Leitgedanken zum Kompetenzerwerb
Autor: Dr. Volker Kronemayer (Arbeitskreis RP Karlsruhe)
 
 Der deutsche Südwesten, darunter auch viele Territorien auf dem Gebiet des 
 heutigen Bundeslandes Baden-Württemberg, wurde zwischen dem Ende des 
 Dreißigjährigen Krieges und dem Ausbruch der Französischen Revolution zum 
 "Paradefeld des höfischen Absolutismus" (Dieter Steinmann, Handbuch der 
 baden-württembergischen Geschichte, 1,2, S. 375). In den zahlreichen 
 kleinräumigen Territorien sowie in den wenigen Flächenstaaten fand dieser 
 Absolutismus sehr unterschiedliche Ausprägung. Seine deutlichste Gestalt 
 erhielt er in der Kurpfalz, die in diesem Zusammenhang Maßstäbe setzte und 
 vielen Herrschern im Südwesten als Vorbild diente.
 
 Als Ergebnis der kleinräumigen territorialen Zersplitterung finden sich 
 Beispiele für den höfischen Absolutismus häufig in erreichbarer Nähe zum 
 Schulort. So zum Beispiel Einrichtungen, die unter der Verwaltung der 
 Staatlichen Schlösser und Gärten in Baden-Württemberg stehen. Diese führen 
 durch attraktive Angebote Schüler und Schülerinnen auf anschauliche und 
 ansprechende Weise in das Thema ein. Insbesondere sei auf die Führungen in 
 historischen Kostümen hingewiesen.
 
 Die kulturelle Leistung der absolutistischen Herrscher tritt bei der Begehung 
 der Schlossgärten und der Besichtigung der Schlösser gut hervor. Hier ist 
 insbesondere auf die zunehmende Bedeutung der Naturwissenschaften und 
 Mathematik hinzuweisen, die beispielsweise bei der Anlage von Wasserspielen zum 
 Tragen kam. Die Vorliebe für die Antike als allgemein gültige Grundlage für das 
 Verständnis der Herrscher von Tradition und Tugenden tritt daneben ebenso vor 
 Augen wie Moden der Zeit, so etwa die türkische Moschee im Schwetzinger 
 Schlosspark. Die Schüler können an diesen Beispielen lernen, andere 
 Einstellungen zu respektieren und abweichende Meinungen zu achten. 
 
 Die prägenden Einflüsse für den höfischen Absolutismus kommen aus dem 
 Frankreich Ludwigs XIV. Dass sich Herrscher wie Kurfürst Karl Philipp in 
 direkter Konkurrenz zu dem Nachbar sehen, kommt nach 1620 im Bau des Mannheimer 
 Schlosses zum Ausdruck: Die zweitgrößte Schlossanlage im nördlichen Europa hat 
 ein Fenster mehr als das Schloss in Versailles. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg 
 zwischen 1688 und 1697 wird dieser Wettbewerb im Herrschaftsanspruch zur 
 kriegerischen Aggression. Der Spanische Erbfolgekrieg von 1703 bis 1711 macht 
 Nordbaden abermals zum Aufmarschgebiet und Kriegsschauplatz. Die europäische 
 Dimension des Themas schwankt zwischen Adaption und Konfrontation. Für die 
 Schüler eine Möglichkeit, Methoden friedlicher Konfliktlösung zu erarbeiten und 
 zu erfahren, wie gewaltsame Konflikte und Kriege entstehen.
 
 Im Rahmen schülerorientierter Arbeiten können - gegebenenfalls an Hand von 
 Gartenplänen - die Schüler und Schülerinnen die Gestaltung des Naturraumes 
 selbst erfassen sowie andere Schülergruppen im Garten führen. Auf diese Weise 
 stärken sie ihre personale und soziale Kompetenz. In musischen Fächern können 
 höfische Tänze eingeübt werden, in textilverarbeitenden Fächern die Kleider 
 dazu hergestellt werden. Dieser handlungsorientierte Unterricht fördert 
 selbständige Arbeit und die Fähigkeit, Lernprozesse selbst zu organisieren, in 
 besonderem Maße. Auf die Verbindung zu naturwissenschaftlichen Fächern und 
 Mathematik ist hinzuweisen. 
 
 
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -


