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Heinrich der Löwe verweigert Kaiser Barbarossa die Gefolgschaft

Angeblicher Fußfall Barbarossas vor Heinrich dem Löwen in Chiavenna 1176,
Sächsische Weltchronik (spätes 13. Jahrhundert).

Aus der Chronik Arnolds von Lübeck, Zweites Buch, Kapitel 1

So hatte der Kaiser in diesen Kämpfen [in Italien] nicht das erwünschte Kriegsglück, sondern verließ, schwer bedrängt und besorgt, jenes Land, und kam über die Alpen nach Deutschland. Hier berief er [1176] die Fürsten, schilderte ihnen die Verwirrung des Reiches und forderte sie auf, mit ihm zur Überwältigung der Empörer nach Italien zu ziehen.

Auch den Herzog Heinrich [den Löwen] suchte er durch die dringendsten Bitten zur Übernahme dieser Mühe zu bewegen. [Nach Otto von St. Blasien in Chiavenna. Aber die ganze Zusammenkunft ist zweifelhaft.] [...] So erklärte er, ohne dessen persönliches Mitwirken gegen dieselben durchaus nichts ausrichten zu können.

Der Herzog dagegen gab vor, er sei durch die vielen Strapazen und Feldzüge, die er sowohl in Italien als auch sonst in Unzahl bestanden habe, nun, da er schon ein Greis sei, an Kräften erschöpft, und versicherte, er werde der kaiserlichen Majestät, was Gold und Silber und die sonstigen Erfordernisse zur Bildung eines Heeres anlange, bereitwilligst dienen, in eigener Person aber erklärte er mit Bestimmtheit nicht kommen zu können, ohne jedoch des Kaisers Gnade verscherzen zu wollen.

Darauf antwortete der Kaiser: "Der Herr des Himmels hat Dich erhöhet unter den Fürsten, und Dich vor allen mit Reichtum und Ehren begnadigt; die ganze Stärke des Reiches beruht auf Dir; so ist es billig, dass Du, um die Arme aller zu diesem Werke zu kräftigen, Dich an die Spitze stellest, damit das Reich, welches jetzt zu wanken beginnt, durch Dich, der bisher anerkanntermaßen dessen vorzüglichste Stütze war, sich kräftig wieder erhebe. Wir bitten Dich, daran zu denken, dass wir dir nie einen Wunsch abgeschlagen haben, und stets bereit gewesen sind, Dich in allen Deinen Ehren und Würden zu fördern; dass wir deinen Feinden stets feind waren und keinen Dir gegenüber mächtig werden ließen. Ohne also Deines Wortes und Deiner Eide zu gedenken, welche Du dem Reiche geschworen hast, wollen wir Dich jetzt nur an unsere Verwandtschaft, wodurch du Uns vor allen nahe stehst, erinnern, damit Du in der gegenwärtigen Not uns, der wir zugleich Dein Neffe, Dein Herr und Dein Freund sind, zu Hilfe kommen [mögest], und dafür in Zukunft in allem, was Du wünschest, unseres Wohlwollens Dich versichert halten mögest."

Da jedoch der Herzog sich noch immer weigerte, und sich zwar zu jeglicher Dienstleistung bereitwilligst erbot, in eigener Person aber nicht kommen zu können erklärte, so erhob sich der Kaiser von seinem Throne und fiel, von Angst überwältigt, ihm zu Füßen.

Der Herzog nun geriet über einen so unerhörten Vorfall, dass der, unter dessen Füßen der Erdkreis sich beugt, erniedrigt am Boden lag, in große Bestürzung und hob ihn so schnell wie möglich empor, willigte aber doch nicht in sein Begehr.

(Rechtschreibung und Sprache vorsichtig aktualisiert; zur originalen Übersetzung)
archive.org)


Informationen zum Verfasser des Textes

Arnold von Lübeck (* unbekannt; † 27. Juni 1211 oder 1214) wuchs nach eigener Aussage am Welfenhof auf. Er erhielt eine Schulausbildung als Mönch in St. Aegidien in Braunschweig, dem Hauskloster der Welfen. Ab 1177 war er Abt des Johannisklosters in Lübeck. Lübeck ist eine Gründung Heinrichs des Löwen. Sein Hauptwerk ist die Fortsetzung der "Chronica Slavorum" (Slawenchronik) des Helmold von Bosau ( Nach Wikipedia: Arnold von Lübeck).


Aufgaben zum Bericht Arnolds von Lübeck

Vorwissen

    1. Recherchiere kurz, worum es bei der Italienpolitik Friedrich Barbarossas von Seiten des Reiches, der Städte und Papst Alexanders ging. Wie endete die Auseinandersetzung?
    2. Zeige, worum es 1176 für den Kaiser ging, also in dem Jahr, in dem Heinrich der Löwe die Heeresfolge verweigerte.

Quelleninterpretation

    1. Arbeite die Argumente der beiden Kontrahenten in Partnerarbeit heraus.
    2. Gestaltet eine Szene zwischen Kaiser Friedrich Barbarossa und Herzog Heinrich dem Löwen mit eigenen Worten, aber mit allen Argumenten nach. Die beiden erläutern jeweils ihre Argumente.
    3. Überprüfe die Haltung des Verfassers dieses Berichtes, Arnold von Lübeck. Wo liegen wohl seine Sympathien: beim Kaiser oder bei Heinrich dem Löwen? Sind seine Sympathien im Bericht zu erkennen? Woran?

Folgen

  1. Nach einigen Jahren kommt es zum Lehensprozess gegen Heinrich den Löwen, der mit dem Entzug seiner Lehen endet (Heinrich war der Lehensmann Friedrich Barbarossas). Erkläre, welche Vorwürfe man gegen Heinrich erheben konnte.

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