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Angriff aus dem Westen: eine muslimische Darstellung der Kreuzzüge

Traditionell kennen die Schülerinnen und Schüler die Darstellung zu den Kreuzzügen aus christlich-abendländischer Perspektive. Oft werden auch Kulturimporte aus dem Orient thematisiert. Meist jedoch wird nicht berücksichtigt, wie der "Angriff aus dem Westen" auf die arabische Hochkultur im Orient gewirkt hat, ebenso wenig, wie die Kreuzzüge in einer muslimischen Geschichtsschreibung der Moderne dargestellt werden. Mit diesem Beitrag soll die Multiperspektivität der zeitgenössischen Historiographie betont werden. Selbst mit dem Abstand von mehr als 900 Jahren macht es einen Unterschied, ob man die Geschichte der Kreuzzüge als Moslem oder als Christ erzählt.

Dazu sollen die Schülerinnen und Schüler sich zunächst mit einer ganz konventionellen Sichtweise auf die Kreuzzüge befassen – am besten anhand des Materials aus ihrem Geschichtsbuch (Kl. 7 oder 10). Auf diese konventionelle Perspektive werden sie über ein historisches Schlachtengemälde aus dem 14. Jahrhundert hingeführt, das Kreuzritter und Muslime bei einem Gefecht zeigt. Nachdem ein Fragentableau entworfen wurde (das sicherlich sehr stark aus der Perspektive des Abendlandes formuliert ist), kann der Verfassertext im Geschichtsbuch studiert werden. Als Orientierungskriterien bei der Erarbeitung können Begriffe wie Ursachen, die Rechtfertigung des Handelns, die Ziele, der Grad der Aggressivität oder die Darstellung der Opfer dienen.

Das eigentliche Modul setzt danach mit dem Text von Tamim Ansary ein, der mit der Darstellung des Geschichtsbuches verglichen werden soll (am besten anhand der gleichen Kriterien). Auf dieser Basis kann abschließend eine doppelte Perspektive auf die Kreuzzüge entstehen: einerseits der okzidentale Blick auf das bedrohte Jerusalem, andererseits die Perspektive des unerwarteten Angriffs aus dem Westen, der eine Hochkultur bedroht.

Kreuzritter in einem Gefecht vor den Mauern Antiochias im Zuge 
der Belagerung der Stadt in den Jahren 1097 und 1098
Kreuzritter in einem Gefecht vor den Mauern Antiochias im Zuge der Belagerung der Stadt in den Jahren 1097 und 1098
Foto: Wikimedia Commons Quelle


Unterrichtsdesign:

1. Einstieg: Der Erste Kreuzzug im Bild
Kreuzritter in einem Gefecht vor den Mauern Antiochias im Zuge der Belagerung der Stadt in den Jahren 1097 und 1098

2. Erarbeitung 1: Die Kreuzzüge in einem Geschichtsbuch
Mögliche Kriterien der Analyse: Ursachen, Rechtfertigung, Ziele, Grad der Aggressivität, Darstellung der Opfer
Auswertung

3. Erarbeitung 2: Vergleich mit einer modernen Darstellung aus muslimischer Sicht
Angriff aus dem Westen und als pdf-Datei zum Download.
Auswertung: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

4. Vertiefung/Reflexion: Kulturelle Differenzen (bis heute?)

  • Wie lassen sich die Unterschiede erklären?
  • Wie kommen die Texte zu Bewertungen?
  • Welche Rolle spielt die verwendete Sprache?
  • Wie eindeutig ist der Standpunkt des Autors zu bestimmen?

5. Schlussimpuls:
Tamim Ansary hat sein Buch ursprünglich für den Unterricht der Mittelstufe in "World History" für einen amerikanischen Schulbuchverlag konzipiert. Wie fändest du seinen Stil in einem Geschichtsbuch?


Quelle: Tamim Ansary, Die unbekannte Mitte der Welt. Globalgeschichte aus islamischer Sicht, Frankfurt/Main: Campus 2011, S. 144-47.


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