Hintergrundinformationen

Die Burg Hohenrechberg als Burg der Staufer

1. Bedeutung

Die Burg Hohenrechberg ist ein Beispiel für eine gut erhaltene Burg mit staufischen Ursprüngen im östlichen Baden-Württemberg. Sie befindet sich 15 km nordöstlich von Göppingen und 7 km südlich von Schwäbisch Gmünd. Die Burg war zur Stauferzeit ein wichtiger Teil des Befestigungsringes, der sich um die Burg Hohenstaufen zog. Im Gegensatz zur Stammburg der Staufer mit Namen Hohenstaufen, die während der Bauernkriege 1525 vollständig zerstört wurde, zeigt sich der Hohenrechberg noch gut erhalten, was auch das Ergebnis umfangreicher Instandhaltungsmaßnahmen in den letzten Jahren ist. Der Besucher erhält einen guten Einblick in die Lebensumstände auf einer Burg, angefangen von der exponierten Lage bis hin zu archtektonischen Besonderheiten, die jedoch typisch für den Burgenbau in der damaligen Zeit sind.


2. Geschichte

Der Aufstieg der Familie Rechberg ist eng mit den Staufern verbunden. Ulrich I. und sein Sohn Hildebrand dienten den Herzögen mit Unterbrechungen von 1197 bis 1225 als Marschalle. Sie waren also für die Ställe und Pferde verantwortlich, eines von den fünf Hofämtern.

Die Burg Hohenrechberg selbst wurde vermutlich zwischen 1200 und 1250 als staufische Dienstmannenburg (Ministerialenburg) erbaut. Über die Jahre stieg die Familie Rechberg von den Beamtenämtern in den Ritterstand auf. Den Untergang der Staufer überstanden die Rechberger, und Wilhelm I. von Hohenrechberg erwarb 1355 aus deren Besitz 16 Tagwerk Wiesen am Berg zu Rechberg. Dies ist auch die erste urkundlichen Erwähnung der Burg. Damit sind die Rechberger im Besitz eines so genannten Allods, also eines lehnfreien Landes.

Während des Bauernkrieges bleibt Hohenrechberg von den plündernden Bauern verschont - im Gegensatz zu den Klöstern Lorch und Adelberg sowie der nahe gelegenen Burg Hohenstaufen. 1554 und 1599 nehmen die Württemberger die Burg zwar ein, geben bzw. verkaufen die Burg aber an das Geschlecht derer von Rechberg zurück. Zu dieser Zeit befindet sich die Burg in einem guten Zustand und wird bewohnt. 1607 wird das Geschlecht der Rechberger in den Grafenstand erhoben.

Staatsrechtlich bleibt das Gebiet der Rechberger bis 1806 ritterlich bzw. freiherrlich, allerdings ohne den angestrebten Sitz auf der Grafenbank im Regensburger Reichstag. In der Folge der Konfessionsauseinandersetzungen bleiben die Grafen von Rechberg mit einer kurzen Unterbrechung dem katholischen Glauben treu. Im 30jährigen Krieg kommt die Burg zunächst glimpflich davon, bis im Jahr 1648 Hohenrechberg durch in Schorndorf stationierte französische Soldaten eingenommen und verwüstet wird. Die Burg wird aber wieder instand gesetzt und auch bewohnt; so kommt es dazu, dass am 1. August 1796 General Moreau von der französischen Rheinarmee mit acht Generälen, dem Kriegskommissar und 40 weiteren Offizieren auf Hohenrechberg speist.

Der Schicksalsschlag ereilt die Burg erst am 6. Januar 1865, an dem ein Blitz in den Westbau der Burg einschlägt. Ein starker Wind trägt das Feuer in alle Gebäude der Hauptburg. Die Burg brennt vollständig aus. Bis 1986 war die Burg Privatbesitz der Grafen von Rechberg, die heute in Donzdorf wohnen. Der heutige Besitzer der Burg ist Hans Bader, ein Industrieller aus Göppingen, der auch eine Stiftung zum Erhalt der Burg ins Leben gerufen hat, die Rechberg-Stiftung Hans Bader.


3. Anlage

Die Burg Hohenrechberg ist eine so genannte Spornburg, da sie auf dem Bergsporn des Rechbergs errichtet wurde. Sie befindet sich also auf einem nach drei Seiten abfallenden Bergrücken, der sich in ostwestlicher Richtung zwischen den Orten Rechberg und Strassdorf erstreckt. Die Burganlage besteht größtenteils aus gelbem Sandstein und hebt sich somit stark vom umliegenden, dichten Wald ab.

Die Burganlage erstreckt sich auf einem Sporn des Rechbergs

Die Burganlage erstreckt sich auf einem Sporn des Rechbergs.
© Klaus Kraner

Die Burg selbst besteht aus mehreren Gebäudeteilen. Über eine steinerne Bogenbrücke betritt man die Vorburg aus dem 15. Jahrhundert. Hier waren in früheren Zeiten Wirtschaftsgebäude untergebracht. Von dort aus schließt sich unmittelbar der Burggraben an, den man über eine Holzbrücke überquert. Der Burggraben zieht sich um die gesamte Burg.

Das Burgtor von Osten aus gesehen

Das Burgtor von Osten aus gesehen
© Wilfried Strauß


Man gelangt in den Torbau, von dem aus eine Treppe rechts in das Verlies hinunterführt. Hier sind noch einige Zellen soweit erhalten, dass man sich die Haftbedingungen gut vorstellen kann. Heute befindet sich im untersten Stockwerk der Verliese ein Ausgang in den Burggraben und somit in die äußeren Wehranlagen.

Unmittelbar an das Torhaus auf der Ebene des Eingangs schließt sich der Zwinger an. Er ist der inneren Burgmauer vorgelagert und sollte durch seine starke Befestigung Angreifer abwehren. Typisch ist auch die Enge des Raumes, denn sollten die Angreifer das Burgtor überwinden können, wären sie trotzdem in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Im oberen Stockwerk des Zwingers, das aus Fachwerk besteht, befindet sich ein Wehrgang. Über ihn und den anschließenden Wehrturm konnten die Verteidiger der Burg einen Angriff über die Burgmauer abwehren. Der Wehrturm ist als Halbschalenturm realisiert worden, ein so genannter Maschikuliturm. Die Rückseite des Turmes ist also offen. Von hier aus gelangt man auf einen freien Platz, der der Kernburg vorgelagert ist. Sie ist durch eine gewaltige und gut erhaltene Mauer aus Buckelquadern gesichert. Sie stammt im Wesentlichen noch aus staufischer Zeit - also vom Anfang des 13. Jahrhunderts. Diese Teile der Burg sind sehr gut restauriert worden.

Die gewaltige Burgmauer von Süden gesehen

Die gewaltige Burgmauer von Süden gesehen
© Wilfried Strauß


Von dem Vorplatz aus hat man einen guten Blick auf die Vorgänge im Filstal. Rechter Hand befindet sich ein weiteres Tor, das die Kernburg abschloss. In früherer Zeit war es mit einem eisenverstärkten Holztor gesichert. Man gelangt in den dreieckigen Lichthof, von dem aus rechts ein Weg ins unterirdische Arsenal führt. Vom Lichthof aus kommt man durch ein weiteres Tor auf den eigentlichen Burghof. Linker Hand befindet sich die Ruine des westlichen Herrenhauses, das auch als Palas bezeichnet wird. Im Erdgeschoss befand sich das Futtermagazin, ein Ahnensaal im ersten Stock und zweiten Stock die Kapelle. Gustav Schwab beschreibt diesen Teil der Burg 1823:

„Seit dem Aussterben der Hohenrechbergschen Hauptlinie (1585) dient es [die Burg] nur zu Wohnzwecken der herrschaftlichen Beamten; seit geraumer Zeit wohnt nur ein Jäger da. Im zweiten Geschoss ist die Burgkapelle. Dahin und in den dritten Stock, wo noch Herrschaftszimmer und ein großer alter Saal sind, kam man ehemals auf einer steinernen Wendeltreppe in einen hohen Thurm. ... Der Berg selbst ist reich an Petrefakten.“

Von den Gebäuden zur Rechten steht nur noch die Außenmauer. Es lassen sich aber die verschiedenen Ebenen der ursprünglichen Räume an den Bohlenlöchern im Mauerwerk erkennen. Hier soll sich auch eine Kemenate befunden haben, worauf der Kamin hindeutet.

Die Reste eines Kamins lassen auf eine beheizte Kemenate rückschließen

Die Reste eines Kamins lassen auf eine beheizte Kemenate rückschließen
© Wilfried Strauß

Richtung Osten erhebt sich das Herrenhaus, in dessen Innern heute Modelle und Bilder der Burg ausgestellt werden. In diesem Gebäude befanden sich vermutlich der Wohnbereich der Burg und der Rittersaal. Von der heutigen Dachkonstruktion des Herrenhauses kann man ermessen, welch großartiger Blick sich den einstigen Burgherren geboten haben muss. Von den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden zur Linken des Burghofes existieren nur noch die Grundmauern.

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -