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3.1 Der Zeppelin 1900 - 1914 in Friedrichshafen

Der Aufstieg des ersten Luftschiffes am 2.7.1900 in der Manzeller Bucht konnte zunächst viel eher wie eine weitere Fremdenverkehrsattraktion in Friedrichshafen anmuten, als der Beginn einer neuen Wirtschaftsära für die Stadt. Beschäftigt mit der Idee des lenkbaren und starren Luftschiffes hatte sich der Graf Zeppelin bereits seit 1874. Mehr Zeit hatte er nach seiner frühzeitigen Pensionierung als General 1890. 1895 wurde ihm das Patent für einen "lenkbaren Luftfahrzug" erteilt, der noch wesentlich anders aussah als die später gebauten Schiffe und aus mehreren untereinander verbundenen Fahrzeugteilen bestehen sollte.

Die amtlichen Stellen und die Öffentlichkeit verhielten sich zunächst ablehnend. Die Wende brachte dann eine positive Stellungnahme des Vereins deutscher Ingenieure 1896. 1898 konnte die "Gesellschaft zur Förderung der Luftschiffahrt" gegründet werden, deren Grundkapital aber zur Hälfte vom Grafen selbst gezeichnet wurde.

In der Manzeller Bucht wurde 1899 eine auf Pontons schwimmende Halle errichtet, in der das erste Luftschiff entstand.

Zunächst waren mit dem Bau des ersten Luftschiffes alle Mittel aufgebraucht. Die "Gesellschaft zur Förderung der Luftschifffahrt" löste sich Ende 1900 auf. Alle Geldbeschaffungsversuche scheiterten. So mussten Luftschiff und Halle 1903 abgebrochen werden. Eine vom König genehmigte staatliche Lotterie sowie staatliche Zuschüsse ermöglichten dann 1904 den Wiederaufbau der nun festen und schräg vom Manzeller Ufer in den See hineinragenden Halle und eines weiteren Luftschiffes.

Aufstieg eines Zeppelins 1908 in der Bucht von Manzell
Aufstieg eines Zeppelins 1908 in der Bucht von Manzell 900x626 Pixel

Nach manchen neuen Widrigkeiten, darunter die Zerstörung des zweiten Luftschiffes bei Kisslegg, stellte das Reich die Mittel für den Bau einer neuen schwimmenden Halle, der sogenannten Reichshalle, vor Manzell zur Verfügung, die 1908 fertiggestellt war. Bevor das Reich, d.h. das Militär, weitere Mittel aufbrachte, sollte jedoch erst in einer mindestens 24-stündigen Fahrt, die Leistungsfähigkeit des Zeppelinschen Systems nachgewiesen werden. Der Rekordversuch am 4. August 1908 endete mit einer Katastrophe. Bei einer Zwischenlandung in Echterdingen nach einem sonst wesentlich glücklich verlaufenen Flug wurde das LZ 4 durch Böen am Boden zerstört und verbrannte.

Doch aus der Katastrophe von Echterdingen wurde das "Wunder von Echterdingen". Eine noch am Unglückstag propagierte Nationalspende mit breitester Beteiligung erbrachte einen Betrag von 6 Mio., dem heute mehr als der 20-fache Betrag in DM (Stand 1984) entsprechen würde, ein Fond, der nun dem Unternehmen für längere Zeit eine solide Grundlage verschaffte.

Die Grundlage der Friedrichshafener Industrie wurde also durch eine Volksspende geschaffen. Auch in Friedrichshafen und allen Gemeinden des Oberamts wurden Sammelstellen errichtet. Aus den Mitteln der Volksspende wurde zunächst mit dem Kapital von 3, dann 4 Mio. die Luftschiffbau Zeppelin GmbH gegründet.

Außerdem beteiligte sich der Graf noch mit 300 000 Mark. Die Geschäftsanteile der GmbH aus der Volksspende wurden wenig später auf die Zeppelin-Stiftung übertragen, in der alle Mittel vereinigt wurden, die nach Rückerstattung früherer Verpflichtungen aus der Volksspende verblieben.

Nun erst konnte das Unternehmen größere Dimensionen annehmen. In Manzell hatten vorher nie mehr als 60 bis 70 Beschäftigte gearbeitet. Eine neue größere Werft sollte nun auf dem Land gebaut werden, da man glaubte, nun auch die Landungen auf festem Boden genügend zu beherrschen und die Unterhaltskosten der schwimmenden Halle zu groß wurden. Die Stadt kaufte ein großes Gelände westlich des Riedleparks, erschloss es und verpachtete es günstig an das Unternehmen. Der Luftschiffbau sollte das Recht haben, das Areal um 2/3 des Ankaufspreises zu erwerben, was 1915 vom Unternehmen auch genutzt wurde.

Was fehlte, waren nun allerdings Bauaufträge. Nachdem das Heer 1908 zwei Schiffe abgenommen hatte, standen weitere Bestellungen nicht in Aussicht. So musste das Unternehmen selbst einen weiteren Abnahmemarkt organisieren. Unter geschickter Ausnutzung der allgemeinen Zeppelin-Begeisterung und des Prestigedenkens deutscher Großstäde wurde die DELAG, die Deutsche Luftschiffahrts-Aktiengesellschaft gegründet, die den Passagierverkehr zwischen den deutschen Großstädten aufnahm. Wirtschaftlich lohnend arbeitete die DELAG nie, sie blieb immer ein Verlustgeschäft, so dass ihr Kapital bis zum 1. Weltkrieg völlig aufgezehrt wurde. Mit ihren insgesamt 6 Schiffen wurde sie auch von manchem Unglück getroffen.

Für einen Normalbürger blieb eine Fahrt im Zeppelin freilich Wunschtraum. Um der "Menge ... die nur den schönen Bau und den eleganten Flug des Luftschiffes bewundern und bejubeln kann, da ihr der Betrag von 200 DM (1984 ca. 5 000 DM) für eine zweistündige Fahrt unerschwinglich ist", wurde ein "Verein für ZeppelinFahrten" gegründet, bei dem gegen einen Mitgliedsbetrag von 6 DM (immer noch über 100 DM) eine Fahrt gewonnen werden konnte. So wurde denen, die durch die Nationalspende erst den Bau der Luftschiffe mit ermöglicht hatten, wenigstens die Chance einer Fahrtteilnahme näher gerückt.

Für den Luftschiffbau war die DELAG aber nicht nur von der kommerziellen Seite her wichtig, sondern auch dadurch, dass sie ihm kontinuierlich die Möglichkeit verschaffte, weitere Erfahrungen mit der Luftschiffahrt zu sammeln.

Der Graf Zeppelin war der DELAG wenig freundlich gesonnen, ihm war die Verwendung der Luftschiffe zur vermeintlichen Stärkung der deutschen Wehrkraft viel wichtiger. Die DELAG war für ihn eine "Krämergesellschaft", die seine Idee zum Gelderwerb profanierte. Der Graf war als General unter wenig ehrenden Umständen verabschiedet worden. So erschien ihm nun der Luftschiffbau in erster Linie als ein Unternehmen, mit dem er zu militärischen Erfolgen Deutschlands beizutragen hoffte, um wenigstens spät noch als Militär Bestätigung zu finden.

Erst im Zuge einer Rüstungsdiskussion ab 1910, insbesondere 1912, wurden die Hoffnungen Zeppelins erfüllt. Die Argumente dieser Diskussion klingen ähnlich, wie sie heute wieder auftauchen: "Wenn Du den Frieden willst, rüste zum Krieg". Und die beste Friedenssicherung sei eine allen anderen Staaten überlegene Luftschiff-Flotte. Durch die Bestellung und Abnahme von 5 Marine- und 9 Heeres-Luftschiffen von 1912 bis zum Sommer 1914 gestaltete sich, wenn auch erstmals, die Ertragslage des Luftschiffbaus etwas günstiger. Die Rüstungsaufträge mögen dem Unternehmen genutzt haben, den Frieden vermochten sie offenbar nicht zu sichern, denn 2 Jahre nach Auftragsvergabe brach der 1. Weltkrieg aus.

Vorher hatte noch das Militär in Friedrichshafen Einzug gehalten. Im Löwental wurde das Gelände des heutigen Flugplatzes vom Reich erworben, Kasernen und eine neue Luftschiffhalle errichtet, 1913 eine Luftschiffer-Kompanie stationiert und eine militärische Luftschiffer-Schule gegründet.


Aufgaben

Lade das Arbeitsblatt "Die Zeppelinzeit 1900 - 1914" Word-Datei herunter und fülle es aus.

  1. Erkläre, mit welchen Hauptproblemen Graf Zeppelin beim Bau der Zeppeline zu kämpfen hatte.
  2. Erläutere, worin die Bedeutung der wirtschaftlich erfolglosen DELAG bestand.

3.2 Die Tochterfirmen und die Arbeiter in Friedrichshafen in der Zeppelinzeit

3.3 Die Stadt Friedrichshafen und ihre Politik in der Zeppelinzeit

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