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WAHRvergangenHEIT - Die schwierige Erinnerung an den Nationalsozialismus und das Recht auf Wahrheit

"In Deutschland ist die Aufklärung und, soweit überhaupt möglich, Wiedergutmachung der NS-Verbrechen ein Grundpfeiler der politischen Bildung bzw. der Demokratie. Viele von uns Deutschen, namentlich die Jüngeren, sind in dem kaum hinterfragten Bewusstsein aufgewachsen, dass die deutsche Aufarbeitung ebenso beispielhaft gewesen sei, wie die NS-Verbrechen und der Holocaust beispiellos.

Aber stimmt das? Wurde die bundesdeutsche Gesellschaft umfassend über die Wahrheit aufgeklärt? Wurde das begangene Unrecht strafrechtlich verfolgt oder zumindest symbolisch gesühnt? Und wenn ja - wie weit ging und geht diese Aufklärung? Mit Begriffen wie „Vergangenheitsbewältigung" oder „Aufarbeitung" ist das Recht auf Wahrheit eng verbunden."

Das Logo der Ausstellung ist ein Gesicht mit einem offenen und einem geschlossenen Auge. Das eine steht für die Bereitschaft, der Wahrheit ins Auge zu blicken, das andere symbolisiert die Haltung, die Augen vor der Vergangenheit zu schließen.

 

So beginnt die Ausstellung "WAHRvergangenHEIT", die aus einem Seminarkurs des Wildermuth-Gymnasium Tübingen im Schuljahr 2017/18 hervorgegangen ist und sich mit dem Erbe des Nationalsozialismus befasst. Die Inhalte dieser Ausstellung bilden die Grundlage für das Unterrichtsmodul, das sich mit der schwierigen Erinnerung an den Nationalsozialismus und dem Recht auf Wahrheit befasst: Wurde und wird der Umgang der Deutschen mit ihrer NS-Vergangenheit dem Anspruch des Menschenrechts auf Wahrheit gerecht?

Gerade in Zeiten, in denen wieder der Ruf nach einem Schlussstrich ertönt oder von Rechtspopulisten „eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" gefordert wird, steht eine Betrachtung der bereits erfolgten Aufarbeitung im Dienst des Rechts auf Wahrheit. Es ist die Aufgabe jedes Einzelnen, das dabei Mitgeteilte zu bewerten und an der Norm des „Rechts auf Wahrheit" zu messen.


Moduldesign:

1. Impuls: Das Menschenrecht auf Wahrheit

Leitfrage: Wie gingen die Deutschen mit der NS-Vergangenheit um? War das Recht auf Wahrheit der Maßstab?

 

2. Erarbeitung: Phasen der Erinnerung

Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten eine oder mehrere Stationen mithilfe der Leitfrage. Je nach Zeitaufwand können die Schülerinnen und Schüler auch über die vorgegebenen Informationen hinaus selbst weiterforschen.

Station 1: Die Nürnberger Prozesse (und als pdf zum Dowload)

Station 2: Deutschland in den 1950ern und frühen 1960ern (und als pdf zum Dowload)

Station 3: Die späten 1960er - Integration statt Entnazifizierung und der Kampf um die Wahrheit der Studentenbewegung (und als pdf zum Dowload)

Station 4: Verräter oder Helden? Vom Umgang mit Tätern und Widerständigen (und als pdf zum Dowload)

Station 5: Stolpersteine und "Mein Kampf" - Das Recht auf Wahrheit in der Gegenwart (und als pdf zum Dowload)

 

3. Präsentation: Der Umgang mit der NS-Vergangenheit

 Die Schülerinnen und Schüler stellen ihre Ergebnisse vor. 

 Integration: Ist eine Entwicklung erkennbar? Was hat welche Phase dominiert?

            Wie sollte man heute mit diesem Erbe umgehen? Welchen Stellenwert verdient es?

 

4. Urteilsbildung: Das Recht auf Wahrheit als Orientierungskriterium für historische Aufarbeitung

An welcher Stelle in der historischen Aufarbeitung wurde dem Recht auf Wahrheit entsprochen?

Positionierung: Was repräsentiert den Umgang der Bundesrepublik mit ihrer Vergangenheit -  das geschlossene oder das offene Auge?

Das Logo der Ausstellung ist ein Gesicht mit einem offenen und einem geschlossenen Auge. 

 

5. Problematisierung: Der negative Gründungskonsens der Bundesrepublik

Wird er neuerdings in Frage gestellt? Und wie reagieren wir darauf?

Impuls: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, 3.10. 2017

Und schließlich, bei allen Debatten, bei allen Unterschieden – eines ist nicht verhandelbar in dieser deutschen Demokratie: das Bekenntnis zu unserer Geschichte, einer Geschichte, die für nachwachsende Generationen zwar nicht persönliche Schuld, aber bleibende Verantwortung bedeutet. Die Lehren zweier Weltkriege, die Lehren aus dem Holocaust, die Absage an jedes völkische Denken, an Rassismus und Antisemitismus, die Verantwortung für die Sicherheit Israels – all das gehört zum Deutsch-Sein dazu.


Dieses Modul geht zurück auf die Zusammenarbeit mit Frau Julia Berrios und Herrn Jörg Waldheim vom Wildermuth-Gymnasium, Tübingen. Im Rahmen eines Seminarkurses entstand die dem Modul zu Grunde liegende Ausstellung.

 


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

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