Die lateinischen Infinitive

Der Bestand der lateinischen Infinitive

Es gibt in der lateinischen Sprache sechs Infinitive, die aus dieser Tabelle ersichtlich werden.

Tabelle 1: Übersicht über die Infinitive und ihre Endungen

Tempus Zeitstufe Aktiv Passiv

Präsens

 

gleichzeitig

monēre

regere

esse

monērī

regī

-

Perfekt

 

vorzeitig

monuisse

rexisse

fuisse

monitum esse

rectum esse

-

Futur

 

nachzeitig

monitūrum esse

rectūrum esse

futūrum esse

monitum īrī

rectum īrī

-

 

Erläuterungen zu den einzelnen Infinitiven

  1. Der Infinitiv Präsens Aktiv. Man lernt ihn automatisch, wenn man ein Verb als Vokabel lernt. Außer beim Verb esse und seinen Komposita (wie abesse) und bei posse endet er immer auf -re.
    Für die Aussprache ist wichtig, dass der vorletzte Vokal bei diesen Konjugationen lang ist:
    • a- Konjugation: amāre
    • e- Konjugation: monēre
    • i-Konjugation: audīre
  2. Der Infinitiv Präsens Passiv wird fast nur für den AcI benötigt. Er endet bei diesen drei Konjugationen auf -rī:
    • a- Konjugation: amārī (geliebt werden)
    • e- Konjugation: monērī (ermahnt werden)
    • i-Konjugation: audīrī (gehört werden)
    Bei der konsonantischen und der gemischten Deklination endet er auf ī, d.h es wird ein -i an den Stamm gehängt:
    • konsonantische Konjugation: regī (gelenkt werden)
    • e- Konjugation: capī (gefasst/genommen werden)
  3. Der Infinitiv Perfekt Aktiv ist – ohne Ausnahme – an der Endung -isse erkennbar, die an den Perfekt-Aktiv-Stamm gehängt wird:
    amavisse: geliebt haben
    Auch diese Form wird überwiegend für den AcI verwendet.
  4. Der Infinitiv Perfekt Passiv besteht aus dem Partizip Perfekt Passiv (PPP, siehe Übersicht Partizipien) und dem Infinitiv Präsens von esse.
  5. Der Infinitiv Futur Aktiv besteht aus dem Partizip Futur Aktiv (PFA) und dem Infinitiv Präsens von esse. Das PFA wird aus dem PPP gebildet, indem die Silbe -ūr- vor der Kasusendung eingefügt wird (Siehe Übersicht Partizipien).
  6. Der Infinitiv Futur Passiv ist in der Tabelle oben nur der Vollständigkeit halber eingefügt; er kommt sehr selten vor und braucht im Schulunterricht nicht behandelt zu werden.

Tabelle 2: Die Bildung der Infinitive Präsens nach den Konjugationsklassen

  Aktiv Passiv
a-Konjugation amāre amārī
e-Konjugation monēre monērī
i-Konjugation audīre audīrī
konsonantische Konjugation regere regī
gemischte Konjugation capere capī

 

Wie erkennt man die Infinitive?

Infinitive darf man beim Übersetzen nie übersehen, weil sie wichtige Hinweise z. B. auf einen AcI sind. So erkennt man sie:

-re/-ri und -i: Infinitiv Präsens

Die Endsilben -re (Infinitiv Präsens Aktiv) und -ri (Infinitiv Präsens Passiv der a-/e-/i-Konjugation) sind starke Hinweise.

Schwieriger ist der Infinitiv Passiv der konsonantischen und gemischten Konjugation, denn er endet auf -i. Daher kann er leicht mit dem Dativ Sg. der 3. Deklination (regi: „dem König“ und „gelenkt werden“) und dem Genitiv Sg. oder Nominativ Pl. der o-Deklination verwechselt werden.

Also: Doppelt hinschauen bei Wörtern auf -i !

 

-isse: Kein Problem – immer Infinitiv Perfekt Aktiv!

Alle Formen, die auf -isse enden, sind Infinitiv Perfekt Aktiv.

Credo te hoc libenter fecisse: Ich glaube, dass du dies gerne gemacht hast.

Der Infinitiv Perfekt Passiv versteckt sich gerne.

Den Infinitiv Perfekt Passiv erkennt man daran, dass aus dem Partizip Perfekt Passiv + esse besteht.

Aemilius putavit castra capta esse. Aemilius glaubte, dass das Lager eingenommen worden war.

In lateinischen Originaltexten lassen die Autoren oft die Form esse weg. Dann zeigt nur das PPP. an, dass hier ein Infinitiv Perfekt Passiv vorliegt.


 

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