Der Bunterich im Karneval

Schreibanlass zum Bild von Joan Miro und Text von Josef Guggenmos

Texte verfassen

1. Zu Bildern schreiben

Wenn es um das Schreiben zu Bildern geht, denkt man zunächst an die traditionlle Bildbeschreibungen. Dabei gilt es Formen, Farben, Personen, Gegenstände, Gebäude, Positionen und viele andere Detaills des Bildes zunächst gut zu betrachten, mit Worten zu beschrieben und in den weiterführenden Schulen nach einem vorgegebenen Muster zu interpretieren.
Schnell erkennt man jedoch, dass man mit dieser Art von Beschreibung in der Grundschule an Grenzen stößt.

Otto Ludwig und Kaspar H. Spinnen führen dazu aus:
  • "Die Bildbeschreibung bleibt so lange unbefriedigend, wie sie einseitig auf eine bestimmte Form festgelegt ist und nicht dem mehrschichtigen Wahrnehmungsprozeß von Kunstwerken Raum lässt. ... Wenn ein Bild beschrieben werden soll, dann gehören die Empfindungen und Deutungen, die beim Wahrnehmen entstehen, dazu ... Das Wahrnehmen schließt ein Deuten, Ausgestalten und Abstrahiern ein - und zugleich kann es das Bild nie ganz einholen."1
Doch nicht allein der Wahrnehmungsprozess wird gefördert, sondern auch die "ästhetische Sensibilisierung".

So führen Ludwig und Spinner weiter aus:
Der Pickelbeißer
  • "Schreiben zu Bildern unter solchem Vorzeichen bildet nicht nur kognitive Fähigkeiten, sondern auch das emotionlae Vermögen aus. Was empfunden wird, soll in Sprache gefaßt werden, was wiederum zu einer größeren Genauigkeit und Differenziertheit des Empfindens führen kann. Auf diese Weise trägt das Schreiben zu Bildern zu einer umfassenden ästhetischen Bidlung bei."1
Dadurch wird deutlich, "dass das Schreiben zu Bildern einerseits an der Sachen, den Bildern, orientiert ist, andererseits an den Vorstellungen, Imaginationen und Assoziationen der Kinder und Jugendlichen."1

2. Schreiben nach literarischen Mustern

Als einen Aspekt des literarischen Lernens führt Kaspar H. Spinner "Sprachliche Gestaltung aufmerksam wahrnehmen" auf.
Eine aufmerksame Wahrnehmung von sprachlicher Gestaltung kann durch eigene Experimente mit formalen Strukturen erreicht werden.
So erfahren die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel durch das Schreiben eigener Texten nach literarischen Vorlagen besonders nachhaltig, dass Gestaltungsformen bestimmte Wirkungen erzielen können.2

Als Vorlage für das Verfassen eines Textes dient das Gedicht von Josef Guggenmos zum Bild von Joan Miro "Karneval der Halekine".
Ein Textauszug ist im Schülerbuch der Leseschule 3 S. 222-223 (Oldenbourg Verlag) abgedruckt.
"Für die Schreibversuche der Kinder bietet der Text von Guggenmos vielfältige Anstöße, vor allem die Anregung sich an die Stelle des Zeichens zu setzen. ... Neben dem Reichtum an Einfällen, der weitere Assoziationen provoziert, steht mit dem Textauszug ein Repertoire an sprachlicher Mittel bereit, das Kindern Orientierung bietet (Satzmuster, Klang)."3

"Guggenmos läßt das jeweils vorgestellte Zeichen zu Wort kommen, oder er erzählt von ihm. In reizvoller Übereinstimmung mit dem surrealen Charakter der Bildsprache verhilft seine Sprache dem Zeichen zu einem "Soloauftritt". Seine Texte legen nicht Bedeutung fest - sie eröffnen Bedeutungsspielräume."3
Literatur:
1 Otto Ludwig/ Kaspar H. Spinnen "Schreiben zu Bildern" In Praxis Deutsch Ausgaben 113/1992 S.13 - 14, 15
2 Kaspar H. Spinner "Literarisches Lernen" In Praxis Deutsch 200/2006 S. 9
3 Christine Kretschmar/Gisela Martini "Ich bin das Auge ..." In Praxis Deutsch 93/1989 S. 21, 20
Bei diesen Zitaten wurde die Rechtschreibung an aktuelle Regeln angepasst (Susi Eckle-Schaal)

 

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