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Ursprung und erste Welle im Frühjahr/Sommer 1918

 

Das Grippevirus H1N1, genauer gesagt der der Subtyp Influenza-A-Virus H1N1ist vermutlich im Januar oder Februar 1918 im Mittleren Westen der USA von Geflügel oder Schweinen auf den Menschen übergesprungen. Wie bei der Pest und auch bei Covid-19 liegt also eine Zoonose, eine Übertragung von Erregern von Tieren auf den Menschen bei gleichzeitigem Austausch genetischer Information zwischen den Virusarten vor. Verschiedene Influenza-Typen hatten Europa zwar davor schon heimgesucht, aber kein Erreger erwies sich als so infektiös und letztlich auch gefährlich, wie dieser der sogenannten Spanischen Grippe. Er ist im Übrigen eng verwandt mit dem Erreger der sogenannten Schweinegrippe 2009.

Die erste Massenverbreitung erfolgte wohl in den Ausbildungslagern des US-Expeditionskorps in den USA im März und April 1918, und mit diesen Soldaten kam das Virus dann auch auf den Truppentransportern nach Europa, hier insbesondere in die französischen Hafenstädte und dann in  die Schützengräben der Westfront. Die Front selbst stellte für das Virus kein Hindernis dar.  Über Kriegsgefangene erreichte es dann auch schnell die deutsche Seite der Schützengräben. Auf beiden Seiten waren die Ausfälle durch Grippeerkrankungen im Frühjahr 1918 so erheblich, dass ganze Einheiten nicht einsatzfähig waren und manche Gefechtsplanungen vorschoben werden mussten.

Amerikanische Truppen kommen in Frankreich 1918 an.

 

Ernst Jünger berichtet dazu:

„Nachdem wir eine Woche in vorderster Linie gelegen hatten, mussten wir nochmals die Hauptwiderstandlinie besetzen, da unser Ablösungsbataillon durch die spanische Grippe fast ausgelöscht war. Auch von unseren Leuten meldeten sich täglich mehrere krank. [...] Doch erfuhren wir, dass sich die Seuche auch auf der Gegenseite mehr und mehr ausbreitete; allerdings waren wir infolge der schlechten Verpflegung anfälliger. Gerade die jungen Leute starben über Nacht hinweg.“ (zitiert nach:  Eckard Michels, Die "Spanische Grippe" 1918/19. Verlauf, Folgen und Deutungen in Deutschland im Kontext des Ersten Weltkrieges, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 58 (2010), 1-33., S. 8.)

Auf Grund den Zensur auf beiden Seiten wurde dies aber der Öffentlichkeit nicht bekannt, nur im neutralen Spanien, das das Virus im Mai 1918 erreichte, berichtete die Presse breit darüber. Nur diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die Grippe bis heute die „Spanische“ heißt. Schnell erreichte sie durch Fronturlauber, Verwundeten- und Kriegsgefangenentransporte die Garnisonen des Ersatzheeres im Reich und von dort die Zivilbevölkerung. Ab Ende Juni/Anfang Juli berichten die Lokalzeitungen überall von dieser „Epidemie“, besonders in den Großstädten. Als besonders betroffen galten Fabrikhallen und Straßenbahnen, sowie Telefonstellendienste und die Post, wo es bereits zu Ausfällen kam. Recht schnell meldete sich auch das Robert Koch Institut zu Wort und gab eine allgemeine Einschätzung der Krankheit ab:

Aus der Ipf- und Jagstzeitung, Ellwangen

 

Obwohl auch bereits während dieser ersten Welle Todesopfer zu beklagen waren, wurden mögliche Zusammenhänge zwischen der Kriegssituation und der stark geschwächten Widerstandskraft der Bevölkerung weitgehend ignoriert bzw. gar geleugnet. Immerhin erwartete man doch von der Sommeroffensive im Westen den endgültigen Sieg der Mittelmächte.


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