Landesgeschichtliche Einordnung

"Anständig gehandelt" - Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Südwesten

"Ich hab den Krieg verhindern wollen"

Johann Georg Elser - der Attentäter

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Georg Elser: Denkmal in Königsbronn © Wilhelm Lienert

Der Schreiner Johann Georg Elser aus Königsbronn stammte aus einfachen Verhältnissen. Während der Weimarer Republik war Elser ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten.
Bereits 1938 entschloss er sich, durch ein Bombenattentat Hitler und nationalsozialistische Führungselite zu töten und so den drohenden Krieg zu verhindern.

Da sich die NS-Führungselite zur Erinnerung an den am 8. November 1923 stattgefunden Hitlerputsch traditionell im Münchner Bürgerbräukeller traf, plante Elser sein Bombenattentat für den 8.11.1939. Unerwartet verließ Hitler wenige Minuten vor dem Attentatsversuch den Versammlungssaal. Durch die Explosion starben acht Menschen, 63 wurden verletzt. Georg Elser wurde beim Versuch in die Schweiz zu entkommen in Konstanz verhaftet und der Gestapo übergeben.

Vier Wochen vor Kriegsende wurde er am 9. April 1945 im KZ Dachau erschossen. Erst ab den achtziger Jahren wurde Georg Elser als Widerstandskämpfer gewürdigt.

" Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen …“ (Weiße Rose, Flugblatt IV, 1942)

Die Geschwister Scholl und die Flugblattaktionen der weißen Rose

Hans und Sophie Scholl

B 17  Hans und Sophie Scholl

Hans Scholl wurde am 22. September 1918 in Ingersheim geboren, seine Schwester Sophie Scholl am 9. Mai 1921 in Forchtenberg. Bis 1930 lebten sie zusammen mit ihren Geschwistern Inge (1917–1998), Hans (1918–1943), Elisabeth (*1920) und Werner (1922–1944) bis 1930 in Forchtenberg, von 1930 bis 1932 in Ludwigsburg und ab 1932 in Ulm.

Hans und Sophie Scholl waren zunächst begeisterte Anhänger der nationalsozialistischen Jugendbewegung, wendeten sich jedoch Mitte der 30er Jahren vom Nationalsozialismus ab.

Im März 1940 machte Sophie Scholl nach dem Abitur eine Ausbildung zur Kindergärtnerin und nach dem Arbeits- und Kriegshilfsdienst begann sie im Mai 1942 das Studium der Biologie und Philosophie in München. Ihr Bruder studierte nach dem Arbeits- und Wehrdienst seit 1939 in München Medizin. Im Mai 1940 wurde er als Sanitäter an der französischen Front eingesetzt.

Angesichts des Krieges und unter dem Einfluss katholischer Gegner der NS-Ideologie und des Hochschulprofessors Kurt Huber - einem Zögling des Stuttgarter Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums - gründeten Hans Scholl und Alexander Schmorell die Widerstandsgruppe “Die Weiße Rose“ an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.
Christoph Probst, Sophie Scholl, Willi Graf und Professor Kurt Huber schlossen sich ihnen nach und nach an und beteiligten sich in unterschiedlicher Weise an den regimekritischen Aktionen:

Juni/Juli 1942
Verbreitung der ersten vier Flugblätter der Weißen Rose
durch Hans Scholl und Alexander Schmorell.

Ende Juli bis Ende Oktober 1942
Einberufung von Hans Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf an die Ostfront.
Fortsetzung der Widerstandsaktionen nach ihrer Rückkehr.

13. Januar 1943
Vervielfältigung und Verbreitung des fünften Flugblatts durch Hans Scholl, seiner Schwester Sophie, Alexander Schmorell und Willi Graf.

3./4.Februar 1943
Beschriftung von Hausfassaden mit Parolen wie "Freiheit" und "Nieder mit Hitler" mit Unterstützung von Willi Graf durch Hans Scholl und Alexander Schmorell nach Bekanntwerden der Niederlage von Stalingrad.

18. Februar 1943
Verbreitung des von Professor Kurt Huber verfassten sechsten Flugblatts in der Münchener Universität durch Sophie und Hans Scholl. Festnahme noch in der Universität.

22. Februar 1943
Verurteilung zum Tode und Hinrichtung von Sophie Scholl (21 Jahre), Hans Scholl (24 Jahre) und Christoph Probst (23 Jahre).

19. April 1943
Prozess gegen Alexander Schmorell, Willi Graf, Professor Kurt Huber und zahlreiche Unterstützer der Weiße-Rose-Gruppe

13. Juli 1943
Hinrichtung von Alexander Schmorell (25 Jahre), Willi Graf (25 Jahre) und Professor Kurt Huber (49 Jahre) durch das Fallbeil.

Luise Meier, Elise und Josef Höfler - Fluchthilfe in die Schweiz

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Josef Höfler, Luise Meier, Gertrud Höfler, Elise Höfler um 1952
© Wichern-Verlag

Elise Höfler stammte aus dem schweizerischen Ramsen. Sie lebte mit ihrem Mann, dem Schlosser Josef Höfler, in Gottmadingen nahe der Schweizer Grenze. Durch Nathan Wolf, einem aus Deutschland in die Schweiz geflüchteten jüdischen Arzt entstand der Kontakt zu der in Berlin lebenden Luise Meier, die ab 1942 Juden die Flucht in die Schweiz verhalf.

Luise Meier begleitete die Untergetauchten mit dem Zug von Berlin nach Singen. Am Singener Bahnhof wartete Josef Höfler, der die Flüchtlinge - getarnt als Sonntagsausflügler oder als Friedhofbesucher - an die Grenze führte und ihnen sichere Wege zeigte.

Am 24. Mai 1944 wurden die Fluchthelfer Luise Meier und Josef Höfler verhaftet, als kurz zuvor eine Jüdin auf der Flucht festgenommen und den Namen ihrer Fluchthelfer preisgab.
Elise Höfler konnte in die Schweiz entkommen.
Zu einem Prozess gegen Luise Meier und Josef Höfler und den weiteren Fluchthelfern Hermann Ritzi, Hugo Wetzstein und Willy Vorwalder kam es nicht mehr, da die Akten beim Bombardement auf den Berliner Volksgerichtshof im Februar 1945 verbrannten. Josef Höfler wurde Mitte Mai 1945 aus dem Landgerichtsgefängnis Konstanz befreit.

Für die Rettung von 28 jüdischen Mitbürgern wurden Luise Meier, Elise und Josef Höfler 2001 von der Holocaust-Gedenkstätte als “Gerechte unter den Völkern“ geehrt.

 

“Die Rotzbuben wollen noch verteidigen !“
Verweigerung des “Endkampfs“ – das Beispiel Brettheim

Inschrift

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Inschrift am Friedhofseingang in Brettheim
Zum Gedenken an die 1945 erhängten Männer von Brettheim
© wikimedia commons - Foto Andreas Kaiser

Nachdem am 7. April 1945 die Dorfbewohner von Brettheim bei Rot am See die Panzer der US-Armee hörten, wollten sie sich ergeben, um eine Zerstörung des Dorfes zu verhindern. Die SS glaubte noch an den Endsieg und forderte die Bevölkerung zu Panzersperren und Kampfeinsätzen auf.

Vier Hitlerjungen wurden mit Panzerfäusten, Handgranaten und einem Gewehr bewaffnet nach Brettheim geschickt. Um den zwecklosen Widerstand zu verhindern, entwaffneten die Bauern Friedrich Hanselmann und Friedrich Uhl die Hitlerjungen und schickten die etwa 15-Jährigen weg, die den Vorfall der SS berichteten.

Am Abend wurde im Rathaus ein Standgericht über die Verdächtigen abgehalten. Friedrich Uhl war geflohen. Friedrich Hanselmann wurde sofort wegen “Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt. Als sich Bürgermeister Leonhard Gackstatter und der Ortsgruppenleiter und Lehrer Leonhard Wolfmeyer weigerten, den Todesbefehl zu unterschreiben, wurden sie zwei Tage später verhaftet und ebenfalls zum Tod verurteilt.

Am 10. April 1945 wurden alle drei Männer an den Friedhofslinden aufgehängt.

 

Helmut Klotz - Veröffentlichung der Kriegspläne

Stolperstein

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Stolperstein für Helmut Klotz in Berlin Tempeldorf
© wikimedia commons

Helmut Klotz wurde am 30. Oktober 1894 in Freiburg geboren. Der Marineoffizier und Publizist war 1923 als NSDAP-Mitglied am Hitlerputsch in München beteiligt. 1929 trat er der SPD bei und ging 1933 nach der NS-Machtergreifung über Prag nach Paris ins Exil. Nachdem er sich 1934 für die antifaschistische Volksfront einsetzte, wurde er aus der SPD ausgeschlossen.

Auf Aufsehen sorgte sein 1937 erschienener Band “Der neue deutsche Krieg“. Präzise beschrieb er darin die Aufrüstung in Deutschland und die Angriffspläne auf Frankreich und die Benelux-Staaten. 1939 beriet er das französische Kriegsministerium und stand mit Militärs aus Großbritannien und Polen in Kontakt.

1940 wurde er nach der Niederlage Frankreichs von der Gestapo festgenommen und in das KZ Sachsenhausen überführt. Am 27. November 1942 verurteilte der Volksgerichtshof Helmut Klotz zum Tode. Im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee wurde Helmut Klotz am 3. Februar 1943 ermordet.

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- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -


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