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Wildbienen

Schenkelbiene, eine Wildbiene, übernachtet in einer Blüte des Punkt-Gilbweiderichs (Lysimachia punctata)
Wildbiene übernachtet in einer Blüte des Punkt-Gilbweiderichs
In Baden-Württemberg sind etwa 460 Bienenarten bekannt.
In Baden-Württemberg sind etwa 460 Bienenarten bekannt.

Systematik

Der Begriff "Wildbiene" stellt keine systematische Einheit dar, sondern bezeichnet alle wild lebenden Bienen, die nicht vom Menschen domestiziert sind, also alle außer der Honigbiene (Apis mellifera). Zu der Familie der Bienen (Apidae) gehören bspw. die Sandbienen (Andreninae), die Bauchsammlerbienen (Megachilinae) und die "echten" Bienen (Apinae) mit den Hummeln (Gattung Bombus) und der Honigbiene (Apis mellifera).

In Baden-Württemberg sind etwa 460 Bienenarten bekannt, davon natürlich ist die Honigbiene Apis mellifera die bekannteste. Die meisten Arten sind auffallend behaart, unter anderen natürlich die Hummeln (Gattung Bombus).

Ernährung

Bienen verfüttern ausschließlich Pollen und Nektar an ihre Larven. Pollen sammeln sie mit besonderen Sammeleinrichtungen an den Hinterbeinen oder am Hinterleib. Bei Pollen sind sie häufig auf ganz bestimmte Blütenpflanzen angewiesen, wohingegen Nektarquellen meist austauschbar sind. Bienen sind die hauptsächlichen Bestäuber von vielen Wild- und Kulturpflanzen.

Fortpflanzung

Bienen nisten in Erde, morschem Holz, in dürren Pflanzenstängeln und sogar in leeren Schneckenhäusern. Die Weibchen mancher Arten bauen auch ihre Nester außen an Steinen, in dürren Stängeln und morschen Baumstämmen. Als Material zum Bau der Brutzellen verwenden sie Lehm, Sand, Steinchen, Pflanzenhaare usw.. Die Männchen dagegen sterben meist kurz nach der Paarung.

Aus dem Ei entwickelt sich eine Larve, deren letztes Stadium in der Regel überwintert (Diapause). Im Frühjahr des nächsten Jahres verpuppt sie sich und schlüpft mehrere Wochen später. Die Larven mancher Arten verpuppen sich noch im Jahr der Eiablage und entwickeln sich zum erwachsenen Insekt, das dann überwintert. Diese Arten erscheinen dann besonders früh im Frühjahr.

Das Nest einer Wildbiene besteht aus hintereinander liegenden Kammern mit je einem Ei und Pollen und Nektar als Larvennahrung.
Nest einer Wildbiene: hintereinander liegende Kammern mit je einem Ei und Pollen und Nektar als Larvennahrung
Erdnest einer Wildbiene
Erdnest der Winzigen Furchenbiene (Lasioglossum pauxillum) mit zwei Nesteingängen mit Schornsteinen

Beobachtung

Am besten beobachten kann man sie an ihren Nahrungspflanzen. Dabei erscheinen die ersten Arten Ende Februar/Anfang März und die letzten Arten sieht man im September. Häufig übernachten Wildbienen im Kelch von Blüten, bspw. Glockenblumen. Bei starkem Wind und Regen fliegen Wildbienen nicht. Auf südexponierten Lagen kann man häufiger Wildbienen beobachten als auf nordexponierten. 500 m üNN scheint für viele Wildbienen eine Höhengrenze zu sein. Im Wald besiedeln manche Arten auch die Wurzelteller von umgestürzten Bäumen.

Lebensräume

Wildbienen kommen an warmen Stellen dort vor, wo bestimmte für ihre Leben notwendige Requisiten vorkommen:

  • Nahrungspflanzen
  • Nistgelegenheiten

In Wäldern findet man Wildbienen deswegen an warmen südexponierten Waldrändern, auf Waldwiesen und auf Kahlschlägen. Als Pollenquellen werden Weide (Salix), Ahorn (Acer) und Eiche genutzt. Außerdem Huflattich (Tussilago farfara), Gilbweiderich (Lysimachia) und Wald-Ziest (Stachys sylvatica).

Wildbienen findet man auch in der Großstadt, sofern die Lebensraumrequisiten vorhanden sind: in Stuttgart findet man etwa 200 Wildbienenarten. Im Stadtgebiet an Straßenböschungen, Bahnanlagen und in extensiv genutzten Weinbergen und Streuobstwiesen, im offenen Land auf mageren Wiesen.

Schutz

Alle Bienen sind in Deutschland besonders geschützt. Fast die Hälfte steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Der 111-Arten-Korb des Aktionsplans Biologische Vielfalt des Landes Baden-Württemberg umfasst als sechs Vertreter der Wildbienen u.a. die Blaue Holzbiene Xylocopa violacea.

Wollbiene (Anthidium) an Wiesen-Storchschnabel
Wollbiene (Anthidium) an Wiesen-Storchschnabel
Graue Sandbiene auf Gänseblümchen
Graue Sandbiene (Andrena cineraria) auf Gänseblümchen

Nutzen für den Menschen

Wildbienen und die Honigbiene bestäuben zahlreiche Wild- und Kulturpflanzen wie z.B. auch Obstbäume und Gemüsepflanzen. Deswegen werden heutzutage neben Honigbienen auch Hummelvölker v.a. von Gemüseproduzenten gekauft und in Gewächshäusern (ab 200 m2) aufgestellt. Hummeln stechen seltener als Bienen und besuchen auch pro Zeiteinheit mehr Blüten als diese. Außerdem fliegen sie auch schon bei niedrigeren Temperaturen als Honigbienen (ab 8°C). Allerdings werden in Deutschland Erdhummeln (Bombus terrestris) eingesetzt, bei denen südeuropäische Rassen eingekreuzt wurden, so dass die Gefahr besteht, dass die einheimischen Erdhummelrassen verdrängt werden. Selbst bei Tomaten, die ja eigentlich Selbstbestäuber sind, sorgen Hummeln für einen gleichmäßigeren Fruchtansatz, obwohl sie einen Teil des Pollens abstreifen und damit ihre Brut füttern. In Konstanz kann man Mauerbienen für Obstplantagen beziehen und in Japan werden solitäre Wildbienen wie die gehörnte Mauerbiene (Osmia cornifrons) in großem Maßstab im Obstbau eingesetzt.

Blauschwarze Holzbiene Xylocopa violacea