Ernst Jandl - eulen

Lyrik in der Grundschule

 

 Spiel-Etüden zu Ernst Jandl "eulen"

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Im Bildungsplan 2004 erhält das Gedicht einen besonderen Platz im Fach Deutsch und soll regelmäßig als "Gedicht des Monats" berücksichtigt werden. Dazu gibt es viele Möglichkeiten des handelnden und erprobungsorientierten Umgangs. Bei monatlicher Arbeit mit Gedichten ist Abwechslung gefragt. Manche Gedichte erschließen sich nicht leicht und erfordern spezielle Zugangsmöglichkeiten. In der Zeitschrift Praxis Deutsch Heft 136 weist Ingo Scheller in seinem Artikel "Szenische Interpretation" zugespitzt darauf hin, dass im Unterricht "... Lesen und Interpretationen nicht selten zur sinnenfeindlichen Arbeit verkommen."

In manchen Lesebüchern ist das Gedicht von Ernst Jandl "Auf dem Land" in die Lyrikauswahl aufgenommen. Zu "Fünfter sein" und "Ottos Mops" sind schöne Bilderbücher entstanden.
Im Unterricht einer 4. Klasse wurden Anregungen zu dem Gedicht eulen von Ernst Jandl aufgegriffen Daraus entwickelten sich 2 Doppelstunden wahrer Sinnenfreude.
Besonders interessant ist, dass dieses Gedicht in die neue Ausgabe des Lesebuchs "Kunterbunt Klasse 4" aufgenommen wurde.

Literaturhinweis:
I.Scheller, Szenische Interpretation, Basisartikel in Praxis Deutsch, Heft 136/1996
K.H. Spinner, Spiel-Etuden zu Ernst Jandl "eulen" in Praxis Deutsch, Heft 136/1996
Ernst Jandl/Norman Junge; ottos mops, Beltz & Gelberg 2001 Ernst Jandl/ Norman Junge, fünfter sein, Beltz & Gelberg 2005

 

 Intentionen

Bild In dieser experimentellen Spielform werden die Schülerinnen und Schüler ermuntert sich dem Text dadurch zu nähern, dass sie ihre Stimme und ihre Körperbewegungen erproben. Sie unterlegen dem Gedicht eine Bedeutung und spielen die dazu gehörenden Emotionen so aus, dass die zuschauenden Klassenkameraden das Vorspiel vom Sinn her raten können. Dabei wird in einer Übungsphase in kleinen Gruppen sowohl die Lautstärke der Stimme wie Mimik und Gestik variiert. Durch ihr Spiel verleihen die Schülerinnen und Schüler dem zunächst unverständlichen Text ihr Deutung und damit einen möglichen Sinnzusammenhang. Jede Variante soll in sich schlüssig sein. Der beste Beweis dafür ist es, wenn die gespielte "Geschichte" erraten werden kann.

 

 Textbegegnung

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Als die Kinder in den Klassenraum kamen, stand an der Tafel das Wort eulen, die Schülerinnen und Schüler sollten sich im Halbkreis vor die Tafel setzten. In dieser Situation las eine Schülerin mit vorgeneigtem Oberkörper, gerunzelter Stirn und fragender Stimme "eulen?". Ohne Umschweife war die Klasse mitten in der Arbeit. Es wurde vermutet, was "eulen" wohl heißen könne. Das war ein weites Feld, von einer Unterrichtsstunde über Eulen - aber dann müsse das Wort "Eulen" groß geschrieben werden, bis hin zu der Vermutung, dass es sich um eine Geheimsprache handeln könne. Ausgelöst war diese Vermutung durch eine vorausgehende Unterrichtseinheit zum Thema "Schrift und Schreiben - Geheimschriften". Diese Spur "Geheimsprache" wurde weiterverfolgt und an den ersten Ausruf "eulen?" erinnert. Die Kinder erhielten den Auftrag das Wort so auszusprechen, wie dieses erste Kind. Nach einigen Versuchen und Hilfe durch diese erste Leserin gelang das auch.
Für eine weitere Übungsreihe wurde ein Stuhl in die Kreismitte gestellt. Reihum sollte sich jeder auf den Stuhl setzen und das Wort "eulen" auf eine andere Art sagen. Haltung und Sprechen sollten erkennbar zusammenpassen. Jedes Kind sollte eine eigene Sprechvariante erproben. Es gelang immer besser und abwechslungsreicher.

Nun erhielten die Kinder den Text. Jeder las still für sich. Die Vermutung, dass es sich nur um eine Geheimsprache handeln könne, fand überwiegend Zustimmung. Die SchülerInnen meinten auch, dass es sich um einen Dialog handeln müsse. Über die Anzahl der Beteiligten gingen die Meinungen auseinander.

 

 Unterrichtsschritte

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Es wurde gesammelt, wie viele Mitspieler für die szenische Darstellung benötigt wurde. Es kamen Äußerungen, die am Text begründet wurden zu zwei, drei oder vier Mitspielern. Arbeitsauftrag war es nun Gruppen zu bilden, eine gemeinsame Spielidee zu entwerfen, den Text den Spielern zuzuteilen und die Szene zu üben.
Bei einem ersten Vorspielen der Ergebnisse war es Auftrag für die Kinder, die gerade nicht selbst vortrugen, die Geschichte zu erraten. Meist gelang das recht gut, manchmal waren die gespielten Situationen so speziell, dass noch Zusatzinformationen gegeben werden mussten. Wenn der Hintergrund gar nicht geraten wurde, war das der Einstieg in die Fragen:
  • Was war unverständlich?
  • Wie hätte es deutlicher dargestellt werden können?
  • War die Idee schlüssig?
  • Stimmte sie mit dem Text überein?
  • War alles dargestellt, was im Text enthalten war?
Es zeigte sich, dass jede Gruppe eine eigene Spielidee gefunden hatte. Es ging um den Streit mit der besten Freundin, Probleme beim Aufstehen am Morgen, verschiedene Schulsituationen, Sprachprobleme bei Migranten, die Darstellung einer Musikband. Damit war die erste Doppelstunde beendet. Ausblick auf die nächste Stunde war der Hinweis, dass die Stücke auf Video aufgezeichnet werden sollten.

 

 Videoaufzeichnung

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Nachdem die Gruppe ihre Version vorgespielt hatte und in kurzem Gespräch geklärt wurde, ob die unterlegte Geschichte schlüssig und verständlich war, konnte die Darstellung mit der digitalen Videokamera aufgezeichnet werden. Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse können diese Aufzeichnung selber vornehmen. Da keine großen Veränderungen im Raum auftreten, sind keine Schwenks nötig. Es ist lediglich bei der Ausgangseinstellung darauf zu achten, dass genügend Abstand von der Spielergruppe eingehalten wird.
Videoschnitt ist nicht nötig, da auch hierbei gilt, dass die kurzen Szenen so gespielt werden, wie sie anschließend aufgenommen werden können. Um die Unterrichtsergebnisse z.B. in anderen Klassen vorspielen oder am Schuljahrsende als Erinnerung mitgeben zu können, ist es nötig die Einzeldateien in kleine DVDs abzuspeichern. So kann sich jedes Kind die "Spiel-Etuden" auf dem DVD-Player zu Hause anschauen.

 

 Bildungsplan

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Klasse 2

1. SPRECHEN
Die Schülerinnen und Schüler können
  • verständlich sprechen und anderen verstehend zuhören; von Erlebnissen erzählen;
  • mit anderen über ein Thema sprechen, eine eigene Meinung äußern und so demokratische Verhaltensweisen einüben;
  • erste Gesprächsregeln beachten;
  • kurze Sprüche, Verse und Gedichte auswendig lernen und vortragen;
  • einfache Spielszenen im medialen und personalen Spiel entwickeln;
  • Dialekte und Standardsprache unterscheiden.
Inhalte
  • verlässliche Erzählzeiten
  • Gedicht/Lied des Monats

Klasse 4

1. SPRECHEN
Die Schülerinnen und Schüler können
  • verständlich, situationsangemessen und partnerbezogen sprechen und anderen verstehend zuhören;
  • sich zunehmend hochsprachlich artikulieren;
  • mit anderen gezielt über ein Thema sprechen, es weiterdenken, eine eigene Meinung dazu äußern, zu anderen Meinungen Stellung nehmen und so grundlegende demokratische Verhaltensweisen anwenden;
  • Gesprächsregeln beachten;
  • über das Gelingen von Kommunikation nachdenken und Konsequenzen daraus ziehen;
  • Spielszenen im medialen und personalen Spiel entwickeln und gestalten;
  • ausgewählte Gedichte und Lieder auswendig lernen und vortragen;
  • Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Deutsch, den Fremdsprachen und den
  • Herkunftssprachen entdecken;
  • Dialekte und Standardsprache situationsgemäß und partnerbezogen einsetzen;
  • Originalität und Kreativität von Dialekten erkennen.
Die Schülerinnen und Schüler kennen
  • Methoden und Fachbegriffe, um mündliches Sprachhandeln zu untersuchen und darüber zu reflektieren.
Inhalte
  • verlässliche Erzählzeiten
  • Gedicht/Lied des Monats
  • freies Erzählen und Sprechen, Nacherzählen

2. LESEN/UMGANG MIT TEXTEN UND MEDIEN
  • Informationen zu Texten einholen und sich auch mithilfe von Fachbegriffen über Texte unterhalten (Titel, Verlag, Autorin/Autor, Überschrift, Handlung, Zeile, Abschnitt, Geschichte, Sachtext, Märchen, Gedicht, Vers, Strophe, Reim);

 


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