Viele verdienen ihr täglich Brot in der Automobilindustrie und in den Kfz-Service-Betrieben – auf der anderen Seite kommen viele Menschen bei Verkehrsunfällen zu Schaden.

Gib acht im Verkehr, das Leben ist kein Spiel.

Polizei, Lehrer, die Stadt Singen und viele Firmen und andere Institutionen veranstalteten am 8. und 9. Mai 2018 Verkehrserziehungstage an der Hohentwiel-Gewerbeschule Singen. Mit vielen guten Ideen für andere Schulen, die ebenfalls junge Fahrer unterrichten.

Verkehrserziehung darf kein Feigenblatt sein

Der Schulleiter Stefan Fehrenbach eröffnete am 8. Mai 2018 die Verkehrserziehungstage "NO GAME. SICHER FAHREN - SICHER LEBEN" an der Hohentwiel-Gewerbeschule Singen im Hegau.

Verkehrserziehung darf nicht nur Feigenblatt sein
no game . sicher fahren - sicher leben.

Am Dienstag, 8. Mai und Mittwoch 9. Mai 2018 fanden die Verkehrssicherheitstage der Hohentwiel-Gewerbeschule in Singen statt..

Verkehrserziehungstage sind nicht verlorene Unterrichtstage sondern ein Invest in die Zukunft der Jugendlichen.

Oberstudiendirektor Stefan Fehrenbach ist stolz darauf, dass seine Schule zwei Tage in die Verkehrserziehung investiert und keinen normalen Unterricht macht. Firmen und Eltern betrachten Unterrichtsausfall immer sehr kritisch. Verkehrssicherheitstage sei kein opfern von Unterrichtstagen sondern ein Invest, der sich lohne. Fehrenbach legt Wert darauf, Verkehrserziehung in seiner Schule nicht als Feigenblatt anzusehen. Die Jugendlichen zwischen 19 und 24, für die er verantwortlich sei, stellen 9 Prozent aller Autofahrer. Allerdings erleidet diese Bevölkerungsgruppe 20 Prozent aller Verkehrsunfälle. Sie habe also ein mehr als doppelt so hohes Risiko, einen schweren Unfall zu erleiden.

OStD Fehrenbach spricht

Oberstudiendirektor Stefan Fehrenbach ist der Schulleiter der Hohentwiel-Gewerbeschule Singen

Ablauf des erstenTages

Begonnen hatten die Verkehrssicherheitstage mit einem Crashtest, bei dem ein Dummy umgefahren wurde. Die DEKRA hatte einen Versuch aufgebaut, bei dem ein zweites Fahrzeug das Unfallfahrzeug über einen Seilzug beschleunigte, sodass es gegen einen Dummy fuhr. Kurz vor dem Unfall wurde die Bremse ausgelöst. Der Crashtest stellte einen Unfall nach, bei dem ein Fahrer mit wegen mangelnder Fahrerfahrung und Alkohol erhöhter Reaktionszeit eine durch ein Handy abgelenkte Fußgängerin anfährt. In gebührendem Sicherheitsabstand darum herum, standen viele Polizeibeamte aber auch die Schüler, die gerade für diese Unterrichtseinheit vorgesehen waren.
Der Motor des Zugfahrzeugs heult auf, das Unfallfahrzeug wird angezogen, Bremsen quietschen und ein mordsmäßiger Krach ist zu hören. Nachdem das Fahrzeug zum Stehen kam, prüfen zuerst die Sachverständigen die Lage. Danach werden die Anwesenden gebeten näherzutreten und sich den Unfall genauer anzuschauen. Gräulich verdreht liegt das Mädchen am Boden. Der Aufprall, der gleichzeitig mit einem Lasermessgerät überprüft wurde, fand mit einer Geschwindigkeit von 37 km pro Stunde statt. Im Realfall wäre das Mädchen tot oder zumindest lebensgefährlich verletzt.

 Vorbereiten des Chrashtests
Das Unfallauto wird vorbereitet.
 Erklärung des Crashtests
Polizei und Dekra erläutern den Versuchsaufbau: Der Fahrer hat wenig Erfahrung und Restalkohol. Das Mädchen ist durch ihr Smartphone abgelenkt.
 Das Fahrzeug hat eine Beule
An der rechten Fahrzeugfront befindet sich nun eine Beule und ...
 Die Fußgängerin liegt am Boden
.. das Mädchen liegt gräulich verdreht am Boden.

46 Stationen mit Unfallsituationen oder einfach zu Nachdenken waren aufgebaut ...

46 Stationen waren aufgebaut. Das Polizeipräsidium Konstanz hatte mehrere Polizisten für die Veranstaltung abgestellt, denen es offensichtlich lieber ist, den Jugendlichen zu erklären, was sie besser lassen sollten, als nachher deren Überreste von der Straße zu kratzen. Hier sehen Sie eine Auswahl der Stationen.

Baum bei 130
Wenn bei einer Geschwindigkeit von 130 Kilometern pro Stunde ein Baum im Fahrweg steht, endet das nicht glimpflich.
 Rauschbrille im Fahrsimulator
Mit der Rauschbrille den Fahrsimulator ausprobieren. Da kann es schiefgehen ohne dass es weh tut.
 Geschicklichkeit mit Rauschbrille
Seine Geschicklichkeit mit der Rauschbrille testen. Man kriegt eine Vorahnung, wie stark die Sinne bei Alkoholgenuss eingeschränkt werden.
 Motorrad Fahrsimulator
Motorrad-Fahrsimulator
 Holzkreuze am Straßenrand
Sicher fahren - Erfahrung sammeln
Begrüßung durch die beteiligten Kooperationspartner

Die Teilnehmer- auch die Teilnehmer der Lehrerfortbildung der baden-württembergischen Verkehrserzieher an beruflichen Schulen - konnten des weiteren nach der Rede des Schulleiters ein Grußwort des Oberbürgermeisters der Stadt Singen Bernd Häußler hören. Häußler warnte davor, dass beispielsweise Kreisverkehre zu Driftzirkeln umfunktioniert wurden, als Polizei noch nicht so präsent war: Campingstühle drum herum gestellt und der beste Drift wurde beklatscht. Gottseidank sei nichts passiert. Der öffentliche Straßenverkehr ist kein Raum, solch riskante Manöver zu riskieren – das Leben ist kein Spiel – No Game.
Detlef Werner, Inspekteur der Polizei Baden-Württemberg, begrüßte die Anwesenden und erläuterte den Beginn der Aktion „No Game“, der 2015 in Schwäbisch Gmünd stattfand. Insbesondere warnte er vor den Gefahren, die auf Grund von Ablenkung und geringer Fahrerfahrung der Fahrer zwischen 18 und 24 auftreten. Im vergangenen Jahr fanden 52 Menschen aus dieser Altersgruppe den Tod – jeder Fünfte Unfalltote in Baden-Württemberg ist warnendes Beispiel. 1300 wurden bei Unfällen schwer verletzt. Zu schnelles Fahren verursachte 50 Prozent dieser Unfälle. Überdies seien 25 Prozent der Unfallopfer nicht einmal angeschnallt gewesen.
Der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Konstanz, Gerold Sigg, bedankte sich für die Unterstützung durch viele Institutionen und Firmen aus dem Hegau und betonte, wie wichtig der Polizei diese Veranstaltung sei..

  Oberbürgermeister Bern Häußler
Der Singener Oberbürgermeister Bernd Häußler unterstützt die Veranstaltung persönlich.
Podiumsdiskussion
Um den Kontext der Veranstaltung zu erläutern, fand eine Podiumsdiskussion statt, in der der wichtige Aspekte zusammenfassend beleuchtet wurden.
Der Pressesprecher der Stadt Singen Achim Eickhoff moderierte das Gespräch mit dem Niederlassungsleiter der Dekra Singen, Michael Hoffmann; mit Heiner Fritze, von der Staatsanwaltschaft Konstanz; Andreas Bjedov, Polizeidirektor im Innenministerium Baden-Württemberg; Karl-Heinz Reiter vom Polizeipräsidium Konstanz und Markus Heil, dem Ausbildungsleiter des DRK.
Autofahren ist auch heute noch geil befand er. Allerdings hatten die Anwesenden als erstes Fahrzeug nicht Autos mit hoher Leistung sondern beispielsweise einen Fiat Panda mit 34 PS und 120 km/h Maximalgeschwindigkeit. 14 Prozent der Unfälle sind Handy-Unfälle. Die Diskussionsrunde fand es problematisch, dass Jugendliche meist über 8 Jahre alte Fahrzeuge führen, die noch nicht mit Assistenzsystemen ausgerüstet sind.
Heiner Fritze von der Staatsanwaltschaft fand es wichtig, dass in den letzten zwei Jahren die Daumenschrauben gegen Autorennen in Innenstädten angezogen wurden. Auch begrüßte er die Vollstreckung des Urteils des Kantonsgerichtes in Lugano, bei dem ein Fahrer aus Ditzingen zu einer Haftstrafe verurteilt worden war, weil er mit 200 km/h durch den Sankt-Gotthard-Tunnel raste und dabei trotz Überholverbot riskant überholte - obwohl dort eine Tempobegrenzung von 80 Kilometern pro Stunde vorgeschrieben war. Der Ditzinger muss nun - nachdem sein Urteil von einem deutschen Gericht bestätigt wurde - seine Haftstrafe nun in Deutschland absitzen. Er schrieb den anwesenden Schülern ins Stammbuch, dass sie beim Kauf von Zubehörteilen auf die Allgemeine Betriebserlaubnis achten sollten. Die Tuning-Szene werde in enger Zusammenarbeit mit der Schweiz kontrolliert.
Eickhoff problematisiert die Entwicklung der Promillegrenze von 1953 von 1,5 Promille auf 1973 auf 0,8 Promille bis heute auf 0,5 Promille. Bei einem Unfall würden aber schon 0,3 Promille für Konsequenzen ausreichen. Bei 1,1 Promille wäre der Führerschein entzogen und zwar bis zu einem Zeitraum von 9-10 Monate. Um ihn wieder zu erhalten, werde oft eine Medizinische psychologische Untersuchung angeordnet. Alle Kosten zur Wiedererlangung des Führerschein müsste der Delinquent tragen. „Das wird teuer“.
Alkohol führe zuerst zu einer Reaktionsverlängerung und bei höheren Dosen zu einem Tunnelblick, d. h. das Gesichtsfeld wird eingeengt.
Podiumsdsikussion
Podiumsdiskussion mit :Von links nach rechts:Andreas Bjedovic (Innenministerium), Michael Hoffmann (Dekra) Heiner Fritze (Staatsanwaltschaft Konstanz), Karl-Heinz Reiter (Polizeipräsidium Konstanz), Markus Heil (DRK) und dem Moderator Achim Eickhoff (Pressesprecher Stadt Singen)
Lehrerfortbildung
Die Veranstaltung wurde von einer Lehrerfortbildung begleitet, um auch anderen Berufsschulen Ideen für solche Verkehrssicherheitstage zu bieten. Der Berufsschullehrer Fritz Möhrle aus Singen - Notfallseelsorger im Ehrenamt - leitete diesen Workshop. So profitieren auch andere Schulen von der Arbeit der Hohentwiel-Gewerbeschule.

Autoren/ Quellenangaben:
 Gottfried Weitbrecht (Reportage, Fotos, Foto- und Bildbearbeitung, Web-Layout, weiterführende Links)


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