26.05.2023 Biologie
16.04.2023 Kursstufe

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Langrüsselige Hummel
Langrüsselige Hummel

Evolutive Anpassungen bei Hummeln

Länge des Rüssels

Verschiedene Hummelarten unterscheiden sich deutlich in der Länge des Rüssels. Es gibt langrüsselige Hummeln wie die Gartenhummel (B. hortorum) mit einer Rüssellänge bis zu 15 mm, Arten mit einer mittleren Rüssellänge um 10 mm wie die Ackerhummel (B. pascuorum) bis hin zu kurzrüsseligen Arten wie der Dunklen Erdhummel (B. terrestris) mit einer Rüssellänge unter 7 mm. Langrüsselige Hummeln haben häufig auch einen längeren Kopf. So können sie auch den Nektar in tiefen, engen Blütenröhren erreichen. Bspw. bieten die Blüten von Rittersporn nur Nektar im Sporn, der hakenartigen Verlängerung der zwei oberen Blütenblätter.

Die Unterschiede in der Rüssellänge führen zu einer Verminderung der zwischenartlichen Konkurrenz zwischen verschiedenen Hummelarten. In der Natur besuchen langrüsselige Arten überwiegend Blüten mit tiefen, engen Blütenröhren, kurzrüsselige Arten sind auf Blüten mit offen liegenden Nektarien beschränkt (außer bei Nektarraub). Arten mit mittellangem Rüssel nutzen ein weites Spektrum verschiedener Blütentypen. Schaltet man aber die Konkurrenz durch andere Hummelarten im Experiment aus, besuchen Arten mit langem Rüssel ebenso häufig auch Blüten mit leicht erreichbarem Nektar. Die Breite ihrer ökologischen Nische wird also in hohem Maße durch die Konkurrenz anderer Blütenbesucher beeinflusst. Kurzrüsselige Arten können demgegenüber nicht auf Blüten mit langen engen Kronröhren ausweichen. Eine Ausnahme bildet der Nektarraub. Dabei beißen die kurzrüsseligen Hummeln enge Kronröhren nahe der Nektarien auf und gelangen dann mit ihrem kurzen Rüssel an den Nektar ohne jedoch die Blüte zu bestäuben.

Andere Konkurrenz-Vermeidungs-Strategien

In einem Ökosystem findet man allerdings meist nicht nur eine, sondern mehrere Arten mit ähnlicher Rüssellänge. Allein durch die Rüssellänge kann also Konkurrenz nicht völlig vermieden werden.

Ein wichtiges Konzept ist die Unterscheidung von Nahbereichs- und Distanzsammlern. Nahbereichssammler sammeln vorwiegend in der unmittelbaren Umgebung des Nestes. Sie sind Generalisten, die vorwiegend kleinere Pflanzenbestände besuchen. Ihre Kolonien sind durchschnittlich kleiner als die von Distanzsammlern. Distanzsammler legen demgegenüber größere Sammeldistanzen zurück und besuchen größere blühende Pflanzenbestände (Massentrachten), auf die sie sich zeitweilig spezialisieren. Dies hat auch Einfluss auf das Thermoregulationsverhalten: Nahbereichssammler (wie z.B. die Gartenhummel B. hortorum) befinden sich während der gesamten Sammelzeit weitgehend im Flug, so dass sie ihre Brusttemperatur ständig über 30°C halten müssen. Die dafür notwendige Wärme stammt aus der Muskelarbeit. Distanzsammler senken demgegenüber auf großen Blütenständen oft ihre Brusttemperatur ab und legen den Weg zwischen benachbarten Blüten laufend zurück. Auf diese Weise sparen sie viel Energie. Im Unterschied zu den Nahbereichssammlern weisen sie hohe Werte an Enzymen auf, die ihnen ein schnelles Wiederaufwärmen der Flugmuskulatur durch zitterfreie Thermogenese erlaubt (z.B. bei der Steinhummel B. lapidarius), so dass sie bei Bedarf schnell wieder flugfähig sind.

Aber auch die durchschnittliche Größe variiert: von Hummelarten mit Arten mit einer Körperlänge der Arbeiterinnen von 11 bis 18 mm wie die Feldhummel bis hin zu Arten mit einer Körperlänge von nur 9 bis 15 mm wie die Ackerhummel. Außerdem ist die Lage des Nestes von Art zu Art verschieden. Es gibt Arten wie die Steinhummel, die ihre Nester in der Erde häufig in verlassenen Mäusegängen anlegen, Arten wie die Ackerhummel, die ihre Nester oberirdisch in Grasbüscheln anlegen und Arten, die ihre Nester in Bäumen anlegen wie die Baumhummel. Außerdem beginnen manche Arten ihren Lebenszyklus früh im Jahr wie die Dunkle Erdhummel (nestsuchende Königinnen von Mitte März bis Mitte Mai) und andere Arten spät im Jahr wie die Bunthummel (nestsuchende Königinnen von Ende April bis Anfang Juni).