Individuelles Fördern und individualisiertes / personalisiertes Lernen

Was ist individualisiertes Lernen?

Ziel individualisierten Lernens ist jede Schülerin und jeden Schüler intensiv mit ihren bzw. seinen Stärken und Entwicklungsbedarfen in den Blick zu nehmen (Pädagogische Diagnostik als lernbegleitendes Prinzip) und im Lernprozess zu unterstützen.
Eine Lernumgebung, die von einem individualisierten Lernbegriff geprägt ist, zielt auf die Kompetenzen, die Schülerinnen und Schüler als aktiv Lernende in der Auseinandersetzung mit den pädagogischen Instrumenten einer Lernlandschaft erwerben. Schülerinnen und Schüler, die in diesem Rahmen als lernende Subjekte agieren, müssen in weitaus stärkerem Maße Verantwortung für ihre persönlichen Lernprozesse übernehmen.
Gefördert wird das selbstverantwortliche Lernen durch die gemeinsame Festlegung individuelle Lernziele und die Unterstützung der Selbststeuerung zum Beispiel durch Vereinbarungen zur Planung, Dokumentation und Reflexion individueller Lernwege. Fördern Lehrkräfte auf diese Art, tragen sie dazu bei, Lernerfolge sichtbar werden zu lassen. Individuelle Förderung schließt immer auch die Entwicklung der sozialen und personalen Kompetenz mit ein. Individualisiertes Lernen, in neueren Publikationen auch häufig personalisiertes Lernen genannt, bedeutet keinesfalls, dass Lernende nur in Einzelarbeit lernen. Es heißt vielmehr, Lernenden in anregenden Lernumgebungen Raum für ihre individuelle Kompetenzentwicklung zu geben, gerade auch im gegenseitigen Austausch und im Rahmen kooperativer Lehr- und Lernformen, ganz nach dem Motto: „Individualisiert lernt man am besten gemeinsam“.

Warum individualisiertes Lernen?

Nationale wie internationale Vergleichsstudien dokumentieren seit Jahren den Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungserfolg und verdeutlichen die zunehmende Heterogenität von Kindern und Jugendlichen im schulischen Bereich.
Die Wahrnehmung der individuellen Unterschiede von Schülerinnen und Schülern und ein konstruktiv-verantwortlicher Umgang mit Heterogenität ist die größte pädagogische Herausforderung und Chance zugleich.
Bereits im März 2005 beschloss die KMK als zentrales Arbeitsvorhaben den positiven Umgang mit Heterogenität, die Verbesserung der Diagnosefähigkeit von Lehrkräften und die Unterstützung des Einzelnen. Zwischen dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung und dem Landesinstitut für Schulentwicklung gab es zum Bildungsplan 2004 eine abgestimmte Konzeption, deren Kern die Förderung des individuellen Kompetenzerwerbs von Schülerinnen und Schülern war:
Das Projekt "Lernen im Fokus der Kompetenzorientierung - Individuelles Fördern in der Schule durch Beobachten – Beschreiben – Bewerten – Begleiten“ Landesmaßnahme (BBBB) pdf.gif;.
Im Rahmen der neuen Bildungsplänen 2016 wird die Kompetenzorientierung weiterentwickelt. Das Projekt wurde in das Folgeprojekt „Lernen gestalten und begleiten“ überführt. Neben den fachdidaktischen Auswirkungen von Veränderungen bei den Fachkompetenzen sind nun auch grundlegende Aspekte der Unterrichtsentwicklung in den Blick zu nehmen. Dazu zählen Differenzierung und Individualisierung, Diagnostik und Förderkonzepte sowie Antworten auf die Fragen, wie die aus der Wissenschaft bekannten Faktoren für den Lernerfolg in die unterrichtliche Praxis einfließen können.

Kompetenzraster in Lernlandschaften

Individualisiertes Lernen kann nur gelingen, wenn Schülerinnen und Schüler Verständnis für ihre eigenen Lernprozesse entwickeln, wenn sie Auskunft geben können über ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten, wenn sie wissen, was sie bereits können, aber auch was sie noch lernen könnten. Ein zentrales Instrument, erfolgreiche Lernprozesse zu bewerten und die Selbststeuerungsfähigkeit von Schülerinnen und Schülern zu unterstützen, stellt die Arbeit mit Kompetenzrastern in Lernlandschaften dar. Kompetenzraster, Lernwegelisten und Lernmaterialien sind Instrumente, die im Rahmen selbstgesteuerten individualisierten Lernens helfen, Lernen zu planen und Kompetenzentwicklungen sichtbar zu machen.
Im Rahmen einer kontinuierlichen Weiterentwicklung stehen nun für die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch, Französisch und Biologie (in Vorbereitung) schulartübergreifende Kompetenzraster, Lernwegelisten und exemplarische Lernmaterialien für die Klassenstufen 5/6 als pädagogische Umsetzungshilfen zum Bildungsplan 2016 zum Download bereit.