Quoi de neuf - Nouvelles du bilingue - 1/2018

Lehramt Mainz-Dijon – zwei integrierte Berufsabschlüsse

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Die Hochschulpartnerschaft zwischen der Johannes Gutenberg Universität-Mainz und der Université de Bourgogne in Dijon hat eine lange Tradition, Dank eines breiten Engagements auf beiden Seiten der Kooperation, und nicht zuletzt auch Dank der Förderung durch die Deutsch-Französische Hochschule in Saarbrücken (DFH), entwickelt sich die angebotene Programmvielfalt ständig weiter. Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der integrierten deutsch-französischen Lehrerausbildung auf gymnasialer Ebene. Wie bereits in den beiden vorherigen Ausgaben von Quoi de neuf berichtet, wurde der seit 2012 bestehende integrierte Bachelor of Education um einen integrierten Master of Education ergänzt, der mit dem ersten Staatsexamen in Deutschland sowie mit der Lehramts-Aufnahmeprüfung Concours du CAPES in Frankreich abschließt.

Bisher haben die Absolventinnen und Absolventinnen des integrierten Studienprogramms die schulpraktische Ausbildung meistens in ihren jeweiligen Heimatländern absolviert. So schließt in Rheinland-Pfalz ein 18-monatiger Vorbereitungsdienst an Studienseminar und Ausbildungsschule an die Studienzeit an und führt bei Bestehen der zweiten Staatsprüfung zur Lehrbefähigung für den deutschen Schuldienst. In Frankreich ist die schulpraktische Ausbildung in den Master MEEF (Métiers de l’enseignement, de l’éducation et de la formation) integriert. Nach bestandener Aufnahmeprüfung am Ende des ersten Masterjahr MEEF 1, folgt das zweite Masterjahr MEEF 2, welches vorwiegend der Erlangung von Unterrichtspraxis an der Schule gewidmet ist. Besteht der oder die Studierende das zweite Masterjahr, erfolgt die Verbeamtung und das Angebot einer Planstelle an einer französischen Schule. So dauert die Lehramtsausbildung in Frankreich derzeit insgesamt nur 5 Jahre.

Lehramt Mainz-Dijon geht in die dritte Phase

Um den Teilnehmenden der Lehramtskooperation zu ermöglichen, ihre gesamte Ausbildung, einschließlich der schulpraktischen Phase, im Wechsel zwischen Deutschland und Frankreich zu absolvieren, möchten die Programmbeauftragten ab dem Wintersemester 2019/2020 einen integrierten Vorbereitungsdienst anbieten.

Zur Entwicklung des neuen binationale Angebots wurde eine deutsch-französische Arbeitsgruppe aus Vertretern der Hochschulen, der staatlichen Lehrerbildungsseminare und der Unterrichtsbehörden gegründet, die sich zweimal im Jahr trifft. Zur sogenannten ersten Phase der Lehrerausbildung, dem Bachelor of Education und der zweiten Phase, dem Master of Education, soll auf diese Weise nun ergänzend die dritte Phase, der Vorbereitungsdienst, hinzukommen und so das binationale Programm vervollständigen.

Dieses Angebot richtet sich vor allem an Absolvent/innen des integrierten M.Ed./Master MEEF Mainz-Dijon. Diese haben dann die Möglichkeit sich nach bestandenem Concours du CAPES, in den Master MEEF 2 in Dijon einzuschreiben. Da sie im französischen Lehramtsmaster nur ein Fach studieren und somit auch lediglich die Lehrbefähigung für ein Schulfach erhalten, musste eine Lösung gefunden werden, den Absolventinnen und Absolventen auch den Zugang zum deutschen Schuldienst zu öffnen.

In den Absprachen der erwähnten Arbeitsgruppe wurde ein Modell ausgearbeitet, welches unmittelbar nach der Qualifikation für den französischen Schuldienst auch zum deutschen Lehramtsabschluss führt. So absolvieren die Teilnehmenden kein klassisches Referendariat in Rheinland-Pfalz, sondern einen sogenannten europäischen Anpassungslehrgang. Nach EU-Verordnung müssen Lehrerbildungsabschlüssen aus anderen EU-Mitgliedsstaaten anerkannt werden oder zum Erreichen der vollständigen Gleichstellung der Lehrerausbildung die Teilnahme an einer Ausgleichsmaßnahme angeboten werden. Hierbei wird der Stand der Ausbildung vom Ministerium für Bildung mithilfe der Kolleginnen und Kollegen von der ESPE (École superieure du professorat et de l’éducation) in Dijon geprüft und daraufhin ein individuell angepasster Lehrgang zur Vervollständigung der Qualifikation ausgearbeitet. Die Dauer des Lehrgangs richtet sich nach dem Stand der Qualifikation der Bewerberinnen und Bewerber.

Im Fall unserer Kandidatinnen und Kandidaten ist dieser nach Stand der aktuellen Informationen auf ein Jahr ausgelegt mit der Option auf Verkürzung. Auf Grund der Ein-Fach-Ausbildung in Frankreich, müssen vor allem fachspezifische Inhalte auf der Praxisebene in der Schule für das zweite Schulfach nachgeholt werden. Ein nachzuholender universitärer Teil wird für beide Fächer nicht vorgesehen, da beide Fächer im Laufe der gesamten Lehrerausbildung Mainz-Dijon (Bachelor + Master) komplett studiert werden. Außerdem machen sich die Teilnehmenden mit berufspraktischen Fragen wie der Leistungsmessung oder der Abiturvorbereitung vertraut. Neben schul-und berufspraktischen Seminaren am Studienseminar, steht aber vor allem das eigenverantwortliche Konzipieren und Erteilen von Unterrichtsstunden auf dem Programm. Durch regelmäßige Unterrichtsbesuche erhalten die Lehrgangsteilnehmenden immer wieder Rückmeldung zu ihren Fortschritten.

Am Ende der Ausbildung verfasst die Seminarleitung einen Lehrgangsbericht mit Abschlussnote. Mit der Teilnahmebescheinigung können die Absolventinnen und Absolventen dann im deutschen, sowie mit ihrem Dijoner Abschluss im französischen Schuldienst arbeiten. Sie sind damit bestens vorbereitet für den sich internationalisierenden Arbeitsmarkt, der zunehmend Mehrsprachigkeit und berufliche Mobilität erfordert. Zudem ist die gemeinsame Ausbildung von Lehrkräften eine sehr gute Maßnahme zur Vertiefung der kulturellen Integration in Europa.

Ausblick

Ende Oktober 2018 treffen sich die Mainzer und Dijoner Fachleiterinnen und Fachleiter der Disziplinen Deutsch, Französisch und Englisch in Mainz, um ihre Ausbildungsinhalte zu vergleichen, Gemeinsamkeiten und Lücken festzustellen und dann gemeinsam die Inhalte für den EU-Anpassungslehrgang festzulegen. An diesem Treffen werden neben Vertreterinnen und Vertretern der Universität Mainz, auch die Leiterin des Zentrums für Lehrerausbildung in Dijon (ESPE), sowie die Leiterin des Mainzer Studienseminars und der Beauftrage für Gymnasiallehrer Ausbildung des Bildungsministeriums teilnehmen, die sich zu juristischen Aspekten, wie Verbeamtung in zwei Ländern, Freistellung vom Dienst und Rentenansprüchen beraten.

Wenn alle kniffeligen Fragen gelöst werden konnten, können bereits in einem Jahr die ersten Studierenden den deutsch-französischen Vorbereitungsdienst in Rheinland-Pfalz / stage en alternance in Dijon beginnen.

Marlene Strauß strauss@uni-mainz.de und Dr. Lutz Baumann, lbaumann@uni-mainz.de, Dijonbüro, Philosophisches Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

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