Résultat : ce sont eux qui ne travaillent pas, qui ne risquent rien, qui gagnent le plus dans cette affaire. Naturellement, nous ne les laissons pas faire, nous protestons.“39

Der Weinbau, ein weltweit bekanntes Symbol Frankreichs, wurde direkt mit Arbeit und Ausbeutung in Verbindung gebracht. Alles, was in touristischer Hinsicht reizvoll sein könnte, wurde durch nüchterne, sachliche Berichte relativiert, wogegen die Autoren die DDR als „Paradies der Werktätigen“ präsentierten.40 Das touristische Frankreich spielte keine Rolle, was sich auch in den sehr wenigen Fotos äußert. Erst der dritte Band enthielt einige Pariser Stadtansichten (von zwölf Fotos zeigten allerdings drei die DDR).41 Mit zunehmendem Alter der Lernenden und deren sprachlichen Fähigkeiten nahm vielmehr der politische Inhalt des Bild- und Textmaterials und die Darstellung der DDR zu. Es wurden unter anderen Gewerkschaftsversammlungen oder Demonstrationen gezeigt. Das dadurch entworfene Frankreichbild konnte nur lückenhaft sein. Dies kompensierten auch die Zeichnungen nicht. Denn abgesehen von den Bezeichnungen wie „Épicerie“ oder „Metro“ konnten die gezeichneten Situationen in jedem beliebigen Land spielen.42

Dies markiert den Beginn des Aufbaus eines doppelten Frankreichbildes: „Hier das gute Frankreich mit seinen revolutionären Traditionen und der starken in der PCF organisierten Arbeiterklasse, dort das kapitalistische krisengeschüttelte Frankreich mit seiner imperialistischen Außenpolitik, das den Interessen der Monopole folgt.“43 Neu sind Themen wie Fahrten junger Franzosen in die DDR oder die Leipziger Messe,44 Frankreich zeichnete sich zugleich aber durch seine revolutionäre und „fortschrittliche“ Traditionen aus und war wichtig für die Verbindung zu den afrikanischen Staaten wie Algerien, um dessen Aufmerksamkeit die DDR rang:

„Beaucoup d’idées progressistes, révolutionnaires sont exprimée en français. Il est la langue de la Révolution de 1789 et la langue de la Commune de Paris. Il est la langue de Voltaire, de Romain Rolland, de Jules Verne. D’Eluard et d’Aragon, la langue de Frédéric Joliot-Curie et de Pierre de Coubertin. Nous apprenons le français pour mieux connaître la culture française et ses recherches scientifiques, pour mieux comprendre le peuple français et ses traditions progressistes. La connaissance du français est aussi d’une grande importance économique pour la R.D.A., car les relations commerciales, qui existent entre notre République d’un côté et la France et surtout les jeunes Etats d’Afrique de l’autre, deviennent de plus en plus étroites. Nous espérons que la langue française continuera à jouer un grand rôle au service de la paix et du progrès, au service de l’amitié entre les peuples."45

Cover bonjour chers amis
Titelblatt von Bonjour, chers amis I / Krüger, Ulrich (Leiter des Autorenkollektives) - Verlag: Volk und Wissen, Berlin (DDR), 1983. - Quelle: ZVAB

In den 1980er Jahren wurde mit der ebenfalls siebenbändigen Lehrbuchreihe „Bonjour, chers amis“ gearbeitet, welche eine relative Abschwächung des politischen Bereichs und Öffnung für touristische Themen erkennen ließ. Dafür fanden mehr Darstellungen des Familienlebens und französischer Landschaften bzw. französischsprachiger Länder und faktenbezogene landeskundliche Inhalte Berücksichtigung. Interkulturelle Vergleiche fielen zwar nach wie vor zugunsten der DDR aus, dies aber weniger explizit. Letzteres zeigt einen Paradigmenwechsel, der sich zunächst aus der diplomatischen Anerkennung der DDR durch die französischsprechenden Länder der Welt und ihre Beziehungen zu einigen französischsprechenden afrikanischen Staaten wie Algerien erklärt. Ein weiterer Grund für das positivere Bild ist das überwiegend muttersprachliche Autorenkollegium um Ulrich Krüger, das nun eine möglichst ideologiefreies Bild von Frankreich vermitteln wollte. Zudem war der Eiserne Vorhang etwas durchlässiger geworden und erste Kontakte konnten aufgebaut werden.46 Nicht zuletzt war das Ministerium für Volksbildung an einer ausgewogeneren Darstellung interessiert, um die im ostdeutsch-französischen Kulturabkommen versprochenen steigende Schülerzahlen zu erreichen, ohne aber zu sehr den Wunsch zu wecken, nach Frankreich reisen zu wollen,47 denn dieses Privileg blieb nur sehr wenigen Jugendlichen vorenthalten.48

Bereits die Covergestaltung und die verwendeten Abbildungen waren einladender. Die Anzahl der Fotos war, nicht zuletzt wegen des technischen Fortschritts, gestiegen und die Motive hatten sich verändert. Notre Dame und der Eifelturm wurden als Wahrzeichen Frankreichs präsentiert. Der Anteil der Bilder, die das politische Leben Frankreichs aus Sicht der Kommunisten, die Beziehungen zwischen der DDR und Frankreich und die DDR selbst zeigten, war gesunken. Die Zeichnungen blieben aber neutral und ohne große Aussagekraft.49 Allerdings hatte der Informationsgehalt deutlich zugenommen: kurze Informationstexte präsentierten eine Vielfalt landeskundlicher Aspekte wie die Jugendherbergen, die Comédie Française oder den Hochgeschwindigkeitszug TGV.50 Auch konnten Städte und Regionen erstmals mittels topographischer Karten verortet werden. Bei der Darstellung französischer Landschaften wurden zwar weiterhin soziale und wirtschaftliche Probleme aufgeführt, aber nun durch touristische Komponenten angereichert. Die Beschreibung der Schwierigkeiten der Arbeiterschicht bzw. der Bauernschaft erweckten nun nicht mehr Eindruck, dass Frankreich nur aus „Ausbeutern und Ausgebeuteten“ bestehe.51 Das Problem Arbeit bzw. Arbeitslosigkeit war aber letztendlich ein Thema von transnationaler gesellschaftlicher Relevanz. Die französische Lehrbuchreihe „Ja, aber…“ für den Deutschunterricht in Frankreich thematisierte in den 1980er Jahren ebenfalls sehr häufig das Themenfeld Arbeit, was zeigt, dass es sich letztendlich um ein übergreifendes Phänomen handelt. Sozialpolitische Themen und der Arbeitskampf wurden beiderseits des Rhein als eine auf die Schülerinnen und Schüler zukommenden Herausforderung empfunden. Das ostdeutsche Lehrbuch verglich dabei wieder die DDR und Frankreich, wobei die DDR erneut als der „bessere“ Staat abschnitt. Ähnlich verhielt es sich bei Themen wie Schule, Studium und Berufsausbildung.52 Bei der geschichtlichen Darstellung behauptete die Pariser Kommune ihren Platz. Die Rolle der Kommunisten innerhalb der Résistance wurde aber dermaßen überhöht, dass der westdeutsche Schulbuchforscher Jürgen Krauskopf ihn als „säkularisierten Katechismus“ beschrieb.53 Dazu passte auch die Vorstellung gesellschaftlich engagierter Schriftsteller wie Victor Hugo, Emile Zola, Louis Aragon, Paul Éluard oder Jacques Prévert. Daneben erfuhren das Ehepaar Pierre und Marie Curie sowie Frédéric Joliot-Curie und Maurice Thorez für ihr Engagement in der kommunistischen Bewegung nach 1945 Anerkennung. Frankreich erschien als schönes, modernes Land mit großen Traditionen.54

Über diese widersprüchlichen Darstellungen blieb Frankreich imperialistisches Ausland mit schlechten Lebensbedingungen auf der einen und einer starken kommunistischen Bewegungen auf der anderen Seite. Es war ein Land, in dem sich einzelne Persönlichkeiten stark für den Frieden und gegen die „Ungerechtigkeit“ engagierten. Diese Bilder konnten nur teilweise durch von den Lehrkräften organisiertes authentisches Material aus Frankreich ergänzt werden.55

Was blieb nach 1989 davon übrig?

Während die westdeutschen Lehrbücher, besonders in den 1960er und 1970er Jahren, Frankreich als ideales Urlaubsland mit guten Essen und ausgeprägten kulturellem Leben präsentierten, entwarfen die Französischlehrbüchern der DDR ein doppeltes Frankreichbild. Zwar war Frankreich auch in den Medien, gerade durch die Musik, präsent,56 doch Kenntnisse über die Lebensrealität wurden stets über den Filter der staatlichen Ideologie erworben. Das offizielle Frankreichbild blieb politisch und kämpferisch. Die Vorstellung eines touristischen Frankreichs konnte erst in den 1980er Jahren aufkommen. Frankreich übte daher eine große Faszination auf Menschen mit unterschiedlichen Hoffnungen und politischen Orientierungen aus. Im Schulunterricht wurden die Franzosen als sehr revolutionäres Volk dargestellt, dass aber im imperialistischen Ausland lebt. Die Darstellung der Geschichte des Landes erfolgte, in Blick auf die Arbeiterbewegung, teilweise durch ein Erfolgsnarrativ. Dadurch wurde eine kategorische Pauschalisierung als (kapitalistischer) Feind vermieden. Während sich die deutsch-französischen Bilderwelten in den westdeutsch-französischen Beziehungen nach 1945 ins Folkloristische verschoben und der „friedfertige Baskenmützen-Franzose mit der Zigarre im Mundwinkel und dem Baguette unter dem Arm“ zunehmend das Klischee vom fanatischen Revolutionär verdrängte,57 blieb dieses in der DDR aber am Leben. Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer entwarfen zugleich ein Traumbild von Frankreich, welches fern jeder Realität war. Nach dem Mauerfall 1989 zog es zahlreiche Reisebusse voller Ostdeutscher an, die sich selbst ein Bild von dem Land machen wollten. Die Reise zum Mond konnte nun mit dem Bus erfolgen. Das im Unterricht vermittelte Frankreichbild musste korrigiert werden und passte sich, in Folge der Einführung bundesdeutscher Lehrmaterialien der 1980er Jahre in den neuen Bundesländern, dem der Bundesrepublik an. Hier liegt sicherlich einer der Gründe, warum Frankreich in Ostdeutschland ein Sehnsuchtsland blieb. Etablierte sich doch nun das Land als (teureres) Urlaubsland in den Köpfen vieler Ostdeutscher.

 


 

Fußnoten

1: Stefanie Neudert: Wie Monsieur Masson den französischen Imperialismus bekämpfte, in: VIA REGIA – Blätter für internationale kulturelle Kommunikation Heft 40/41 1996, herausgegeben vom Europäischen Kultur- und Informationszentrum in Thüringen, verfügbar unter der URL: https://www.via-regia.org/bibliothek/pdf/heft4041/neudert_monsieur.pdf (zuletzt konsultiert am 21.8.2020).

2: Zur Entwicklungen der Beziehungen zwischen der DDR und Frankreich vgl. Ulrich Pfeil: Die »anderen« deutsch-französischen Beziehungen. Die DDR und Frankreich 1949–1990, Köln 2004; Anne Kwaschik, Ulrich Pfeil (Hg.): Die DDR in den deutsch-französischen Beziehungen. La RDA dans les relations franco-allemandes (Deutschland in den internationalen Beziehungen. L’Allemagne dans les relations internationales 4). Brüssel u.a. 2013.

3: Vgl. Neudert: Wie Monsieur Masson den französischen Imperialismus bekämpfte (siehe Anmerkung 1).

4: Vgl. Floriane Perchard: Frankreich - revolutionäres Vorbild oder Klassenfeind? Französischlehrbücher der DDR als ideologisches Instrument im Kalten Krieg, in: Franziska Flucke u.a. (Hg.): Der Kalte Krieg im Schulbuch (Forschung Geschichtsdidaktik 2). St. Ingbert 2017, 239-263.

5: Patrick Bernhard u.a.: Der Kalte Krieg im langen 20. Jahrhundert. Neue Ansätze, Befunde und Perspektiven, in: Dies. (Hg.): Den Kalten Krieg denken. Beiträge zur sozialen Ideengeschichte. Essen 2014, S. 11-39, hier 38.

6: Vgl. Ulrich Pfeil: Der Kalte Krieg: Ein „anderer“ totaler Krieg, in: Franziska Flucke u.a.(Hg.): Der Kalte Krieg im Schulbuch (Forschung Geschichtsdidaktik 2). St. Ingbert 2017, 13-26, hier 20f.

7: Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der Deutschen Demokratischen Republik, u.a. (Hg.): Das Bildungswesen der Deutschen Demokratischen Republik, 3. bearb. Aufl., Berlin 1989, S. 19.

8: Vgl. Gwénaëlle Renaud: Frankreich in den schulischen Geschichtslehrwerken der DDR, in: Röseberg, Dorothee (Hg.): Frankreich und „Das andere Deutschland“ Analysen und Zeitzeugnisse, Tübingen 1999 (= Cahiers lendemains Band 1), S. 173-190, hier S. 174.

9: Vgl. Christina H. Mätzing: Geschichte im Zeichen des historischen Materialismus. Untersuchungen zu Geschichtswissenschaft und Geschichtsunterricht in der DDR, Hannover 1999 (= Studien zur Internationalen Schulbuchforschung Band 96), S. 264.

10: Vgl. Françoise Bertrand: Bonjour des amis und Bonjour, chers amis. Frankreich in den Lehrwerken für den Französischunterricht in der DDR, in: Dorothee Röseberg (Hg.): Frankreich und „Das andere Deutschland“ Analysen und Zeitzeugnisse, Tübingen 1999 (= Cahiers lendemains Band 1), S. 135-171, hier 136.

11: Vgl. Gert Geißler: Schule und Erziehung in der DDR. Erfurt 2015, 13ff.

12: Vgl. Sardina: Hello, girls and boys! (siehe Anmerkung 6), S. 106f.

13: In Brandenburg und Sachsen fand zunächst gar keine Beschulung in Französisch statt und 1948/49 lernten insgesamt nur 246 Kinder die Sprache (gegenüber 26.777 für Englisch). Vgl. Bertrand: Bonjour des amis (siehe Anmerkung 10), S. 158.

14: Dorothee Röseberg: Les deux France im Deutschland der 50er Jahre. Frankreichbilder in Schulbüchern der DDR und der Bundesrepublik Deutschland, in: Dies. (Hg.): Frankreich und „Das andere Deutschland“. Analysen und Zeitzeugnisse, Tübingen 1999 (= Cahiers lendemains Band 1), S. 97-133, hier 102.

15: Vgl. Ulrich Pfeil: Französischunterricht in der DDR, in: Themenportal europäische Geschichte (2007) verfügbar unter URL: http://www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-1440. (zuletzt konsultiert am 25.8.2020), 119-141, hier 122f.

16: Alexander-Martin Sardina: « Hello, girls and boys!” Fremdsprachenunterricht in der SBZ und DDR. Berlin 2018, 158.

17: Vgl. Felix Hartleb/Steffi Morkötter: Fremdsprachenunterricht in der DDR – historischer Überblick und Interviews mit Zeitzeugen aus Rostock, in: Rafael Arnold u.a. (Hg.) Romanistik in Rostock. Beiträge zum 600. Universitätsjubiläum (= Rostocker Studien zur Universitätsgeschichte Band 32), Rostock 2019, 131-165, hier 134.

18: Vgl. Pfeil: Die « anderen » deutsch-französischen Beziehungen (siehe Anmerkung 2), S. 354.

19: Vgl. Ebd. S. 355 sowie Sardina: Fremdsprachenunterricht (siehe Anmerkung 6), S. 161.

20: Vgl. Pfeil: Französischunterricht in der DDR (siehe Anmerkung 18), S. 123.

21: Vgl. Hartleb/ Morkötter: Fremdsprachenunterricht in der DDR (siehe Anmerkung 17), S. 13.

22: Für die angehenden Lehrerinnen und Lehrer fehlten Mentoren an den Schulen, so dass Englischfachkräfte die Ausbildung teilweise übernahmen. Auch mussten die Referendarinnen und Referendare damit rechnen, später nur Russisch unterrichten zu können. Vgl. Sardina: Fremdsprachenunterricht (siehe Anmerkung 6), S. 161.

23: Pfeil: Die „anderen“ deutsch-französischen Beziehungen (siehe Anmerkung 2), S. 366.

24: Abkommen zwischen der Regierung der DDR und der Regierung der Französischen Republik über kulturelle Zusammenarbeit, 16.6.1980 zitiert. nach ebd. S. 522.

25: Vgl. Hartleb/ Morkötter: Fremdsprachenunterricht in der DDR (siehe Anm. 17), 138f.

26: In Brandenburg kamen die Schüler vermehrt aus Familien mit hugenottischen Ursprüngen. Vgl. Ebd. S. 525ff. sowie Sardina: Fremdsprachenunterricht (siehe Anmerkung 6), 163.

27: Madeleine Wingten-Belland war vor dem Zweiten Weltkrieg Lehrerin und Mitglied der kommunistischen Jugendvereinigung „Les Jeunes Filles de France“. Über ihre Familie kam sie in Kontakt mit der Résistance. Zum Kriegsende kam sie bewusst mit ihrem Mann, George Wintgen, in die SBZ, wo sie zudem Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands wurde. Vgl. Françoise Bertrand/ Dorothee Röseberg: La France dans les manuels scolaires de RDA (1949-1989), in: Dorothee Röseberg (Hg.): Images de la France en République Démocratique Allemande. Une histoire oubliée, Paris 2004, S. 89-141, hier 91.

28: Zu den Deutungskämpfen in der ersten Lehrbuchgeneration und dem Französischunterricht in den 1950er Jahren vgl. Dorothee Röseberg: Ici la France – eine transnationale Stimme in den Gründerjahren der DDR, in: Patricia Oster/Hand-Jürgen Lüsebrink (Hg.): Am Wendepunkt. Deutschland und Frankreich um 1945 – Zur Dynamik eines < transnationalen > kulturellen Feldes (= Jahrbuch des Frankreichzentrums der Universität des Saarlandes Band 7). Bielefeld 2007, S. 261-283.

29: Vgl. Röseberg: Les deux France (siehe Anmerkung 17), S. 110.

30: Vgl. Ebd. S. 116f.

31: Vgl. ebd. S. 113.

32: Vgl. ebd. S. 118-121.

33: Dorothée Röseberg: Frankreich des Herzens. Mittler zwischen Frankreich und dem 'anderen Deutschland', in: Grenzgänge : Beiträge zu einer modernen Romanistik, 1999, 6 (12), S. 126-134, hier, S. 130.

34: Röseberg: Les deux France (siehe Anmerkung 17), S. 125

35: Vgl. Franziska Flucke: Vom sozialistischen Paradies zum Erinnerungsort? Sechzig Jahre DDR in französischen Deutschbüchern, in: Deutschland Archiv, 24.3.2020, URL: www.bpb.de/306870 (zuletzt konsultiert am 25.9.2020).

36: Vgl. Pfeil: Die „anderen“ deutsch-französischen Beziehungen (siehe Anmerkung 21), S. 361.

37: Röseberg: Les deux France (siehe Anmerkung 17), S. 129.

38: Vgl. ebd. S. 129-133.

39: Waltraud Klare, Gerhard Naumann: Bonjour les amis, Teil 3, 5. Auflage, Berlin 1977, S. 86.

40: Vgl. Bertrand: Bonjour les amis (siehe Anmerkung 13), S. 142.

41: Vgl. Waltraud Klare, Gerhard Naumann: Bonjour les amis, Teil 3, 5. Aufl. Berlin 1977.

42: Der ostdeutsche Karikaturist und Illustrator Karl Schrader (1915-1981) hatte sehr genaue Anweisungen für seine Zeichnungen bekommen und konnte sich nur auf seine Kriegserinnerungen in Frankreich berufen. Vgl. Perchard: Frankreich- revolutionäres Vorbild oder Klassenfeind (siehe Anmerkung 4), 252-254.

43: Pfeil: Die „anderen“ deutsch-französischen Beziehungen (siehe Anm. 2), S. 361.

44: Die gleichen landeskundlichen Inhalte zur Leipziger Messe wurden nahezu identisch im Englisch-, Französisch- und Spanischunterricht vermittelt. Grund dafür war die Orientierung des Französisch- und Spanischunterrichts am Englischunterricht und der gelenkten zentralisierten Ausarbeitung der Lehrpläne und -werke. Vgl. Hartleb/Morkötter: Fremdsprachenunterricht in der DDR, S. 142. Sowie Waltraud Klare, Gerhard Naumann, Bonjour les amis, Teil 7, Cours de perfectionnement, 2. Aufl. Berlin 1975.

45: Klare/Naumann, Bonjour les amis, Teil 3 (siehe Anmerkung 41), S. 57.

46: So fanden in den 1980er Jahren Lehreraustausche, Weiterbildungsveranstaltungen für Deutsch- bzw. Französischlehrerinnen und -lehrer in Erfurt, Weimar, Grenoble, Dijon und Paris statt. Unter den Linden in Berlin bot die freizugängliche Bibliothek des 1984 eröffneten Centre culturel français Zugang zu unzensierter französischer Presse und auf dem Gebiet der Hochschulausbildung etablierten sich Lektorenaustausche und seit 1974 existieren Partnerschaftsabkommen zwischen den Universitäten, die Studienaufenthalte im anderen Land ermöglichten. Der Austausch in Richtung Frankreich hielt sich aber weiterhin in sehr engen Grenzen.

47: Vgl. Bertrand: Bonjour les amis (Anmerkung 13), S. 155. Ferner Jürgen Krauskopf: Das Frankreichbild der DDR-Schulbücher. Landeskunde durch die Brille der Staatsideologie, in: Dokumente Jg. 43 1987 Heft 4, 274-279, hier S. 275.

48: Vgl. Franziska Flucke: Ostdeutsch-französische Jugendkontakte zwischen Cottbus und Montreuil. Städtepartnerschaften zwischen transnationaler Annäherung und ideologischer Instrumentalisierung, dans: Pfeil/ Kwaschik: Die DDR in den deutsch-französischen Beziehungen (siehe Anmerkung 2), S. 237-255.

49: Vgl. Perchard: Frankreich- revolutionäres Vorbild oder Klassenfeind (siehe Anmerkung 4), 258ff.

50: Vgl. Bertrand: Bonjour les amis (Anmerkung 13), S. 155.

51: Bertrand: Bonjour les amis (Anmerkung 13), S. 160.

52: Krauskopf: Das Frankreichbild der DDR-Schulbücher (siehe Anmerkung 53), S. 278.

53: Ebd. S. 279.

54: Vgl. Bertrand: Bonjour les amis (siehe Anmerkung 13). S. 164.

55: Vgl. Ulrich Pfeil: Die Integration der neuen Bundesländer in die Strukturen und das Programmspektrum des DFJW, in: Hans Manfred Bock (Hg.), Deutsch-französische Begegnung und europäischer Bürgersinn. Studien zum Deutsch-Französischen Jugendwerk 1963–2003, Opladen, 2003 (Frankreich-Studien 7), S. 193–218, hier 201.

56: Mireille Mathieus Auftritte sowie die zahlreicher anderer französischer Chanson-Sängerinnen und Sänger in der DDR prägten das Frankreichbild der Ostdeutschen über Jahrzehnte. Vgl. Ulrich Pfeil: Mathieu, Mireille, in: Nicole Colin u.a.: Lexikon der deutsch-französischen Kulturbeziehungen nach 1945 (= Edition Lendemains Band 28), Tübingen 2013, 335.

57: Vgl. Dieter Tiemann: Das Bild im Kopf – Stereotypen früher und heute, in: Vis-à-Vis. Deutschland und Frankreich, hgg. von Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Köln 1998, S. 27-38, hier 31.

 


 

 

Dr. des Franziska Flucke, franziska.flucke@ac-strasbourg.fr, ausgebildete Geschichts- und Französischlehrerin für das Gymnasiallehramt, unterrichtet seit drei Jahren als „professeure agrégée“ in Straßburg Deutsch. Sie ist zudem Lehrbeauftragte an der Université Paris Nanterre und assoziierte Wissenschaftlerin am Centre d'Etudes Germaniques Interculturelles de Lorraine (CEGIL).


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