NATO - Militärstrategie und Krisenmanagement

Die Militärstrategie der NATO beruhte prinzipiell auf dem Gedanken der Abschreckung, wonach ein eventueller Angreifer nicht im Unklaren über eine entschlossene Abwehr bleiben konnte. Zwischen 1957 und 1968 galt die Strategie der "Massive Retaliation" (massive Vergeltung), die den konventionellen Vorteil der Sowjetunion und ihrer Verbündeten durch sofortigen Einsatz von Atomwaffen kompensieren sollte. Am Ende der 1960er Jahre verfeinerte sich die Strategie zur "Flexible Response" (flexible Antwort), die Möglichkeiten der Abwehr eines Angriffs von der konventionellen "Direktverteidigung" bis hin zum generellen Einsatz von Nuklearwaffen, daneben aber auf jeder Stufe die Möglichkeit zur sofortigen Deeskalation vorsah. Alle Strategien aber beruhen auf der Voraussetzung, daß selbst bei einem atomaren Schlagabtausch das eigene Überleben gesichert bleibt – eine Kalkulation, die sich im Lauf der 1980er Jahre zunehmend als Illusion erwiesen hat.

Nachdem der Warschauer Pakt durch den Niedergang des sozialistischen Systems seine militärische Bedeutung verloren hatte und 1991 aufgelöst wurde, stellte sich kurzzeitig auch die Frage nach der Auflösung auch der NATO. Allerdings erkannten die ostmitteleuropäischen Staaten schnell die Möglichkeit, mit einer Mitgliedschaft in der NATO dem sowjetisch-russischen Hegemoniestreben ein Gegengewicht entgegensetzen zu können. Damit gerieten aber sowohl sie selbst als auch die NATO in Konflikt mit Rußland, das in einer Ost-Erweiterung der Organisation ein erhebliches Sicherheitsrisiko und sogar eine Gefährdung seiner selbst vermutete - wenn auch diese Vermutung mehr aus nationalistischen Gründen hochgespielt worden sein dürfte. Bald gestand die russische Regierung zwar einen NATO-Beitritt z.B. Polens zu, wehrte sich aber weiterhin vehement gegen eine Mitgliedschaft der Baltischen Staaten.

Nato-Kooperationsrat
Pressekonferenz anlässlich der gemeinsamen Sitzung der NATO mit den Repräsentanten von 9 mittel- und osteuropäischen Staaten am 20. Dezember 1991. © NATO

In dieser Situation wurde mit der Gründung des NATO-Kooperationsrats (NAKR; engl. North Atlantic Cooperation Council, NACC) am 20. Dezember 1991 das Verhältnis zur Sowjetunion bzw. zu Russland auf eine neue Basis gestellt. Er diente vor allem dazu, weiterhin Vertrauen in die NATO zu schaffen und vor allem Rußland davon zu überzeugen, daß die NATO keine aggressiven Absichten gegenüber dem ehemaligen Warschauer Pakt hatte. Dassselbe Ziel verfolgte auch die „Partnerschaft für den Frieden“. Sie war kein formuliertes Programm, um die NATO zur gesamt-europäischen Friedensorganisation zu machen, sondern stellte unverbindliche Klauseln zur „prinzipiellen“ Öffnung einem ebenso unverbindlichen Angebot zur Zusammenarbeit an die „Mitgliedsländer des Nato-Kooperationsrats und andere interessierte Staaten“ gegenüber.

Das bedeutete einen Wandel von der reinen Verteidigungsgemeinschaft zu einem Instrument von Konfliktprävention und Krisenmanagement sowie zur Abwehr des internationalen Terrorismus, schließlich auch mit dem Ziel, die Weitergabe von Massenvernichtungswaffen zu verhindern. Mit diesem 1992 verkündeten strategischen Konzept war auch eine Ausweitung des Operationsgebiets auf Länder außerhalb des eigentlichen Bündnisraums (Out of Area) auf der Basis von Mandaten durch den UN-Sicherheitsrat oder die OSZE verbunden.