Projektidee ,,Komm, wir helfen Älteren!"
im Rahmen des 62. Schülenruettbewerbes des Landtags von Baden-Württemberg möchten wir lhnen zum Thema B: ,,Welches aktuelle Problem brennt dir am meisten auf den Nägeln?" eine Projektidee vorstellen. Unsere ldee beschäftigt sich mit dem Problem der zunehmenden Vereinsamung älterer Menschen. Was können jugendliche Schüler*innen dagegen tun? Wir sind zwei Schülerinnen der 10. Klasse aus dem Paul-Klee-Gymnasium in Rottenburg am Neckar. Als wir in der 9. Klasse unser Sozialpraktikum in einem Altenpflegeheim und einem Tafelladen absolviert haben, kamen wir in Kontakt mit älteren und pflegebedürftigen Menschen. Uns ist bewusst geworden, dass diese mehr Ansprache benötigen und häufig recht einsam sind. Pflegekräfte und Angehörige haben oftmals nicht genug Zeit für die Menschen. Oft gibt es keine Angehörigen oder sie leben zu weit weg. lm Pflegeheim gab es einige Bewohnerinnen und Bewohner, welche die ganze Woche keinen Besuch bekommen haben. Besonders berührt hat uns das Schicksal einer Frau, welche keine Kinder und keine Angehörigen hat und deshalb gar nie Besuch von außerhalb des Heimes 1 KN-6664 .LL-02/49/L Ref. 37 - Reg. Nell Büro der lr4inisterin - 7, Jan. 2020 2Ml 4 5 lii Lj 7 Z itl B 1 bekam. Sie freute sich besonders über die Zeit, die wir uns für sie nahmen und wenn wir ihr vorlasen. Viele Senior*innen sind von Einsamkeit betroffen, da sie nur noch wenig Kontakte zu anderen Personen haben. Nicht nur Menschen, die in Pflegeeinrichtungen leben. Eine Statistik des Statistischen lnformationssystems GeroStat von 2014 zeigt die Große des persönlichen Netzwerks verschiedener Altersgruppen. Während 15,1 Prozent der 70-85 Jährigen keine oder nur eine persönlich wichtige Person mit regelmäßigem Kontakt haben, ist dies bei den 40-54 Jährigen nur bei 7,1 Prozent der Fall. Das heißt, mit zunehmendem Alter nimmt die Anzahl der Kontakte zu nahestehenden Menschen stark ab. Der demografische Wandel ist eine Bezeichnung für die Bevölkerungsentwicklung und ihre Veränderungen mit Blick auf die Altersstruktur sowie die Entwicklung der Geburtenzahl und der Sterbefälle. ln Deutschland stellt der demografische Wandel hin zu mehr Alteren eine Herausforderung für unsere Gesellschaft dar. Die Lebenserwartung der Menschen in Deutschland steigt, die Geburtenrate sinkt oder steigt nicht ausreichend an. Dadurch erhöht sich der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung. Die Altersstruktur Deutschlands wird in einer Bevölkerungspyramide veranschaulicht. Früher hatte diese noch die Form einer Pyramide, langsam nimmt sie die Form eines Dönerspießes an. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes sind heute 21 Prozent der Menschen 65 Jahre oder älter, in 20 Jahren werden es voraussichtlich 30 Prozent sein. Es gibt immer mehr ältere Menschen, die Unterstützung brauchen. Angehörige wohnen nicht immer in der Nähe oder haben schlichtweg keine Zeit, regelmäßig zu helfen. Nicht überall gibt es Angebote durch Ehrenamtliche und nicht alles kann durch sie abgedeckt werden. Es ist wichtig, das Miteinander von Jung und Alt zu fördern und den Zusammenhalt zwischen den Generationen zu stärken. Folglich fragen wir uns, wie wir Jugendliche den Alteren etwas Gutes tun können. Unser Sozialpraktikum war ein guter Anstoß, um Neues zu erleben. Jedoch war diese Woche zu wenig Zeit, um nachhaltig etwas bewirken zu können. Meist kommen Jugendliche nicht von selbst darauf, Alteren zu helfen, denn während der Schulzeit bleibt nicht viel Zeit dafür. Wir haben uns hierzu etwas überlegt: Das Schüler*innenprojekt ,,Kommn wir helfen Ätteren!" Die ldee ist, dass Schüler*innen der 10. Klasse, die ein Gymnasium besuchen, einmal im Monat älteren Menschen helfen und Zeit mit ihnen verbringen. Das Projekt soll als fester Bestandteil in das Fach Gemeinschaftskunde eingebunden werden. Die 10. Klasse des Gymnasiums eignet sich dazu am besten, weil das Sozialpraktikum, das auf Gymnasien spätestens in der 9. Klasse durchgeführt wird, als Vorbereitung darauf dienen kann. Auf Realschulen lässt sich das leider 2 nicht realisieren, da dort in dieser Zeit die Abschlussprüfungen stattfinden und dies zu stressig ist. ln der 10. Klasse des Gymnasiums sind die Schüler*innen reif, verantwortungsbewusst genug und noch nicht in den Abiturvorbereitungen. Konkret werden Schüler*innen gemeinsam mit den älteren Menschen singen, spielen, ihnen vorlesen oder sie bei alltäglichen Aufgaben entlasten. Wir kaufen für sie ein, helfen im Garten oder bringen den Müll weg. Momentan hat man in der 10. Klasse zwei Stunden pro Woche Gemeinschaftskunde. Für unser Projekt ist es notwendig, dies so zu ändern, dass man alle zwei Wgctren viejtturglGemeinschaftskunde hat. Dabei teilt sich die Klasse in zwei Gruppen auf. Eine Klassenhälfte unterstützt das Projekt, während der Rest der Klasse Gemeinschaftskundeunterricht hat. Zwei Wochen später wird getauscht. So hilft jede/r Schüler*in vier Stunden im Monat und hat zusätzlich vier Stunden pro Monat Unterricht. Die Teilung der Klasse bringt den Vorteil mit sich, dass der Lehrer oder die Lehrerin im Unterricht besser auf die einzelnen Schüler*innen eingehen kann und diese konzentrierter arbeiten können. Für die Kontakte mit den älteren Menschen sind vier Stunden notwendig. Denn es muss genügend Zeit eingeplant werden, um zu den Menschen in der jeweiligen Stadt oder den Teilorten zu gelangen. Uns ist bewusst, dass dies viel Organisationsaufwand für die Schule bedeutet. Die Stadt unterstützt die Schulen hierbei aber, indem sie zum Beispiel einen Aufruf startet, auf welchen sich ältere Menschen oder Pflegeunterkünfte wie Altenheime melden können, wenn sie die Hilfe gerne annehmen würden. Die Koordinierung der Einsätze sowie die Begleitung der Schüler*innen übernehmen Schulsozialarbeiter*innen in Zusammenarbeit mit den Pflegestützpunkten und mit Unterstützung d urch enruachsene Ehrenamtliche. Durch den Besuch von Jugendlichen erhalten die älteren Menschen Unterstützung sowie weitere Ansprache und erfahren Freude. Durch den regelmäßigen Kontakt mit älteren Menschen bekommen die Jugendlichen vielleicht auch Lust darauf, sich weiter für ältere Menschen einzusetzen oder nach der Schulzeit einen sozialen Beruf, zum Beispiel im Bereich der Pflege, zu ergreifen. Vielleicht halten manche Jugendliche auch nach dem Projekt noch den Kontakt zu den älteren Menschen. Dieser Kontakt kann auch mithilfe von modernen Medien weitergeführt werden. Die Schüler*innen unterstützen die älteren Menschen bei dem Umgang mit Handys. Absprachen sind dann per WhatsApp oder SMS möglich. Mit diesem Projekt leisten Schüler*innen einen Beitrag zum Miteinander von Jung und Alt.
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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