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26.05.2023 Biologie

Informationen und Materialien zum Fach Biologie in allen Schulformen und für alle Schulstufen


Libellen

Exuvie einer Kleinlibelle (Zygoptera)
Exuvie einer Kleinlibelle (Zygoptera)
Exuvie einer Großlibelle (Anisoptera)
Exuvie einer Großlibelle (Anisoptera)

Körperbau

Libellen haben große Komplexaugen aus 10 000 bis 30 000 Ommatidien, wobei die oberen Einzelaugen dem Fernsehen, die unteren dem Nahsehen dienen. Auf der Oberseite zwischen den Komplexaugen sitzen 3 kleine Punktaugen.

Libellen haben beißende Mundwerkzeuge: 1 Oberlippe (Labrum), 2 Oberkiefer (Mandibeln), 2 Unterkiefer (Maxillen) mit je einem Taster und eine zweilappige Unterlippe (Labium). Libellen haben keinen Wehrstachel, können also nicht stechen!

Die Flügel werden von einem Netzwerk von Adern durchzogen, durch das die Hämolymphe fließt. Das Muster dieses Netzwerk wird zur Artbestimmung herangezogen. Kleinlibellen haben 4 identische Flügel, Großlibellen jedoch nicht (wissenschaftlicher Name: "Anisoptera"=Ungleichflügler). Nahe der Flügelspitze liegt das auffällige Flügelmal ( Pterostigma), dessen Färbung und Umgebung zur Bestimmung herangezogen wird. Libellen schlagen ca. 30 mal pro Sekunde mit den Flügeln und überschreiten eine Geschwindigkeit von 50 km/h nicht. Sie sind sehr gewandte Flieger, sie beherrschen auch gut den Rüttelflug und gewagteste Flugmanöver.

Viele Libellen sind farbenprächtig. Manche Farben werden dabei durch aufgelagerte Wachsplättchen hervorgerufen, so die Hinterleibsfärbung des Plattbauches: man kann die hellblaue Farbe wie den Wachsbelag einer Pflaume abwischen. An Farbstoffen in den Zellen kommen violettbraune Ommine, blaue Ommochrome und Melanine vor.

Libellen in der Nahrungskette

Libellen jagen andere fliegende und sitzende Insekten, wobei sie auch nicht Artgenossen verschmähen.

Libellen werden von Fröschen, Vögeln und Spinnen gejagt. Absolut wehrlos sind sie während des Schlüpfens. Häufig findet man parasitierte Tiere: Larven von Wassermilben der Gattung Arenurus sitzen als kleine rote oder braune Kügelchen an Brust oder Flügeladern. Feinde von Kleinlibellenlarven sind bspw. Wasserwanzen (Wasserskorpion und Stabwanze), Feinde der erwachsenen Insekten bspw. Spinnen.

Kleinlibelle von Spinnen gefangen
Kleinlibelle von einer Spinne gefangen

Weibchen des Plattbauchs, einer Großlibelle (Libellula depressa)
Weibchen des Plattbauchs, einer Großlibelle (Libellula depressa)

Fortpflanzung

Der Hinterleib besteht aus 10 Ringen, die durch weiche Membranen beweglich miteinander verbunden sind. Der letzte Hinterleibsring trägt an seinem Ende bewegliche Hinterleibsanhänge: mit ihnen hält das Männchen das Weibchen während der Paarung und teilweise auch während der Eiablage fest. Diese Hinterleibsanhänge passen zu Gegenstrukturen am Kopf oder an der Vorderbrust der Weibchen wie ein Schlüssel zum Schloss: Auf diese Weise werden zwischenartliche Bastardpaarungen unwahrscheinlicher (mechanische Isolation). Der weibliche Legeapparat befindet sich auf der Bauchseite des 8. und 9. Hinterleibringes. Der Ausführgang der männlichen Keimdrüsen mündet auf der Bauchseite des 9. Hinterleibringes. Die Spermien werden aber kurz vor oder während der Paarung in ein Begattungsorgan an der Unterseite des 2. und 3. Hinterleibringes übertragen, von wo sie dann durch die Hinterleibsspitze des Weibchens übernommen werden. Bei diesem Vorgang räumt das Männchen übriggebliebene Spermien des Männchens zurückliegender Begattungen aus, um zu sichern, dass nur das eigene Spermium bei der Befruchtung zum Zug kommt. Bei der Paarung bilden so Männchen und Weibchen ein Tandem oder sogar ein herzförmiges Paarungsrad.

Libellen legen ihre Eier in Pflanzengewebe oder sie werfen diese aus dem Flug ab. Die Grüne Moosjungfer (Aeshna viridis) sticht bspw. ihre Eier fast ausschließlich in die Krebsschere (Stratiotes aloides) ein.

Die Entwicklung der Larve, die aus dem Ei schlüpft, erfolgt im Wasser. Die Larve hat kleinere Augen und die Flügel werden erst bei älteren Larven als kurze Stummel erkennbar. Die Unterlippe wird zu einer zweigliedrigen Fangmaske, die hydraulisch vorgeschnellt wird. Libellenlarven fressen unspezifisch alles, was sie überwältigen können. An ihrem Hinterende tragen die Larven der Großlibellen (Anisopteren) 5 kräftige Stachel, mit denen sie in Bedrängnis zu stechen versuchen. Kleinlibellen (Zygopteren) weisen am Hinterleibsende 3 lang gestreckte, von Tracheen durchzogenen Blättchen auf. Libellenlarven atmen mit Hilfe eines Teil ihres Darmes, dem sog. Kiemendarm, der durch von Tracheen durchzogene Hautfalten ausgekleidet ist. Libellenlarven häuten sich 7 - 13 mal, die letzte Haut, aus der das fertige Insekt schlüpft, nennt man Exuvie.

Libellenlarven brauchen 1 bis mehrere Jahre für die Entwicklung zum Imago.

Binsenjungfer (Lestes, eine Kleinlibelle)
Binsenjungfer (Lestes, eine Kleinlibelle)
Prachtlibelle (Calopteryx virgo, eine Kleinlibelle)
Prachtlibelle (Calopteryx virgo, eine Kleinlibelle)