Quoi de neuf 1/2017 - integrierte deutsch-französische Lehramtsausbildung Mainz-Dijon
Quoi de neuf - Nouvelles du bilingue - 1/2017
Neuigkeiten aus der integrierten deutsch-französischen Lehramtsausbildung Mainz-Dijon
![]() |
![]() |
![]() |
Seit über 25 Jahren bieten die Universitäten Mainz und Dijon gemeinsame Studiengänge in den Geistes- und Kulturwissenschaften an, in denen nach einem Studium, das ohne Studienzeitverlängerung zu gleichen Teilen an den Partneruniversitäten verbracht wird, ein sogenannter double degree verliehen wird. In den letzten Jahrzehnten haben rund 1.000 Absolventinnen und Absolventen die integrierten Studiengänge Mainz-Dijon mit den Abschlüssen Magister und Staatsexamen/Maîtrise bzw. inzwischen Bachelor/Licence und Master erfolgreich abgeschlossen. Nicht wenige von ihnen unterrichten heute an Schulen mit bilingualem Zweig. Die Umstellung auf das Bachelor-/Mastersystem barg für die beiden Partneruniversitäten insbesondere im Bereich des Lehramts einige Tücken, sind doch die Unterschiede im deutschen und französischen Lehramts-Ausbildungssystem groß - genannt seien hier nur das deutsche Zwei-Fach- vs. das französische Ein-Fach-System sowie der Unterschied, dass das Bachelorstudium in Frankreich rein fachwissenschaftlich orientiert ist, während in Deutschland meist ab dem ersten Semester lehramtsbezogen studiert wird. Trotz dieser grundlegenden Unterschiede ist es den beiden Partneruniversitäten gelungen, einen gemeinsamen Lehramtsstudiengang im Bereich des höheren Lehramts einzurichten, so dass sich, auf der Basis eines integrierten Studiums vom ersten Semester bis zum Masterabschluss, für französische und deutsche Studierende nun in einer Vielzahl von Fächerkombinationen neue Beschäftigungsmöglichkeiten im Schuldienst auch des Partnerlandes eröffnen.
Lehramt Mainz-Dijon nun auch im Masterstudium
Nach dem 2012 etablierten Bachelor of Education Mainz-Dijon konnten die Partneruniversitäten nun auch einen integrierten Master of Education/Master MEEF Mainz-Dijon einrichten, der zum Wintersemester 2017/18 startet. Das Konzept des Studiengangs wurde ausführlich in Quoi de neuf 01/2016 erläutert (vgl. https://www.schule-bw.de/faecher-und-schularten/sprachen-und-literatur/franzoesisch/informationen-zum-fach/bilingual/newsletter/qdn-2016/lehrerausbildung.html) Im kleinen, aber gesellschaftlich überaus relevanten Feld der deutsch-französischen Lehramtsstudiengänge ist der Master of Education Mainz-Dijon dabei der einzige Studiengang im Sekundarbereich, der mehrere Fächerkombinationen zur Auswahl anbietet. Der Studiengang umfasst 10 Semester Regelstudienzeit, nach deren Abschluss die Studierenden den deutschen Master of Education sowie den französischen Concours du CAPES ablegen. Es schließen sich weitere vier Semester Praxisphase bzw. Vorbereitungsdienst an, an deren Integration eine eigens dafür gegründete deutsch-französische Arbeitsgruppe mit Vertretern der Universitäten, des Bildungsministeriums Rheinland-Pfalz und der Académie de Dijon aktuell arbeitet.
Bilinguales Unterrichten und interkulturelle Erfahrung
Ein Studium, das zur Hälfte in Frankreich absolviert wird, prädestiniert natürlich für das bilinguale Unterrichten im Sachfach. An der Universität Mainz haben die Studierenden die Möglichkeit, ein Zertifikat zur bilingualen Zusatzausbildung im Lehramt in den Fächern Geschichte und Geographie zu erwerben. Diese Möglichkeit wird von vielen Studierenden der integrierten Studiengänge wahrgenommen. Die Studierenden können nicht nur den erforderlichen Leistungsnachweis über eine fremdsprachliche Lehrveranstaltung im Sachfach von der Université de Bourgogne mitbringen, sondern auch wichtige Erfahrungen im Schulpraktikum im Partnerland machen. Einmal vor einer französischen Klasse im Collège oder Lycée gestanden zu haben, ermöglicht den Studierenden später eine authentische Weitergabe ihrer interkulturellen Erfahrungen. Hierzu sei ein Student des Mainz-Dijon-Studienganges zitiert, der die Kombination Geschichte-Französisch im Lehramt studiert und seine Eindrücke in einem Reflexionsbericht folgendermaßen beschrieben hat:
"Durch den Einblick, den ich in das Collège gewonnen habe, verstehe ich heute viel besser, wieso die französischen Studentinnen und Studenten so arbeiten, wie ich es kennengelernt habe und wieso sich die französischen Universitätskurse durchaus sehr von Kursen an deutschen Universitäten unterscheiden. Mit dem Praktikum konnte ich den Bogen von der französischen Schule zur französischen Universität schlagen und einen kontinuierlichen Faden erkennen. Des Weiteren hat mich das Praktikum dazu ermutigt, mein Vorhaben, Französischlehrer zu werden, konsequent weiterzuverfolgen. Im Verlauf des Praktikums hielt ich insgesamt drei Schulstunden, die mein Selbstvertrauen im Leiten eines Unterrichts stärkten und mir bewusst machten, dass ich die Kompetenz, mich in einer Fremdsprache auszudrücken, immer besser beherrsche.
Das bekannte "über den Tellerrand schauen", häufig als Floskel abgetan, hat mich im Endeffekt am meisten geprägt, da es mein voriges Studium in Mainz, aber auch generell Erlebtes in einem anderen Licht erscheinen ließ und meinen Blick auf die Zukunft verändert hat. Diesen veränderten Blick sollen meine zukünftigen Schülerinnen und Schüler, wenn möglich, nicht erst während ihres eigenen Studiums, sondern bereits in meinem Unterricht durch ständigen Perspektivwechsel und Bewusstseinsschaffen für das Andersartige bekommen. Insofern kann man sagen, dass mein Auslandsstudium mich dazu bewegt hat, meinen zukünftigen Unterricht so zu gestalten, dass meine persönlichen Erfahrungen zur Geltung kommen: Weltoffenheit, Relativität und Kontakt mit anderen Denkweisen."
Ausblick
Ab dem Wintersemester 2017/18 können Studierende in den Fächerkombinationen Französisch + Deutsch, Französisch + Englisch sowie Deutsch/ Englisch/ Geschichte/ Geographie/ Philosophie + Französisch in Mainz und Dijon ein Lehramtsstudium antreten, das bis zum binationalen Masterabschluss führt (vgl. http://www.dijon.uni-mainz.de/lehramt/). Die Partneruniversitäten planen, im Jahr 2019 auch das anschließende Referendariat bzw. die schulpraktische Ausbildung integriert anbieten zu können. Die europäische Verständigung ist heute wichtiger denn je und der deutsch-französische Motor hat in der Bildung und Erziehung junger Menschen sein Fundament - tragen wir unseren Teil dazu bei!
Dr. Lutz Baumann lbaumann@uni-mainz.de, und Catherine Dedié dedie@uni-mainz.de, Dijonbüro, Philosophisches Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Zurück zum Inhaltsverzeichnis der Ausgabe 1/2017 von Quoi de neuf - Nouvelles du bilingue
Den gesamten Newsletter zum Download als PDF-Datei finden Sie hier.
Wenn Sie "Quoi de neuf - Nouvelles du bilingue" abonnieren wollen, folgen Sie bitte diesem Link.
Hier können Sie frühere Ausgaben von "Quoi de neuf - Nouvelles du bilingue" online lesen.