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"Opa war kein Nazi" - Nationalsozialismus und familiäre Erinnerung

Die familiäre Erinnerung des Nationalsozialismus weicht erheblich von wissenschaftlichen Erkenntnissen ab. Diese Kluft hat ein Forschungsteam um Harald Welzer zu ergründen versucht, indem sie Interviews über mehrere Generationen hinweg geführt haben, um festzustellen, wie Familien mit der NS-Vergangenheit umgehen. Wie wird es bewertet, wenn ein Familienmitglied Teil des Systems war? Wie wird die Erinnerung an die Opfergruppen eingeordnet, womöglich das eigene Handeln im Nachhinein verklärt? Wer hat den Juden alles eine Kartoffel oder ein Stück Brot zugespielt – oder doch davon gehört, dass es jemand gemacht hat?

Großeltern und Enkel beim Posieren mit Propagandaschildern
Österreich: Einmarsch der deutschen Wehrmacht
Großeltern und Enkel beim Posieren mit Propagandaschildern

Bundesarchiv, Bild 146-1969-055-50

Bei der Untersuchung der Interviewausschnitte erkennt man Verdrängungsstrategien genauso wie Umdeutungen und gezielte Leerstellen, die den Umgang mit der Vergangenheit und in letzter Konsequenz das Zusammenleben innerhalb der Familie erleichtern. Schüler können in diesem Modul Auszüge aus Interviews bearbeiten, um zu erkennen, mit welchen Redemustern und Sprechstrategien die Vergangenheit in Worte gefasst wird. Dabei werden sowohl Entschuldigungsstrategien entlarvt als auch Oral-History-Ansätze problematisiert.

Massentrauung
Juli 1933: Massentrauung von 50 nationalsozialistischen Paaren in der Lazaruskirche in Berlin
Bundesarchiv, Bild 102-14745/Georg Pahl


Leitfrage: Wie gehen Familien mit der Erinnerung an den Nationalsozialismus um?

Aufgaben:

1. Untersuche die folgenden Interviewausschnitte (entweder arbeitsteilig in Gruppen oder nacheinander in Paaren). Unterscheide zwischen dem, was von den Zeitzeugen als Fakten dargestellt wird, und den persönlichen Wertungen, die in dieser Darstellung bereits als solche erkennbar sind.

2. Zeige, wo die Beteiligten Entschuldigungsstrategien anwenden, und charakterisiere diese Strategien. Differenziere dabei zwischen der Generation der Großeltern, der Eltern und der Kinder.

Beachte: Für die Umschrift der Interviewausschnitte wurde eine besondere Transkription angewendet, die den mündlichen Sprachduktus abbildet: Ein Schrägstrich bezeichnet eine Unterbrechung (auch eine Selbstunterbrechung), ein alleinstehender Punkt markiert eine Pause. Sätze enden oft nicht mit einem Punkt und Äußerungen sind z.T. anfangs nicht großgeschrieben – wundere dich also nicht über ungewohnte Zeichenfolgen!

Die Texte als pdf-Datei Quellen zum Download.

3. Arbeite aus der Zusammenfassung der Autoren heraus, wie das Zusammenspiel von Geschichte und Erinnerung in Familien funktioniert (hier auch als pdf-Datei zum Download).

  • Welche Erklärungen liefern die Autoren für das Verhalten in den Familien?
  • Welche Rolle spielt der Umstand, dass die Beteiligten dieses Geschichtsdiskurs innerhalb einer Familie zu finden sind?
  • Welche Bedeutung wird dem familiären Geschichtsdiskurs gegenüber dem allgemeinen zuerkannt?
  • Welche Konsequenzen hat dieses Verhalten für die kollektive Erinnerung?

Transfer
Überprüfe die bisherigen Ergebnisse an den Aussagen eines Landrats zur Deportation von Juden 1941/42, die er vor einem Gericht 1947 machte. Welche Entschuldigungsstrategien kann man feststellen?


Differenzierung: Zitate zur Erinnerung

Nimm Stellung zu den aufgeführten Zitaten und als pdf-Datei . Welchem kannst du zustimmen, welchem nicht. Begründe deine Ansicht.


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

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