Die griechischen Dialekte

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1. In Griechenland wurden über 30 verschiedene Dialekte im Alltag gesprochen und in offiziellen Dokumenten (z. B. Inschriften) verwendet, z. B. sprachen die Spartaner lakonisch, die Thebaner böotisch, die Milesier ionisch.

Die ursprünglich gesprochenen Dialekte des Griechischen lassen sich in vier Hauptgruppen einteilen:

  • Attisch-ionisch: Attika, Euböa, Kykladen, Ionien (südliches Kleinasien)
  • Westgriechisch/Dorisch: Nordwest- und Zentralgriechenland, Großteil der Peloponnes, viele Kolonien im Mittelmeerraum (z. B. Syrakus auf Sizilien)
  • Äolisch: Thessalien, Böotien, nordöstliche Ägäis, lesbisch
  • Arkadisch-kyprisch: Arkadien (Peloponnes), Zypern

Karte zu den Verbreitungsgebieten der griechischen Dialekte

2. Aus diesen gesprochenen Dialekten entwickelten sich literarische Dialekte, in denen nach und nach bestimmte Literaturgattungen (unabhängig von der Herkunft des Autors!) verfasst wurden:

  • Attisch (5.-4. Jh. v. Chr.):
    • Tragödie und Komödie (Sprechpartien): Aischylos, Sophokles, Euripides – Aristophanes
    • Geschichte: Thukydides, Xenophon
    • Reden, z. B. Lysias, Demosthenes
    • Philosophie: Platon, Aristoteles
  • Ionisch
    • Epos: Homer, Hesiod (8.-7. Jh. v. Chr.)
    • Elegie (ionische Elemente):  Archilochos, Tyrtaios, Solon (7.-6. Jh. v. Chr.)
    • Erste Prosa: ionische Naturphilosophie (Anaximander, Anaximenes), Herodot (Geschichte) (6.-5. Jh. v. Chr.)
    • Medizin: Hippokrates und seine Nachfolger (5.-4. Jh. v. Chr.)
  • Äolisch/Lesbisch (7.-6. Jh. v. Chr.)
    • Lyrik: Alkaios, Sappho
  • Dorisch (6.-5. Jh. v. Chr.)
    • Chorlyrik: Pindar, Tragödie und Komödie (Chorpartien)

Das Griechische, wie es in der Schule gelehrt wird, entspricht in Laut- und Formenlehre dem literarischen Dialekt des Attischen, wie er in Werken des 5. und 4. Jahrhunderts v.  Chr. belegt ist.

3. Bereits in klassischer Zeit entwickelt sich aus einer Version des Attischen (mit ionischen Elementen) eine gemeinsame offizielle Verkehrssprache für Handel und Diplomatie.

In der hellenistischen Zeit bildet dies die Basis für den Dialekt der Koine (κοινή [γλῶσσα] gemeinsame/allgemeine [Sprache]). Dieser Dialekt setzt sich zunächst im östlichen Mittelmeerraum im offiziellen und literarischen Bereich und schließlich auch als gesprochene Sprache durch. Die Koine wird schließlich zur meistgesprochenen Sprache im Mittelmeerraum und damit gewissermaßen zum „Englisch der Antike“, das auch jeder gebildete Römer beherrschte.

In Koine schreiben:

  • die Übersetzer der Septuaginta (griechische Version der hebräisch-aramäischen Bibel [1])
  • Polybios (Universalhistoriker aus dem 2. Jh. v. Chr.)
  • Plutarch (Verfasser von biographischen und philosophischen Schriften aus dem 2. Jh. n. Chr.)
  • die Verfasser des Neuen Testaments

Die Koine ist Grundlage aller späteren Formen des Griechischen und somit auch des heutigen Griechisch.


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