Des Volkes Stimme. 200 Jahre – ein Kalender zur Partizipation - Haus der Geschichte BW
Was initiierten die Mössinger, um an den Generalstreik gegen Hitler in ihrem Ort zu erinnern? Warum gibt es keine aufwendige badische Verfassungsurkunde von 1818? Was denken Passanten heute über den Kampf der 1848er um bürgerliche Rechte? Ein Gemeinschaftsprojekt der Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung Gisela Erler und des Hauses der Geschichte illustriert die Entwicklung der Partizipation im Land – vom 200. Jahrestag der badischen Verfassung (22. August 2018) bis zum 200. Jahrestag der württembergischen Verfassung (25. September 2019).
„Partizipation, Bürgerbeteiligung und Mitbestimmung brauchen und nutzen die Bürgerinnen und Bürger bis heute. Dass sich aktuell so viele Menschen gemeinnützig einsetzen, hat eine lange Tradition“, sagte Veronika Kienzle, Referentin der Staatsrätin, beim Startschuss des Projekts am 22. August im Haus der Geschichte. „Unser Projekt soll vor allem ermuntern sich zu engagieren“
Prof. Dr. Thomas Schnabel, der Leiter des Hauses der Geschichte, betonte: „Der Südwesten ist die Wiege der deutschen Demokratie. Hier setzt man sich seit Jahrhunderten für Freiheits- und Beteiligungsrechte ein und war immer bereit, dafür auch Verantwortung zu übernehmen.“
Prof. Dr. Wolfgang Zimmermann, Leiter des Generallandesarchivs Karlsruhe, betonte am 200. Verfassungsgeburtstag die Bedeutung des Schriftstücks: „Mit der Verfassung von 1818 wurde in Baden die Grundlage für die politische Beteiligung der Staatsbürger an ihrem Gemeinwesen gelegt. Die Kompetenzen des monarchisch regierten Staates wurden begrenzt, was den Bürgern Freiheitsrechte sicherte. Im Selbstverständnis des Großherzogtums wurde die Konstitution als liberalste ihrer Zeit gefeiert.“
Das nun gestartete Online-Projekt beleuchtet, wie sich die Beteiligung der Bevölkerung in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft von den Verfassungen bis zu heutigen Initiativen entwickelt hat. Was wurde aus den Versprechen der badischen Verfassung, wann wurde sie gefeiert? Was wurde aus dem Saal, in dem die Verfassungsfreunde in Offenburg 1847 tagten? Was sagte die erste Frau in einem deutschen Parlament? Wie setzten sich Gläubige für den vom NS-Regime inhaftierten Landesbischof Theophil Wurm ein? Wie vereinigten sich Gegner von umstrittenen Großprojekten wie der Flughafenerweiterung in Echterdingen, dem Atomkraftwerk in Wyhl und Stuttgart 21 oder Befürworter von Einrichtungen wie der Synagoge in Wenkheim? Der Kalender stellt die Tradition und die Vielfalt der Bürgerbewegungen im Südwesten dar und spürt den Geschichten und Schicksalen hinter den weit mehr als hundert Daten nach.
Weitere Infos unter: www.des-volkes-stimme.de