Quoi de neuf - Nouvelles du bilingue 2021

Virtuell die Geschichte des Weimarer Dreiecks entdecken

In diesem Projekt haben Schulen aus Jazowsko (Kleinpolen), Truchtersheim (Alsace) und Düsseldorf (NRW) virtuell zusammengearbeitet. Die Idee dazu entstand durch die Ausschreibung zum landesweiten Wettbewerb „Frankreich-Polen-Nordrhein-Westfalen-Jahr“ des Ministeriums für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales des Landes NRW, bei dem das Projekt auch ausgezeichnet wurde.

Logo Frankreich-Polen-NRW
Logo zum Frankreich-Polen-Nordrhein-Westfalen-Jahr

Grundlage des Projektes war unsere Überzeugung, dass die Zukunft des Prozesses der europäischen Integration derzeit ungewisser ist denn je. In dem Projekt setzen sich die Schülerinnen und Schüler deshalb in nationalen und europäischen Arbeitsgruppen mit grundlegenden europäischen Werten auseinander und betrachten sie aus mehreren Perspektiven und auf mehreren Ebenen, um so gegenseitiges Verständnis und Völkerverständigung zu fördern. In bi- und trinationalen Gruppen bearbeiteten sie in einem TwinSpace (= virtuellen Klassenraum) Themen wie Europas Geographie, Frieden, Menschenrechte, Demokratie und Freiheit. Unter anderem beschäftigten sie sich mit dem "Hambacher Fest", einem europäischen „Event“ des 19. Jahrhunderts, an dem bereits Menschen aus allen 3 beteiligten Ländern teilnahmen und für Demokratie, Menschenrechte und europäische Zusammenarbeit warben. Zur Nutzung der virtuellen Führung durch das Hambacher Schloss hatten wir den Einsatz von VR-Brillen geplant, was für unsere Schulen den nächsten Schritt in eine neue Bildungswelt bedeutet hätte.

Die Verortung des Beginns des Weimarer Dreiecks im sog. „langen 19. Jahrhundert“, kulminierend im Hambacher Fest, ermöglichte am Theodor-Fliedner-Gymnasium eine Integration des Projektes in den Lehrplan „Geschichte“ der 7ten Klasse, so dass das Projekt überwiegend während des Unterrichts durchgeführt werden konnte. Kleinere Aufgaben wie z.B. das Durcharbeiten des „Parcours zum Kennenlernen des TwinSpace“ sollten – auch um das eigenständige Arbeiten zu üben – als Hausaufgabe absolviert werden.

Ziel des Projektes war es zudem, die 4 K's (Kreativität, kritisches Denken, Kollaboration, Kommunikation) und eine „unternehmerische Einstellung“ der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Dabei ist zu beachten, dass es bei Kreativität um „Neues Denken“ geht, wozu die Schülerinnen und Schüler durch die Art der Aufgabenstellungen vielfach angeregt wurden. Bei kritischem Denken geht es um „selber denken“, wozu es im Projekt ebenfalls viele Anregungen gab. Bei Kollaboration wiederum geht es um „zusammen oder grenzüberschreitend denken“ wozu die binationalen Teams einluden. „Gedachtes mitteilen“ (= Kommunikation) ist im Projekt immer wieder nötig, da die Zusammenarbeit im Team diesmal nur asynchron geschah. Dieses eTwinning-Projekt war also eine besonders geeignete Herausforderung, um sich den 4 K's anzunähern. Bei der Umsetzung haben wir uns am TFG- Schulkonzept orientiert: „Der Einsatz von Medien und die Gestaltung der Lernumgebung unterstützen den Kompetenzerwerb der Schülerinnen und Schüler, indem (...) Lernprozesse durch herausfordernde Inhalte kognitiv aktivierend gestaltet werden und die Anstrengungsbereitschaft der Schülerinnen und Schüler gefördert wird.“

Eine „unternehmerische Einstellung“, d.h. Eigeninitiative, Bewusstsein für die eigene Handlungsfähigkeit, Zukunftsorientiertheit, Mut und Ausdauer beim Erreichen von Zielen konnten die Schülerinnen und Schüler im Projekt einüben, weil „die Gestaltung der Lehr- und Lernprozesse … zunehmend auf selbstständiges und selbstreguliertes Lernen zielt, indem … die Schülerinnen und Schüler sukzessive in die Planung und Gestaltung der Lernarrangements einbezogen werden“ (Schulkonzept).

Das Projekt war von der ersten Idee bis zum Abschluss Frucht einer intensiven Zusammenarbeit im polnisch-französisch-deutschen Lehrer-Tridem, bei dem die beiden Kolleginnen und ich jeweils das eingebracht haben, was uns wichtig war und was wir gut können. Dies bezog sich für meine Person zunächst auf die Erstellung der Bewerbung beim NRW-Wettbewerb, der uns zugleich zu einer konzisen Planung des Projektes zwang.

Projekt-Logo
Das von einer Schülerin erstellte Projektlogo. - Quelle: https://twinspace.etwinning.net/177107/home

Nachdem die Schülerinnen und Schüler in Stufe 1 sich selbst, ihre Schule und ihre Heimatstadt vorgestellt und Vorschläge für ein Projektlogo entwickelt und darüber abgestimmt haben, haben sie in Stufe 2 zunächst „überkreuz“ zusammengearbeitet, d.h. gemeinsam Zeitstrahle zur Geschichte des Weimarer Dreiecks erstellt, allerdings so, dass keine Gruppe die Geschichte des eigenen Landes vorgestellt hat, sondern jeweils die eines anderen Landes, so dass das „Produkt“ nur gemeinsam erstellt werden konnte. Zugleich lädt diese Arbeitsweise die Schülerinnen und Schüler zum Perspektivenwechsel und Gespräch über Selbst- und Fremdbilder ein. In Stufe 2.3 haben die Schülerinnen und Schüler des Theodor-Fliedner-Gymnasiums die Präsentation über das Hambacher Fest für die Schülerinnen und Schüler der beiden anderen Schulen in Form von Kreuzworträtseln aufbereitet, so dass alle sich mit diesem großen Ereignis der gemeinsamen Geschichte vertraut machen konnten. Schließlich ging es in Stufe 3 um Landeskunde (Klassenreisen) und in Stufe 4 um Demokratie und Menschenrechte, als europäische Werte wobei diese Stufen jeweils in den europäischen Teams absolviert wurden und die Schülerinnen und Schüler im „Forum“ zu Diskussionen miteinander angeregt wurden.

Die Schülerinnen und Schüler haben die Aufgaben im Unterricht weitgehend selbstständig bearbeitet, wobei gegenseitiges Helfen und Unterstützen oder Nachfragen beim Lehrer erlaubt und erwünscht waren.

Neben der extensiven Nutzung von online-Tools für die unterschiedlichen Aufgaben und Umfragen war es ein Ziel des Projektes, die Arbeit mit VR-Brillen auszuprobieren und für den Unterricht nutzbar zu machen. Da die ursprünglich dafür vorgesehene Präsentation zum Hambacher Schloss leider nicht genutzt werden konnte, gelang es dank der Initiative der polnischen Kollegin die Brillen bei den virtuellen Klassenreisen sinnvoll einzusetzen, so dass dieses Ziel doch noch erreicht werden konnte. Die Arbeit mit den VR-Brillen wird am TFG im nächsten Schuljahr fortgesetzt und auf andere Fächer erweitert werden: Mathematik/Geometrie, Latein/virtuelle Rombesuche, etc.

Als Ziele hatten wir formuliert: Durch die themenorientierte Zusammenarbeit wollen wir zur Förderung eines gemeinsamen europäischen Bewusstseins unserer Schülerinnen und Schüler beitragen:

  • Vertiefung des historischen Bewusstseins auf der Basis einer reflektierten Erinnerungskultur
  • die Vertiefung eines politischen Bewusstseins auf der Basis zentraler Werte wie Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit
  • die Vertiefung der sprachlichen und interkulturellen Kompetenzen
  • die Vertiefung der zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft
  • das Erleben kultureller Vielfalt in Europa in verschiedenen gesellschaftlichen und alltäglichen Bereichen
  • respektvolles Verhalten im Internet, erkennen von Fake News und Clickbaits, Umgang mit menschenfeindlichen und antidemokratischen Inhalten

Wir haben die Ergebnisse unserer Arbeit auf einer Seite im TwinSpace zusammengestellt, so dass diese gut genutzt werden können. Außerdem sind die „Seiten“ so geordnet, dass die einzelnen Stufen des Projektes nachvollzogen werden können.

Für die Evaluation haben wir verschiedene Tools eingesetzt, um unterschiedliche Aspekte des Projektes auswerten zu können und die Schülerinnen und Schüler zum Austausch darüber anzuregen. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass wir unsere Ziele nicht vollständig erreicht haben, aber doch zumindest erste Schritte in diese Richtung machen konnten.

Interessenten erhalten hier einen Einblick in das Projekt: https://twinspace.etwinning.net/177107/home

 


 

Alfons Scholten, Geschichtslehrer am Theodor-Fliedner-Gymnasium der EkiR in Düsseldorf, AScholten@tfg-duesseldorf.de

 


 

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