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5. Friedrichshafen in der Weimarer Republik

Nur die Grundlinien der weiteren Entwicklung seien als Ausblick skizziert: Diese Nachkriegszeit waren die Jahre der tiefgreifenden Strukturkrise der Friedrichshafener Betriebe, die die Umstellung auf neue Produktionsziele zu bewältigen hatten. Innerhalb des Luftschiffbaukonzerns kam es zu Konflikten über die weitere Konzernstrategie, ob eine weitere Ausrichtung auf den Luftschiffbau oder ein Vorantreiben der Diversifikation. Von einem Mythos nahm man ungern Abschied. Die Arbeiterzahlen verringerten sich sofort nach Kriegsende drastisch, die von der Dienstpflicht Befreiten strebten wieder in ihre Heimatorte zurück. Beschäftigung konnten selbst dem verbleibenden Rest die Friedrichshafener Unternehmen nur mit Mühe bieten. Aber bei einer Zahl von zweieinhalbtausend konsolidierten sich schließlich die Beschäftigungszahlen, immerhin etwa fünfmal soviel wie vor dem Krieg.

Die Arbeiterschaft blieb unruhig, sah ihre in der Revolution verfochtenen Ziele nicht erreicht, schließlich gar das Erreichte gefährdet. Dabei bewertet die heutige Geschichtswissenschaft die Massenbewegungen der Arbeiter in der Nachkriegszeit wesentlich positiver als früher, wo die Alternativen auf Bolschewisierung oder Beschränkung aller Veränderungen auf bloße Verfassungsreformen reduziert wurden.

Dass alle Erfolge nicht nur der Arbeiter-, sondern auch der liberalen Bewegung des 19. Jahrhunderts bald auf dem Spiel standen, wurde in Friedrichshafen wiederum früh, bereits 1923 mit der Gründung einer Ortsgruppe der NSDAP deutlich.

Friedrichshafen war in diesen wohl nicht ganz so goldenen 1920er Jahren nicht mehr die verträumte, idyllische Provinz-, Residenz- und Kurstadt. Der Weg führte nach dem Krieg nicht zur Vorkriegszeit zurück. Der Krieg hatte Friedrichshafen in die Rolle der Industriestadt hineinkatapultiert. Und da diese Rolle und die von ihr aufgezwungenen Erfahrungen noch so neu und so rasch gelernt werden mussten, erfuhr die Bevölkerung auch die mit ihr verbundenen Gefahren, Handlungsmöglichkeiten, Gefährdungen vielleicht auch unmittelbarer, sensibler als andere, langsamer gewachsene Städte vergleichbarer Größe.


Aufgabe:

  • Erkläre mit Blick auf den Versailler Vertrag die Bedeutung der Diskussion im Luftschiffbaukonzern über die Ausrichtung auf den Luftschiffbau oder auf das Vorantreiben der Diversifikation (breitere Produktpalette).

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