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Quellenlage

Wie kann man überhaupt etwas über den international geächteten Sklavenhandel im 19. Jahrhundert erfahren? Auf welche Quellen kann ein Historiker zurückgreifen?

Hierzu Prof. Michael Zeuske:
"Die Sklavenhändler aber, obwohl sie versuchten, ihre Spuren zu verwischen, immerhin handelte es sich um Menschenhandel gigantischen Ausmaßes, mussten, sobald sie einen amerikanischen oder europäischen Hafen erreicht hatten, im Rahmen von Systemen der Schriftlichkeit operieren, ohne die Kauf und Verkauf sowie die Feststellung von Eigentum nicht möglich war und ist. Sklavenhändler haben also so etwas wie eine „Tag“-Seite und eine „Nacht“-Seite. Auf der Tagseite finden sich recht viele historische Spuren, vor allem auch in schriftlichen Dokumenten und Informationen, in denen sich die Schmuggler als honorige Unternehmer präsentieren. Das brachte schon auf einem einzigen Sektor von Dokumenten, der Protokollierung von Käufen und Verkäufen menschlicher Körper, die als „Sklaven“ identifiziert und definiert wurden, durch Notare und die Archivierung dieser Geschäfte in halbprivaten Notariatsarchiven, eine gigantische Papierspur hervor. Man muss nur die Archive finden und in ihnen arbeiten, im Schatten der meterlangen Regalreihen ledergebundener Folianten gesammelter Notariatsprotokolle.
[...] Aber trotzdem finden sich von den Schiffen verursachte Papierspuren in unterschiedlichsten Listen, Zollerklärungen und anderen Informationen. In Archiven verschiedener Länder existieren sie bis heute. Tauflisten lokaler Kirchen oder von Kaplanen der Plantagen dienten oft (auch) dazu, die geschmuggelten Menschen unter neuen Sklavennamen in das schriftliche System „hinein zu schreiben“.

Logbuch der "Wanderer" (1858)
Die "Wanderer" waren eines der letzten Sklavenschiffe, die von den Vereinigten Staaten aus Kurs auf Afrika nahmen. Das Logbuch verzeichnet die Ankunft am Kongo; wahrscheinlich nahm die "Wanderer" später südlich an der angolanischen Küste zukünftige Sklaven an Bord.
Logbook of the "Wanderer". JPEG. Voyages: The Trans-Atlantic Slave Trade Database. accessed November 20,2013

[...] Hauptquellen für das Thema „Spuren der Schiffe“ sind Dokumente über Schiffe, Zolllisten von Häfen, Berichte über Militäraktionen gegen Sklavenhändler und Memoiren über Sklavenhandelsfahrten sowie Dokumente der Mixed Courts, von den beteiligten Regierungen Großbritanniens, Spaniens, Portugals, Brasiliens und der Niederlande geschaffene internationale Gerichtshöfe, paritätisch mit britischen sowie jeweils anderen Richtern besetzt, die unter anderem in Havanna, Sierra Leone (Freetown), Rio de Janeiro in Brasilien und Paramaribo sowie später auf der Kapverdeninsel Sal und Cape Town angesiedelt waren."

Auszug aus dem Register der versklavten Afrikaner vom Schoner "Enganador" (1844)
Nachdem die Briten den Schoner "Enganador" aufgebracht hatten, wurde dieses Register sichergestellt.
Register of Africans from the Schooner "Enganador". JPEG. Voyages: The Trans-Atlantic Slave Trade Database. accessed November 20,2013

 


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