Aktivierende Methoden moralisch-ethischen Argumentierens und Urteilens

 

Moralisch-ethisches Urteilen bildet die Kernkompetenz des Ethikunterrichts. Die prozessbezogenen Kompetenzen (wahrnehmen und sich hineinversetzen, analysieren und interpretieren, argumentieren und reflektieren sowie urteilen und (sich) entscheiden) sind in progressiver Stufung die notwendige Bedingung für das moralisch-ethische Urteilen. Diese für das ethische Denken, Fühlen und Handeln zentralen Kompetenzen über die Jahre hinweg zu schulen, zu erwerben, zu üben, zu verfeinern und zu reflektieren stellt die wohl größte Herausforderung guten Ethikunterrichts dar. Gerade weil diese sehr anspruchsvolle Kompetenz des moralisch-ethischen Urteilens so schwer zu erwerben ist, sollte sie im Idealfall in jeder Ethikstunde von jedem einzelnen Lernenden aktiv eingeübt werden. 

Hierfür eignen sich insbesondere Methoden, die alle Lernenden individuell und auf vielfältige Weise zu einer Auseinandersetzung mit einer moralisch-ethischen Problemstellung aktivieren. 

Aktives und kreatives Umgehen mit moralischen Konflikten aus Texten, Filmen oder anderen Materialien kann möglicherweise die Wahrnehmung der Schüler/innen verändern, schult dabei aber auf jeden Fall unterschiedliche Formen der Auseinandersetzung und motiviert zur Weiterarbeit. 

  • Ampelmethode: Schüler/innen nehmen mit roten, grünen, weißen Karten Stellung zu einfachen provozierenden Aussagen aus Texten/ Filmen / anderen Materialien.
  • Hitliste der Schurken: Welche Person (im Text, Film, Zeitung usw. hat sich moralisch am verwerflichsten verhalten? Begründung!
  • Die Argumente aus Texten/ Filmen / anderen Materialien herausarbeiten / nennen - auf Plakate schreiben - bewerten, bepunkten und Bewertung reflektieren.
  • Einen Brief an einen Betroffenen schreiben / ein Tagebuch schreiben, in dem das Ereignis bewertet wird.
  • Nacherzählen lassen aus verschiedenen Perspektiven (Gefühle mitberücksichtigen).
  • Kontrollierter Dialog (Übung zum genauen Zuhören in Dreiergruppen): A beginnt mit seiner Stellungnahme. Bevor B kommentiert, muss er die Aussage von A inhaltlich wiedergeben und dieser muss die Richtigkeit bestätigen. C passt auf, dass die Spielregeln eingehalten werden. Wechsel nach 10 Minuten: B - C im Dialog, A ist Kontrolleur. Anschließend eine Schlussauswertung, in der die Erfahrungen thematisiert werden.
  • Methode 66 / Bienenkorb: Eine klare, eng begrenzte Frage wird von 6 er Gruppen 6 min lang besprochen, die Ergebnisse werden dann ins Plenum gebracht (manchmal besser 4er Gruppen).
  • Schreibgespräch: Schriftliches Gespräch zu einer vorgegebenen Fragestellung, einem Thema.
  • Viereckenspiel: Räumliche Positionierung zu einer Fragestellung mit wenigen vorgegeben Antwortmöglichkeiten.
  • Schneeballmethode: Meinungsfindung in einer Gruppe oder Reduktion von vielen verschiedenen Meinungen.
  • Einen Leserbrief schreiben mit der Auflage, dass die zentrale(n) Norm(en) des Problems genannt werden müssen.
  • Pro und Contra Diskussion
  • Aquarium/Fishbowl
  • Kugellager: Form der strukturierten Partnerdiskussion
  • Positionslinie: Räumlich visualisierte Positionierung zu einer Frage.
  • Good Angel - Bad Angel: Trialogische Form der Diskussion.
  • Argumentationsstafette: Form der schriftlichen Debatte.
  • Praktischer Syllogismus: Ein Argument in die transparente Form eines Syllogismus bringen, um es leichter und genauer kritisieren zu können. 
  • Toulmin-Schema: Ein Argument in die transparente Form des Toulmin-Schemas bringen, um es leichter und genauer kritisieren zu können.